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Dinge, die ich mag No. 3: Wider die namenlose Jahreszeit

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Manchmal hilft es nur noch, mich in schönen Dingen zu verlieren. Um nicht verrückt zu werden an Welt – oder besser: mit der Welt. Hier ein paar Dinge, die ich mag. 

Ein Teppich namens Desert, weil weite, warme Wüstenfarben in diesen grauen Wochen zwischen Winter und Frühling, für die man eine eigene Jahreszeit erfinden müsste, bisweilen so unerträglich sind. Dazu passt die sonnenblumengelbe Decke und der südafrikanische Halb-Sonnenring.

Das Sweatshirt würde mich sicher gut durch diese namenlose Jahreszeit bringen, wäre es verfügbar und dann noch in meiner Größe. Alternativ ließe ich mich auch von dieser grünen Strickjacke durch das nassglänzende Grau begleiten, bis die Temperaturen es gestatten, in diesen wunderbaren Play Suit zu steigen – und diese schlichten, flachen Schuhen

Bis dahin behelfe ich mir mit meinen liebsten Blumen. Allein der Klang ihres Namen entzückt: Ranunkeln

KW 7 #ichfragemich

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Warum greift der Nationalismus (wieder) so aggressiv um sich? Warum ist er für so viele so attraktiv? Ist es die unheilvolle Verbindung aus Komplexitätsreduktion und Teilhabeversprechen? 

"Aus kulturalistischer Sicht wird Nationalismus ...
  1. als ein System gedachter Ordnungen verstanden, das geeignet ist, Menschen zu Gruppen zu integrieren. 
  2. Die Abgrenzung gegenüber „anderen“ ist für den Nationalismus konstitutiv. Er ist eine Integrationsideologie, in der Inklusion und Exklusion einander bedingen. 
  3. Nationalismus beruft sich auf einen scheinbar überzeitlichen ethnischen Kern, den er jedoch selbst erst hervorbringt Deswegen sind 
  4. nationale Mythologeme für seine Legitimation und Verbreitung von entscheidende Bedeutung.
  5. Weiterhin ist die Konstruktion spezifischer Geschlechtsidentitäten dem Nationalismus inhärent. Unter politischem Gesichtspunkt wird unter Nationalismus 
  6. ein säkulares Glaubenssystem verstanden, das als oberstes Legitimationsprinzip Anspruch auf Loyalität und Vorrang vor anderen Werten erhebt. Nationalismus bezieht sich 
  7. auf ein bestimmtes Territorium und tendiert dazu, die Grenzen von Nation und Staat zur Deckung zu bringen. 
  8. Zwischen Nationalismus und Krieg herrscht eine innige Wechselbeziehung. 
  9. Nationalismus enthält eine Teilhabeverheissung und greift damit über bestehende politische Ordnungen hinaus. Unter Berufung auf den Nationalismus lassen sich Partizipationsansprüche anmelden. 
  10. Daher vermag Nationalismus Menschen zum Handeln zu bewegen."
Hat der Nationalismus jemals etwas anderes als Krieg, Zerstörung und Leid hervorgebracht? Das habe ich mich – nicht ohne Angst, um die mir so lieb und teure offene, freie Gesellschaft – gefragt.
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Was ich außerdem GETAN habe in der verflixten 7. Woche dieses menschenfressenden Jahres.

Ein Blick hinter HappyMomStyle

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Fröhlich, frisch und irgendwie keck. Wunderbar verspielt und leidenschaftlich liebevoll. Das waren meine Gedanken als ich HappyMomStyle auf Instagram entdeckte. Neugierig wie ich bin, musste ich der Sache auf den Grund gehen. Wer steckt hinter diesem Gute-Laune-Kunterbunt? Wer holt es sich ins Haus? Und wie sieht es wohl im eigenen Zuhause aus?

Das und noch ein wenig mehr habe ich die Produktdesignerin und glückliche Zweifach-Mama aus München gefragt. Vielen Dank für das kurzweilige Gespräch, liebe Nina, mit dem ich nun allen einen frisch-fröhlichen Start in die neue Woche wünsche.
.Für 

Was ist Happymomstyle?
Papier. Glitzerpulver. Die Liebe zum Detail. Möbel. Objekte.

Wer steht hinter Happymomstyle?

Ich. Nina Greif-Reitzenstein. 37. Stylistin. Mama von 2 Mädels (4 Jahre und 8 Monate). Frau von Spenglermeister und Part-time Schreiner. 

Mini Vita:
  • Waldorfschule. Fachabitur in London. 
  • Studium in London (London Collage of Fashion: Product Design und Illustration). 
  • Danach Berlin, Hamburg und Kapstadt zum Reisen und Arbeiten. 
  • Wieder in München, Kostüm/Styling Assistenzen bei TV. Film.
  • Theater und Foto. Ab da Stylistin für Werbung (TV und Print).
Was macht den Happymomstyle besonders?
INDIVIDUALITÄT. ECHTHEIT. LIEBE. FANTASIE.
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Für wen arbeitet Happymomstyle?

Redaktionen. 
Produktionsfirmen. 
Eventagenturen. 
Kindergärten. 
Fotografen. 
PR Agenturen. 
Unternehmen. 
Labels. 
Festivals. 
Shops.
Privatkunden für Feste (Hochzeiten, Taufen, Geburtstage etc.).
Privatkunden für Räume/Interior/Deko.
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Wie kriegt man dich?
Am besten über E-Mail an info@happymomstyle.com oder whatsapp, über Facebook oder Telefon 0176.63035007 oder Instagram.
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Was waren die schönsten Aufträge und auf welche freust du dich am meisten?
Da gab es viele schöne Projekte. Ein Projekt war besonders schön. Im Glockenbachviertel eröffnete ein Mutter-Kind-Café mit Kinderbetreuungsräumen. Ich habe einige Räume und das Aussengelände gestaltet. Um die schönsten Vintage Möbel zu finden, bin ich stundenlang über Dörfer gefahren, und habe auf Bauernhöfen nach alten Möbeln gefragt. Mein Geheimtipp... die haben die tollsten Schätze in ihren Heustadeln ;-).

Generell liebe ich an meinen Jobs bzw. Aufträgen, dass ich Menschen glücklich machen kann. 

Da fällt mir noch schnell ein Beispiel ein. Einmal habe ich ein Kinderzimmer neu eingerichtet. Die Mutter rief mich an und berichtete, dass die Kinder das Kinderzimmer nicht mehr verlassen würden. Sie fühlten Sie sich so wohl in ihren neuen vier Wänden. :-) Das war toll!

Besonders freue ich mich jetzt im Februar auf ein großes Kinder-Fotoshooting. Dass wird eine ziemlich aufwendiges, künstlerisches Projekt.
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Wie und wo lebst du? Und wie sieht euer Zuhause aus – findet man den Happymomstyle dort wieder?

Wir wohnen zu viert in einer 3-Zimmerwohnung mit einem eigenen kleinen Gärtchen (das Highlight der Wohnung) im Glockenbachviertel in München. Unseren Wohnstil würde ich als Scandinavia meets Bavaria beschreiben. Viel Weiß und Holz. Alte und neue Möbel, gemixt mit Fundstücken und Erbstücken aus vergangenen Zeiten. Ein bisschen Happymomstyle gibts in jedem Raum. 

Mein Arbeitsplatz ist definitiv der bunteste Fleck in der Wohnung. Ich liebe ihn. This is where the Magic happens.
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Welche Orte in und um München empfiehlst du mir, sollte ich es endlich einmal schaffen, mit meiner siebenjährigen Tochter für ein paar Tage (Wochenende Plus) zu kommen?
München ist mit Sicherheit nicht so spannend wie Berlin, dafür gemütlich und überschaubar. Außerdem wissen wir die Bergnähe sehr zu schätzen. Da sind wir nämlich fast jedes Wochenende :)

Meine Tipps: Am besten kommt ihr im Sommer. Da kann man an der Isar spazieren, grillen und schwimmen – und das alles mitten in der Stadt. Es gibt viele tolle Biergärten und sehr zu empfehlen sind auch die Hofflohmärkte. Da habe ich schon Tolles gefunden. 

Mein liebster Kinderladen ist das Stadtkind in der Innenstadt. Den besten Kaffee, die leckersten Kuchen und außergewöhnliche Schokolade gibts in der Götterspeise. Zum Mittag- oder Abendessen gehen wir am liebsten ins Hey Luigi. Da gibt es internationale Küche, neu kombiniert. Die mögen Kinder, das Essen ist immer lecker, und das Publikum jung (so zwischen 30 und 50. Eben so wie wir.  :)).

Außerhalb von München gibt es viele Seen, die man unbedingt besuchen sollte. Mein liebster See ist der Ammersee, das liegt möglicherweise daran, dass ich in seiner Nähe aufgewachsen bin.
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M i MAMIX #1980er

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Dass ich ein gewisses Faible für die 1980er Jahre habe, ist euch sicherlich nicht entgegen. Hie und da kommt es doch recht deutlich zum Ausdruck. Nun habe ich endlich begonnen, meine liebsten Songs aus dem Vorwende-Jahrzehnt in einer Playlist zu sammeln. Zum aktuellen Zwischenstand auf Spotify geht es da lang. Die Interimsliste findet ihr hier:

    Welches sind eure Lieblingslieder aus den 1980ern? Und welche Stücke könnte und/oder sollte ich unbedingt noch in meine Playlist aufnehmen?

    Der weltbeste Zitronenkuchen für "unter der Woche"

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    ... zumindest der beste meiner kleinen Welt ist der Getränkte à la Betty Bossi. Sein Geheimnis liegt im Zitronenguss. Er verleiht ihm diese wunderbare "Knietschigkeit"(gibt es das Wort eigentlich offiziell?). Dazu ist er auch noch ruckzuck und easy peasy gemacht. Ein Kuchen für Zwischendurch also, für werktags und unter der Woche. 

    So geht's: 

    Der Teig
    250 gzimmertemperierte Butter weich rühren
    250 gZucker hinzugeben
    4Eier dazugeben und alles gut miteinander verrühren
    2Zitronen reiben und Schale dazugeben
    250 gMehl
    1 TLBackpulver und 
    1 PriseSalz 
    1 Priseechte Vanille unterrühren  

    Den Teig anschließend in gut eingefettete Kuchenform füllen und bei 180°C ca. 60 Minuten backen. 

    Der Guss
    100 gPuderzucker in
    100 mlZitronensaft auflösen

    Wenn der Kuchen ein wenig ausgekühlt ist, mehrmals einstechen und mit dem Guss tränken. Fertig. Köstlich! Dazu einen Cortado [span.: gekürzt, geschoren]: Espresso mit ein wenig Milch und etwas mehr Milchmädchen [gezuckerte Kondensmilch aus der Tube] und der Moment ist perfekt.
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    KW 8 #unaufgeregt

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    Meine achte KW verhielt sich zur siebten wie Schöneberg zum Friedrichshain: unaufgeregt. Während die Welt um mich herum weiter verrückt spielte, war ich damit beschäftigt, die meine um- und aufzuräumen. Dabei begegnete mir so manch Bemerkenswertes. Dies etwa: 
    Habt's fein. Und ein entspanntes Wochenende!

      Ein Blick hinter Kerstin Reilemann

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      Sechs Jahre lang hat sie erfolgreich ein Unternehmen aufgebaut, das mit der Verleihung des German Design Awards 2016 im November letzten Jahres seinen vorläufigen Höhepunkt erreichte. So hätte es weitergehen können. Doch am 1. Februar verkündet Kerstin Reilemann via Facebook, dass sie SNUG.STUDIO verlassen und sich neuen Kreativ-Abenteuern zuwenden werde. Was war ich überrascht! Und – ihr kennt mich – neugierig zu erfahren, wie es zu dieser Entscheidung kam. 

      Im heutigen Montagsinterview erzählt die studierte Innenarchitektin aus Hannover, was sie zu diesem – mutigen – Schritt veranlasste und wohin die Reise geht. Hab herzlichen Dank, liebe Kerstin, für die Ein- und Ausblicke. 

      Ich wünsche dir für dein Vorhaben ganz viel Freude, Erfolg und das nötige Quentchen Glück – und euch allen eine spannende Lektüre und einen guten Start in die KW 9.
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      Nach erfolgreichen Jahren mit und bei SNUG gehst du nun eigene neue Wege. Wie werden diese neuen Wege aussehen?
      Ich hole mal ein wenig aus – und hoffe, dass ist ok! ;)

      Ich habe mich seit dem Innenarchitektur-Studium eigentlich immer wieder mit unterschiedlichen gestalterischen Themen beschäftigt, so dass das Produktdesign nicht unbedingt die einzige Richtung ist, die mich interessiert. Schuld war wahrscheinlich meine Hochschule, an der ich studiert habe – interdisziplinäres Arbeiten wurde dort sehr groß geschrieben :). Schon während des Studiums habe ich mit drei Freundinnen begonnen, eigene Projekte in die Tat umzusetzen. So entstanden verschiedene soziale, interaktive Installationen im Rahmen von Veranstaltungen und im urbanen Raum (siehe Näheres in meinem Portfolio). Das war eine tolle Zeit und ich bin mit den dreien immer noch eng verbunden, auch wenn wir mittlerweile zwischen Hannover und Berlin pendeln müssen, um uns zu sehen. Nach dem Studium war bei mir dann Familienplanung angesagt. Während der Schwangerschaft habe ich noch als Freelancer an einigen Kunst- und Veranstaltungsprojekten mitgearbeitet. Dann wurde Emil geboren und somit war ich eine Zeitlang eher kreativ im Kinderzimmer-Gestalten und Kaufmannsladen bauen :).

      Da mir aber das Kinderwagen-Schieben und Kaffeetrinken mit Freundinnen irgendwann nicht mehr gereicht hat (obwohl es echt toll war!), musste irgendetwas Gestalterisches her, das ich gut von zu Hause aus machen kann. So habe ich angefangen, kleine Produkte aus Holz zu entwerfen und diese bei Dawanda unter dem Label domestic candy zu verkaufen. Süße Produkte von zu Hause – inspiriert durch mein Mutterdasein. So kam ich zum Produktdesign.

      Als Emil dann in der Kita war, hatte ich vor, richtig durchzustarten: „Ein Studio wäre toll und vielleicht noch jemand, mit dem man zusammen arbeiten könnte!“– auch ein Überbleibsel aus den Lehren des Studiums – Teamarbeit! Schon kurze Zeit später habe ich dann Berit über eine gemeinsame Freundin (Anne von enna und Anny Who) kennengelernt. Sie hatte gerade genug von ihrem Job im Architekturbüro und wollte auch gerne was Eigenes auf die Beine stellen. Gesagt – und erfolgreich – getan. 6 Jahre SNUG.STUDIO, Produktdesign mit eigenem Vertrieb. Bis hierher gemeinsam und nun weiter mit Berit und ihrem Mann Heiko, der im letzten Jahr mit eingestiegen ist.

      Nun freue ich mich auf die nächsten gestalterischen Projekte, die auf mich zukommen.
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      Welche das sein werden, wird sich jetzt erst im Machen herauskristallisieren. Aber so viel vorweg: Es wird in Richtung Styling, Art Direction gehen. Ob als Freelancer, angestellt oder beides, ist noch offen. Aber auch meiner persönlichen Vorliebe für Handmade und Do-It-Yourself- Projekte werde ich weiterhin nachgehen und diese ausbauen. Wer weiß, dabei springen dann vielleicht ein paar Unikate oder die ein oder andere limitierte Auflage von – ich denke eher künstlerischen – Produkten heraus, die ich dann online auch verkaufe. So ganz kann ich dann doch nicht aus meiner SNUG-Haut, aber eben ab jetzt eher sehr zurückhaltend und als persönliche Herzensangelegenheit und weniger als Haupteinnahmequelle.

      DIY ist aber nicht nur ein Thema, mit dem ich mich persönlich, sondern weiterhin professionell beschäftigen möchte. Schon seit längerem entwickle ich ja (unter anderem mit Berit) für das Familienmaganzin Nido „Selber-Machen-Projekte". Im aktuell erschienenen Buch Selber machen! sind auch viele unserer Projekte enthalten.
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      Was war Anlass und Motivation für den "Alleingang"?
      Die letzten sechs Jahre waren eine tolle Zeit: SNUG.STUDIO aufzubauen, es wachsen zu sehen und immer wieder kleine und größere Erfolge feiern zu können. Nur habe ich mich in der Zeit auch stark weiterentwickelt, genauso wie Berit. Mit unserer Philosophie und unseren Ziele haben wir dabei einfach unterschiedliche Richtungen eingeschlagen. So ist das eben manchmal und das ist auch okay so.

      Natürlich war es ein etwas längerer Prozess, in dem wir uns erst einmal klar darüber werden mussten, wie und ob wir miteinander weiter nach vorne gucken. Am Ende haben wir freundschaftlich entschieden, dass wir getrennt voneinander beide besser zu unserer alten Form, zu unserem anfänglichen Enthusiasmus, zurückfinden.
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      Wenn du zurück blickst: Was war SNUG für dich?
      Die höchste Qualität von Arbeit ist, wenn sie sich nicht wie Arbeit anfühlt. SNUG.STUDIO war für mich mein zweites Zuhause. Es war ein Projekt, das wir mit viel Freude und Elan angegangen sind, um daraus ein echtes Unternehmen zu machen. Und das hat ja auch recht gut funktioniert :). In den letzten ein bis zwei Jahren habe ich jedoch immer mehr gespürt, dass meine Vorliebe für die gestalterische Arbeit dabei etwas zu kurz gekommen ist.

      Wenn man die eigenen Produkte selbst produzieren lassen und erfolgreich vertreiben will, bedeutet das weitaus mehr als die Produkte in einen Onlineshop einzustellen und zu warten. Interne Strukturen und planvolles Handeln sind das A und O. Stand am Anfang das Produktdesign ganz groß oben auf unserem Plan, so haben wir schnell gemerkt, dass von einem guten Marketing, Vertrieb, Logistik, Lagerhaltung, Mitarbeiterführung bis hin zu Controlling- und Steuerthemen (…hab ich was vergessen?) alles mindestens genauso wichtig ist.
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      Ich habe so unermesslich viel gelernt in diesen Jahren und kann es super für alle kommenden Unternehmungen und Projekte nutzen.
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      Wie geht es mit SNUG weiter ohne Kerstin Reilemann? Worauf dürfen wir uns freuen?
      Ich bin mir ganz sicher, dass es tolle neue Produkte geben wird. Ich halte sehr viel von Berits Gespür dafür, die Dinge auf den Punkt zu bringen. Wir können uns also sicher auf neue klare Produkte mit dem gewissen Etwas freuen. Aber am besten wissen das natürlich Berit und Heiko selber.

      Worauf freust du dich am meisten?
      Darauf, dass ich für mich der gestalterischen Prozess wieder in den Vordergrund stellen kann. Egal, ob ich ein Do-It-Yourself-Projekt für eine Zeitschrift umsetze, kleine Unternehmen unterstütze, ihren öffentlichen Auftritt zu verbessern, Stylings für Produkte und Interior entwickele, Handmade-Produkte entwerfe und herstelle oder mit großen und kleinen Menschen Kunstprojekte mache.

      Noch ist alles sehr frei und offen, aber je mehr ich in mich hineinhorche, je mehr ich an vergangenen Projekten zusammentrage, desto genauer zeichnet sich gerade ein Konzept für mich ab. Interdisziplinäres Arbeiten eben :)
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      Was sind deine aktuellen Projekte?
      Da bin ich noch ziemlich am Anfang. Ein Projekt ist meine neue Homepage, die vor allem als Portfolio funktioniert und potenziellen Kunden und Kooperationspartnern zeigen soll, was ich so gemacht habe und was ich mache. Was ich anbieten kann und möchte. Außerdem arbeite ich weiterhin mit der Nido zusammen, für die ich derzeit ein neues „Selber machen-Projekt“ für Kinder entwerfe. Bei decor8 werde künftig einmal im Monat mit einem DIY-Beitrag vertreten sein und im Kulturbüro meines Stadtteils DIY-Workshops für Kinder und Erwachsene geben. Es läuft also an!

      Parallel dazu vernetze ich mich in verschiedenste Richtungen. Das ist in den letzten Jahren leider immer ein wenig zu kurz gekommen. Es ist gerade so inspirierend, sich mit anderen kreativen, freischaffenden Menschen auszutauschen. Dabei sind allein in den letzten paar Wochen so wunderbare Ideen und positive Gedanken und nicht zuletzt gute Kontakte entstanden.

      Wo finden wir dich?
      Man findet mich – hoffentlich ganz bald – auf meiner neuen Homepage und schon ein wenig länger auf Instagram, tumblr und Facebook. Auf meinem Instagram-Feed möchte ich vorerst eine gewisse Ahnung davon vermitteln, was mich und meinen Stil ausmacht. Meine Art auf die Dinge zu sehen. Meine ganz persönlichen gestalterischen Gedanken und Projekte.
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      SORBAS: Mit guten Schuhen in ein besseres Leben {Interview}

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      {Kooperation} Vor einiger Zeit stieß ich auf den Sklavenrechner. Ein schreckliches Wort. Aber leider trifft es.  Er errechnet, wie viele Menschen unter sklavenähnlichen Bedingungen arbeiten müssen, damit ich meinen Lebensstil halten kann. Das Ergebnis ist erschreckend! Nach EU-Definition liegt die Zahl der von mir quasi-beschäftigten Personen bei einem Kleinunternehmen mittlerer Größe (Schluck). Neben Wohnung und Technik (Smartphone, Kamera, PC, TV etc.) treibt vor allem meine Garderobe die Werte nach oben, denn in der Textil- und Schuhindustrie mangelt es vielfach an sozialen und ökologischen Standards.  Das weiß ich schon lange und verdränge es doch immer wieder erfolgreich. Das muss aufhören!


      Auf der Suche nach Alternativen stieß ich kürzlich auf Sorbas. Das junge Berliner Unternehmen, das nach Alexis Sorbas, der Hauptfigur aus dem gleichnamigen Roman von Nikos Kazantzakis benannt ist, steht für gute Schuhe – in qualitativer und ethischer Hinsicht. Denn Gründer und Geschäftsführer Eike Vogler lässt sein Schuhwerk in kleinen Handwerksbetrieben zu fairen Arbeitsbedingungen und nach strengen Umweltstandards produzieren.


      Wie es mit Sorbas weitergeht, welche Modelle gerade in der Entwicklung sind, wer hinter der Neugründung steht – das und mehr erfahrt ihr nun im Interview mit Eike.
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      Erzähle ein wenig von dir: Wer bist du? Was hast du vor Sorbas gemacht? 
      Ich bin ein Typ Anfang 30, komme ursprünglich aus Hamburg und lebe inzwischen schon viele Jahre in Berlin. Hier fühle ich mich im Neuköllner Weserkiez sehr wohl. Grundsätzlich bin ich aber überall dort zuhause, wo ich frei bin. Deshalb reise ich auch sehr gerne. Mit jeder neuen Erfahrung, jedem neuen Gedanken und jeder neuen Perspektive verändere ich mich und bleibe kreativ. Vor Sorbas habe ich studiert, gejobbt und war viel in der Welt unterwegs.

      Wie bist du auf die Idee gekommen, Sorbas zu gründen? 
      Nach meinem Studium wollte ich keinen normalen Karriereweg einschlagen, ich war eher an Entwicklungsarbeit interessiert. Doch statt in Büros zu sitzen und nach Vorgaben zu arbeiten, wollte ich lieber selbst spannende Ideen entwickeln und umsetzen. Mir ist wichtig, sinnvolle Dinge zu tun und nach einer möglichst freien, unvoreingenommenen Lebensart leben zu können. Deshalb war ich auf der Suche nach einem Produkt, mit dem ich genau das umsetzen konnte. Und zwar so, dass auch andere davon profitieren können.

      Auf die Idee, Schuhe zu machen, kam ich dann durch eine Studie der UN, in der Entwicklungspotentiale für Albanien untersucht wurden, und welche das Potential der dortigen Schuhindustrie betonte. Nun werden Sorbas Schuhe zwar nicht in Albanien produziert, aber auch auf dem Balkan und auch mit dem Ziel, die Entwicklung dort positiv zu beeinflussen.
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      Wofür steht der Name Sorbas eigentlich?
      Alexis Sorbas ist eine Romanfigur und wurde in den Sechzigern vom Schauspieler Anthony Quinn in einem gleichnamigen Film dargestellt. Sorbas ist ein lebensfroher Mensch mit einer intuitiven Lebensweisheit, der seinen Impulsen folgt, ohne dabei banal zu sein. Im Film trifft er auf einen Engländer, der auf seiner philosophischen Suche nach Glück und Weisheit ist und in Sorbas sein Ideal findet. 

      Ich habe den Film gesehen, kurz nachdem ich mich entschlossen hatte, das Schuhlabel zu gründen. Er bringt eigentlich alles zum Ausdruck, worum es mir in diesem Vorhaben geht: die Suche nach einer nachhaltigen, glücklichen Lebensart, die Lebenslust und nicht zuletzt den Mut, einfach der Intuition zu folgen. So verkörpert „Alexis Sorbas“ im Grunde auch die Persönlichkeit der Schuhmarke Sorbas. 

      Du arbeitest mit einem traditionellen serbischen Schuhmacherbetrieb zusammen. Warum gerade Serbien?
      Ich möchte ein Produkt anbieten, bei dem ich selbst den Herstellungsprozess nachvollziehen und die Arbeitsbedingungen positiv beeinflussen kann. Deshalb lasse ich Sorbas Schuhe in Europa herstellen aus Materialien, die ebenfalls fast ausschließlich in Europa und unter guten Bedingungen hergestellt werden. Für Serbien habe ich mich entschieden, da hier zum einen das traditionelle Schuhmacherhandwerk gepflegt wird. Zum anderen aber, weil ich dort mit begrenztem Startkapital positive wirtschaftliche Impulse setzen und faire Löhne zahlen kann, ohne dass die Schuhe enorm teuer werden müssen.
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      Wie haben Mesa und du zueinander gefunden? 
      Zunächst bin ich ganz einfach mit dem Rucksack durch den Balkan gereist und habe mir einige kleine Betriebe und Schuhfabriken angeschaut. Letztendlich hat mir allerdings die Entwicklungsorganisation USAID auf der Schuhmesse in Düsseldorf den Kontakt zu der kleinen Schuhmacherei vermittelt, mit der ich nun zusammenarbeite. Ich habe zuerst Prototypen der Schuhe dorthin geschickt und bin dann letztes Jahr selbst nach Serbien gefahren, um zusammen mit den Leuten vor Ort das Design so anzupassen, dass es produziert werden kann. Dort habe ich Mesa schließlich persönlich kennengelernt. Er gehört zu einer Familie, die seit über 70 Jahren im Schuhmacherhandwerk tätig ist. Gemeinsam mit seiner Schwester Ajtana hat er gerade die Leitung des Betriebes übernommen.


      Was hast du in den nächsten 1-2 Jahren mit Sorbas vor? 
      Sorbas Schuhe sind im Moment ja vor allem für Frühjahr und Herbst geeignet. Ich werde sukzessive das Sortiment mit Modellen für Sommer und Winter erweitern. Geplant sind jetzt erstmal Halbschuhe, Stiefeletten und Boots, die für Sorbas typisch alle weich wie Sneaker sind. Dazu arbeiten wir mit neuen Werkstoffen und entwickeln unter anderem Modelle mit veganen Materialien natürlichen Ursprungs, die bisher kaum für Schuhe verwendet wurden. Zusätzlich zu den veganen Modellen wird es auch als Ledervarianten geben, so dass der Kunde die Wahl hat. Wenn Sorbas wie geplant weiter wächst, kommt das auch dem Betrieb in Serbien zugute, denn wir möchten die Zusammenarbeit weiter ausbauen. Ich kann mir aber auch vorstellen, im Laufe der Zeit weitere kleine Betriebe in anderen Erdteilen mit Aufträgen zu unterstützen und als Sorbas-Produzenten aufzunehmen.
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      KW 9 #ohneworte

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      Heute ohne Worte, aber mit guten Wünschen fürs Wochenende.

      Ein Blick hinter Labelfrei-ME

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      Während ich "früher"– also so vor eins, zwei Jahren – Blogs noch über meinen Blogreader oder andere Blogs aufspürte, finde ich sie heute zunehmend öfter über Instagram. So auch Labelfrei-ME, wobei ich nicht genau weiß, wer eigentlich wen entdeckt hat: Nina mich oder ich Nina. Aber das ist am Ende ja auch egal. Hauptsache ist, dass wir uns gefunden haben.  

      Vor einiger Zeit hat mich Nina eingeladen, ein paar Einblicke in mein immer noch recht neues Zuhause zu geben. Das hat mich sehr gefreut, und auch darum – vor allem aber weil ich neugierig auf die Frau dahinter war – habe ich die "ewige Fränkin" aus München für ein Montagsinterview angefragt. Ihre Antworten sind wie ihr Zuhause: frisch, fröhlich, klar und so sympathisch, dass ich hoffe, es ergibt sich bald eine Gelegenheit für ein Kennenlernen im Leben 1.0.

      Hab' vielen Dank, liebe Nina, für deine frisch-fröhlichen Worte, mit denen ich allen einen erfrischenden Start in die KW 10 wünsche (nach dem gestrigen Wahlsonntag brauche zumindest ich das mehr denn je).
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      Architektin, Mama, Münchnerin – was und wer ist Nina Jahn noch?
      Gute Frage! Was bzw. wer bin ich? Ich bin vor allem ein humorvoller Mensch, der gerne viel lacht, mit Hang zur Ironie und schwarzem Humor. Ich liebe Musik, Schokolade und Kaffee! Ein Start in den Tag ohne Kaffee ist undenkbar. Ich hasse Petersilie und so manches Fleisch, bin aber ganz sicher kein Vegetarier. Reden kann ich ohne Punkt und Komma! Hmm, bin ich dann eigentlich 'ne Quasseltante? Beim Schreiben kann das mit den Punkten und Kommas dann auch mal zum Problem werden. Außerdem habe ich einen enormen Dickschädel und kann zuweilen schnell an die Decke gehen. Meine Schwäche für schöne Dinge zeigt sich eigentlich in allen Lebensbereichen. Eine gewisse Kreativität würde ich mir auch zugestehen, wobei ich die sicher stärker nutzen könnte, wenn es mein Tag zulassen würde. Ganz wichtig in meinem Leben sind mir meine Familie und Freunde! Gute Freunde! Ach ja, und eine Fränkin bin ich natürlich auf Lebenszeit, obwohl ich nun schon seit 14 Jahren in München lebe 😉!
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      Wie und wo lebst du in München?
      Wir wohnen zu viert in einer 3-Zi-Wohnung auf 78qm in der Münchner Maxvorstadt. In der haben mein Mann und ich auch schon vor den Kindern gelebt. Wie man sich vorstellen kann, ist das manchmal ein etwas beengtes Unterfangen. Unser großes Glück ist unsere Kreativität und das fachliche Know-how, das unser Beruf als Architekten mit sich bringt. Aus diesem Grund behelfen wir uns immer wieder mit neuen Einbauten und Umbauten. Die angespannte Wohnungssituation in München lässt uns leider seit Jahren nur von einem größeren Zuhause träumen!
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      Wie würdest du deinen/euren Wohnstil beschreiben?
      In unserer Wohnung treffen selbstentworfene Möbel, Designklassiker, geerbte Stücke, Flohmarktfunde und Ikea aufeinander. Als Ausgangspunkt zu allem anderen ist bei mir die Farbe Weiß im Einsatz. Zu Weiß als Grundelement kann man dann alle anderen Farben kombinieren. Der monochrome Wohnstil, der derzeit im Interior-Bereich sehr präsent ist, gefällt mir zwar gut, allerdings könnte ich ihn nicht konsequent durchziehen. Ich brauche ab und an einfach einen Farbknall, sonst wird es langweilig. Generell tendiere ich zum skandinavischen Einrichtungsstil, bin aber genauso begeistert von Möbeln moderner Designer. Ich würde einfach mal sagen, es ist mir wichtig, dass meine Wohnung etwas Besonderes hat! Sie soll sich von anderen unterscheiden und wir müssen uns darin wohlfühlen.

      Was hat dich damals zum Architekturstudium geführt und was fasziniert dich bis heute an diesem Fach?
      Durch mein Elternhaus hat mich Kunst immer begleitet und irgendwie war schon lange klar, dass es ein kreativer Beruf für mich sein muss. Nach und während einer Ausbildung zur Bauzeichnerin und dem anschließenden Architekturstudium, hatte ich das Glück in vielen guten Büros zu arbeiten. Auch wenn sich das Bauwesen in den letzten Jahren sehr verändert hat, ist es immer wieder toll, sich in neue Themen einzuarbeiten. Mal entwirft man einen Wohnungsbau, dann eine Schule oder Kindergarten. Mein interessantestes Projekt war bisher eine Aussegnungshalle. Jedes für sich ist spannend und bietet neue Aufgaben, so dass es nie langweilig wird.
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      Wie macht sich die „Architektin in dir“ im Leben der Familie bemerkbar?
      Ganz klar, was nicht passt, wird passend gemacht! Naja, oder einfach selbst entworfen. Da mein Mann auch Architekt ist, liegen wir in diesem Punkt auf einer Wellenlänge. Glücklicherweise ist er auch noch handwerklich in der Lage, nahezu all unsere Ideen umzusetzten. In meinem Beruf bevorzuge ich Projekte mit geraden Linien, schlichten Formen aus Materialien wie Holz und Beton. Vielleicht mag ich es deswegen in unserem Zuhause genauso klar, schlicht und optisch aufgeräumt. Unordnung ist so gar nicht mein Ding!! Ich weiß, dass ich mir damit mein Leben manchmal unnötig schwer mache, aber wie das mit Ticks nun mal so ist, es ist nicht einfach sie abzulegen.

      Wie sieht dein Alltag im Leben 2.0 aus (als Bloggerin, Netzwerkerin etc.)? Worin unterscheidet es sich vom Leben 1.0?
      Auf jeden Fall habe ich mein Handy sehr viel öfter in der Hand als früher und verbringe auch regelmäßiger meine Abende vorm Rechner. Ich muss mich mittlerweile richtig ermahnen, nicht zu oft zwischendurch reinzuschauen und arbeite in diesem Punkt wirklich an mir. Ich möchte nicht, dass mich meine Kinder später nur als „die Mutter, die mit ihrem Handy verwachsen war“ in Erinnerung haben.

      Trotzdem war die Entscheidung, mit dem Bloggen zu beginnen, für mich absolut richtig. Der Blog ist mein kreatives Ventil, bringt mir einen Ausgleich zum Alltagsstress und lässt mich meine Liebe zum Wohnen ausleben. Im Laufe der vergangenen 1½ Jahre habe ich allerdings gemerkt, dass ich mehr will, als ICH realistisch gesehen schaffen kann.

      Blog, Facebook, Instagram, Pinterest und und und. Ich habe mit dem Bloggen begonnen, weil ich Lust dazu hatte. Ich wollte die tollen Dinge, Ideen und Interiors, die mir live, online oder in Magazinen über den Weg laufen, mit anderen teilen. Die Arbeit, die dahinter steckt, eigene DIY Ideen, Einblicke in die eigene Wohnung und aufwendigere Artikel zu erstellen, wird oft unterschätzt. Wie auch der Druck, den man sich damit machen kann, dass möglichst oft etwas online geht und einem nicht die Leser weglaufen. Immer wieder halte ich mir vor Augen, weshalb ich damit angefangen habe. Es sollte ja Spaß machen und nicht zur Pflicht werden!
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      Was sind deine Lieblingswohnungen aus der Interior-Blogosphäre?
      Ich selbst lese nur einige Blogs sehr regelmäßig und das ehrlicherweise aus Zeitgründen. Manche der Blogger durfte ich bereits persönlich kennenlernen, so dass der Bezug zur Person vorhanden ist und das macht oft sehr viel aus. Also, hier der engere Kreis meiner Lieblingsblogs bzw. Wohnungen aus der Interior-Blogosphäre.
      • Maren von Minza will Sommerhat einen ganz besonderen Wohnstil, der mir super gut gefällt.
      • Sofort einziehen würde ich bei Antonia von Craftifair.
      • Die neue Wohnung von Johanna von Mint und Meerist der Wahnsinn.
      • Bei Britta von Britta bloggt bin ich regelmässig zu Gast und liebe ihre Wohnfarben.
      • Karina von Oh What A Room ist mit ihrem skandinavischen Einrichtungsstil auch voll mein Fall.
      • Und was soll ich sagen, bei dir liebe Indre bin ich sofort davon überzeugt gewesen, dass es im Neubau doch auch ganz schön sein kann!!!

      KW 10 #unheilvolleschatten

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      Es hat lange gedauert, bis mir die Worte "Volk" und "Heimat" einigermaßen leicht über die Lippen gingen. Ein ganzes Grundstudium genau genommen. Ich habe Europäische Ethnologie studiert (im 2. Hauptfach). So nennt sich die Volkskunde an der Berliner Humboldt-Universität. Anderswo heißt sie Empirische Kulturwissenschaft oder Kulturanthropologie oder eben Volkskunde. Die verschiedenen Bezeichnungen sind ein wenig irritierend, vor allem aber Ausdruck eines langjährigen "Häutungsprozesses".

      Die vergleichsweise junge Disziplin – sie etablierte sich erst 1919 als Universitätsfach – hat im Nationalsozialismus eine eher unrühmliche Rolle gespielt, um nicht sagen: eine beschissene. Seit ihrer Gründung versuchte sie dem "Volksgeist" auf die Spur zu kommen und fand ihn – die harte Lebenswirklichkeit verklärend – bei der bäuerlichen Landbevölkerung. In ihren Liedern, Sagen und Bräuchen glaubten die Volkskundler ein "deutsches Wesen" erkennen zu können. Grundlage für solcherart Irrglauben war die romantische Vorstellung einer ursprünglich-unverfälschten Kulturgemeinschaft, wie sie beispielsweise, noch mit zivilisationskritischem Impetus, Johann Gottfried Herder und nationalistisch gewendet "Turnvater Jahn" vertraten. Im Rückblick scheint es so beinah zwangsläufig, dass die Volkskunde zur Leitlehre der Nazis avancierte. Ihre Prämissen waren anschlussfähig. Jedoch hätte niemand sämtliche Traditionen und Bräuche auf ein fiktives Germanen- bzw. Ariertum zurückführen und  rassenideologisch begründen müssen. Quelle Man tat es freiwillig, und legitimierte so unter dem Deckmäntelchen der "Wissenschaftlichkeit" die abstruse Vorstellung einer "arischen Blutsgemeinschaft", unter deren Ägide die Nazis das Prinzip der Gleichheit vor dem Gesetz aufhoben und die Diskriminierung, Entrechtung und Ermordung von Millionen von Menschen rechtfertigten, weil sie dem angeblich "reinen und gesunden Volkskörper" schadeten...

      Es ist zu einem Gutteil dem kulturwissenschaftlichen Diskurs seit den 1968er Jahren zu verdanken, dass die unheilvollen Bedeutungsschatten, die über Jahrzehnte auf den Begriffen "Volk" und "Heimat" lagen, sich lichteten und neuen, inklusiven Deutungsmustern wichen. Die Popkultur tat ihr Übriges, indem sie sich die Begriffe in pragmatisch-ironischer Manier aneignete, so dass man heute unter dem Namen Heimathafen ein fulminantes "Volkstheater" machen kann, das allen und jedem offen steht. Doch am Bedeutungshimmel ziehen wieder dunkle Wolken auf. Exklusive Volksvorstellungen, die ein rassistisch begründetes "Wir und Ihr" beschwören und damit ein Vorrecht auf "Heimat" verbinden,  sind en vogue. Das beunruhigt mich zutiefst. Worte sind gewaltig. Im Namen dieses "Volkes" werden Unterkünfte für Flüchtlinge in Brand gesetzt und Andersdenkende attackiert. Darum, bitte, lasst uns alles dafür tun, dass wir auch weiterhin "Volk" sagen können und die vielfältige Bevölkerung dieses Landes meinen, dass wir "Heimat" sagen können und den Ort meinen, wo sich jede/r zuhause, also sicher, willkommen und wertgeschätzt fühlt.

      In diesem Sinne ein sonniges Wochenende!

      Was mich in KW 10 außerdem so umgetrieben hat? Unter anderem dies:

      Ein Blick hinter Movin'n'Grovin

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      Portugal


      Loslassen. Neues wagen. Aufbrechen ins Unbekannte. So könnte man Mandy Raaschs {Movin'n'Grovin} Lebensmotto beschreiben. Aufgewachsen ist die studierte Betriebswirtin und freiberufliche Webdesignerin im ehemaligen Bezirk Dresden, genau genommen in Bischofswerda. Eine Gegend, die man damals mangels Westempfang als das Tal der Ahnungslosen bezeichnete und die heute als Pegida-Hochburg keinen besonders guten Ruf genießt. Mandy verbrachte hier eine glückliche Kindheit, an die sie sich gerne erinnert. Als die Mauer fiel, war sie elf. Ihr erster Gedanke war: "Wir können jetzt überall hin reisen!" Und das tut sie bis heute.

      Neben Musik und Berlin, wohin sie die neu gewonnene Bewegungsfreiheit als erstes führte, ist das Reisen ihre große Leidenschaft. Argentinien, Großbritannien, Israel, Marokko, die Mongolei und die Niederlande, Nordkorea, Portugal, Russland, Slowenien und Spanien hat sie seit bereist. Und damit nicht genug. Im Mai wird sie ihren festen gegen einen mobilen Wohnsitz und das Stadtleben gegen ein Leben "on the road" tauschen. Im heutigen Montagsinterview erzählt sie, wie es zu dieser durchaus weitreichenden Entscheidung kam, worauf sie sich besonders freut und wohin sie aufbrechen wird.

      Hab vielen lieben Dank für das spannende Gespräch, mit dem ich allen einen anregenden Start in die neue Woche wünsche.
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      Mandy in Salvador de Bahia (links) und Rio de Janeiro (rechts)

      Du bist verrückt nach Reisen, Musik und Berlin. Zum Reisen komme ich gleich noch. Darum: Welche Musik ist "deine"? Und wo hast du Berlin am liebsten?

      Meine Musik ist irgendwie in den 80/90ern hängen geblieben, und auf einer Insel: die meisten Bands aus meiner Playlist kommen aus Großbritannien. Morrissey, David Bowie, New Order, Depeche Mode, Stone Roses, Oasis sind einige meiner Favoriten. Es gibt auch ein paar Bands aus Deutschland, die mir ganz sympathisch sind, aber die höre ich aktiv nicht wirklich - das sind eher „Konzert-Bands“ für mich, die schaue ich mir gerne live an: Beatsteaks, die ärzte, Tocotronic u.a.

      Ansonsten habe ich eine Menge Musik aus Argentinien in meiner Playlist, weil ich mal drei Jahre lang in Buenos Aires gelebt habe. Dazu gehören u.a. Soda Stereo, Babasónicos, Virus oder die Band meines Spanischlehrers: Excursiones Polares

      Ich höre mir auch sehr gerne neue Künstler an – oftmals entdecke ich die auf Konzerten als Supportbands vor einer meiner Lieblingsbands. 

      Wo habe ich Berlin am liebsten? Hmm, am liebsten dort, wo nette Leute sind und bestenfalls noch gute Musik läuft. Konzerte gerne in kleinen Läden, SO36 oder Lido… ansonsten gehe ich gerne zum White-Russian-Schlürfen in gemütliche Kneipen, Scotch & Sofa, Tiki Heart oder – ganz frisch entdeckt – ins Mandy’s nach Kreuzberg (ich bin da zufällig des Namens wegen reingestolpert und war sofort verliebt!).
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      Foto (c) Scotch & Sofa

      Was war deine bisher wichtigste Reise? Und warum?
      Ich denke die wichtigste „Reise" war wohl mein Umzug nach Buenos Aires. 2007 habe ich mich auf den Weg ins Ungewisse gemacht und bin einfach mal an’s andere Ende der Welt gezogen. Der Zeitpunkt war perfekt und ich bin froh, dass ich es durchgezogen habe. Dieser Umzug hat mich sehr bereichert und geprägt. Ich habe eine neue Sprache gelernt, bin in die Kultur und den Alltag Argentiniens eingetaucht und habe dabei viel über mich selbst gelernt. Seit ich wieder zurück in Deutschland bin, sehe ich die Dinge etwas anders – vor allem viel entspannter. Dennoch ist Deutschland (noch) nicht das Ziel – ich muss bald wieder los…

      ... und du wirst nicht in eine andere Stadt, sondern weil du deine Wohnung ab April in einen Van umtauschen und ein "Vagabundenleben" führen wirst. Wie kam es zu dieser – nicht ganz trivialen – Entscheidung?
      Schon seit einigen Jahren geistert mir diese Idee im Kopf herum, dass ich mal im Van durch die Welt reisen möchte. Eigentlich war ich noch nie im Van im Urlaub, nur einmal mit Freunden eine Wochenende beim Southside Festival – aber das zählt nicht wirklich. Immer wieder habe ich Artikel gelesen und Dokus geschaut über Leute, die genau das machen. Und ich war jedes Mal total hin und weg! Deshalb beschloss ich letztes Jahr im Sommer: ich mach das jetzt einfach – und habe mir einen Van gekauft. Andere kaufen sich Wohnungen oder Häuser, ich eben ein Auto.
      Street Art in Buenos Aires

      Worauf freust du dich am meisten? Wovor hast du am meisten Angst, wenn du an dein neues Leben auf vier Rädern denkst?
      Ich freue mich am meisten auf die Freiheit, jeden Tag spontan entscheiden zu können „Should I stay or should I go?“. Ich freue mich darauf, die Welt in allerbester Slow-Travel-Manier kennen zu lernen, unterm Sternenhimmel schlafen zu können, mir den Ausblick aus dem Fenster selbst aussuchen zu können. Generell freue ich mich auf das Abenteuer Van, was auch immer mich da erwartet! 

      Angst habe ich nicht, vielleicht etwas Bedenken was die Sicherheit in manchen Gegenden angeht. Aber darüber zerbreche ich mir erst den Kopf, wenn es so weit ist. Ein Thema bereitet mir aktuell etwas Bedenken: das Campingklo im Van – aber das möchte ich jetzt nicht näher ausführen… 

      Was wünscht du dir für dich von deinem Van-Leben? 
      Vor allem wünsche ich mir eine unfallfreie Fahrt. Ich möchte viele schöne Momente erleben in schönen Gegenden, spannende Begegnungen haben und auch ganz viel Ruhe und einfach Zeit. Ich will bewusst, minimalistisch und nachhaltig leben (soweit das mit dem Auto eben möglich ist), noch mehr als bisher. Ich sehe das Ganze nicht als riesige Veränderung, für mich ist das Van-Leben einfach eine andere Lebensform, bei der die Wohnung eben vier Räder hat. Ok, vielleicht unterschätze ich das Vorhaben ja noch… we will see! 
      Zu Kamele

      Hast du einen Plan, welche Länder und Orte du in welcher Reihenfolge ansteuern willst? Und warum so?
      Mein Plan ist gerade am Entstehen. Da ich dieses Jahr bereits einige Termine habe (u.a. in Stockholm und Helsinki), stand recht schnell fest: im Sommer geht’s in den Norden, also Schweden, Norwegen und Finnland. Und wenn es dann im Herbst wieder kalt wird, düse ich in den Süden Europas – am liebsten nach Portugal. So genau festlegen will ich mich noch nicht. Vielleicht gefällt’s mir ja auch im Winter in Skandinavien! 

      Generell will ich nicht weit im Voraus planen, habe aber ein paar Ideen die noch reifen müssen. Für’s Erste werde ich durch Europa reisen – da gibts es schließlich eine Menge zu entdecken. Die anderen Kontinente kommen später dran.

      Welche Rolle spielt die Netzcommunity bei deinem neuen Leben bzw. wird sie spielen (soweit du das voraussagen kannst)?
      Durch meinen Blog Movin’n’Groovin habe ich ja bereits eine gute Plattform. Diese werde ich weiterhin nutzen und dann von unterwegs berichten. Außerdem fange ich gerade an, mich in diversen Camping/Van-Foren und Facebook-Gruppen umzusehen und Gleichgesinnte zu finden. Davon gibt’s zum Glück eine ganze Menge! Die Community ist mir auf jeden Fall wichtig, so bekommt man Hilfe und Unterstützung unterwegs und kann sich auch mal irgendwo zum Lagerfeuer am Strand persönlich treffen. 
      Verbindung halten

      Meinst du, dass es jeder/jedem gut täte, einmal "auszubrechen" und sich auf eine lange Reise zu begeben?
      Ich weiß nicht, ob es jedem gut täte, aber ich glaube den meisten Menschen könnte es definitiv nicht schaden, einfach mal loszulassen, die Komfortzone zu verlassen und Neues auszuprobieren. Ich brauche diese Herausforderungen in regelmäßigen Abständen und habe bisher noch keins meiner "Experimente" bereut! Seit meiner Zeit in Argentinien sage ich jedem, der darüber nachdenkt mal eine Auszeit zu nehmen: einfach machen! Und wenn’s keinen Spaß macht, kommst du eben wieder zurück (das ist bisher noch niemandem passiert).
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      M i MAMIX #avantgarde

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      In der Rückschau erscheint das Leben, als folge es einer inhärenten Logik. Ein zufälliges Ereignis, eine bloße Gelegenheit wirken retrospektiv wie das Ergebnis planvollen Handelns, eine einfache Dummheit wie eine kluge Entscheidung. Gern erzählen wir unser Leben in diesem Duktus der Rationalität. Folgte ich ihm, könnte ich meine wechselnden musikalischen Vorlieben als einen stringenten Bildungsweg beschreiben, der mich vom Indie-Punk direkt zur Avantgarde führte. Nur: So war es nicht.

      Weder war es ein direkter, noch ein irgendwie logischer Weg. Naheliegend vielleicht, ja. Meine Ohren waren schräge Töne schon gewohnt, so dass ich empfänglicher war als sie mir passierte. Aber sie hätte mir ebenso gut nicht passieren können, die Avantgarde-Musik. "Das Leben ist voller verpasster Gelegenheiten."(Laurie Anderson) Doch diese Gelegenheit hat mich nicht verpasst, und darum bin ich froh. Sie hat meinen Horizont erweitert.

      Der zweite M i MAMIX ist eine (wilde) Mischung aus Stücken verschiedener Vertreter/innen der Avantgarde-Musik – und für den einen oder die andere vielleicht eine Chance, sie für sich (wieder) zu entdecken. Vielleicht findet ihr auch heraus, dass sie euch gar nichts sagt. Auch was wert.
      1. Motormouth | Fred Frith Guitar Quartet
      2. The Sicilian Clan | John Zorn
      3. Bob the Bob | The Lounge Lizards
      4. The Good And Happy Army | John Lurie (nicht öffentlich)
      5. Different Trains – America Before The War [movement 1] | Steve Reich
      6. Bohemians After Dark | Erik Friedlander
      7. The Room of Hair Mobiles | After Dinner
      8. Money or The Story (The Milltown Union Bar) | Wayne Horvitz (nicht öffentlich)
      9. The Island Where I Come From | Laurie Anderson
      10. Mad Rush | Philip Glass and Bruce Brubaker
      11. Tabula Rasa: Ludus | Arvo Pärt
      12. 13 Harmonies: No. 1, Old North | John Cage and Noël Akchoté (nicht öffentlich)
      13. The Old Man Of The Mountain | Bill Laswell
      14. Mädchenlied, Op. 85, No. 3 | Wayne Horvitz (nicht öffentlich)
      15. Pipeline | Bill Frisell
      16. I'll Go Birdwatching | After Dinner
      17. Track 11 | Hoahio (nicht öffentlich)
      18. Der Hund, Der Stinkt | Les Reines Prochaines (nicht öffentlich)
      19. Dřív než | Iva Bittová
      20. String Quartet No. 3 "Mishima" , VI | Kronos Quartett
      21. W twojej głowie | Tara Fuki
      22. Five Policemen | Jablkon (nicht öffentlich)
      23. Bill | Tin Hat
      24. I Am the Dead | Eyvind Kang

      Zwischen Heimat, Müll und Liebe. Zwei wunderbare Kinderbücher

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      Gleich zwei wunderbare Kinderbücher fielen mir kürzlich in die Hände: Komm, wir machen was mit Stadt aus dem Loewe- und Nusret und die Kuh aus dem Tulipan-Verlag. Im Prinzip grundverschieden – das eine ein Spiel- und Bastel-, das andere ein Bilderbuch – haben sie doch Gemeinsamkeiten: Beide Bücher widmen sich mit Liebe, Feinsinn, Witz und Respekt ihrem jeweiligen Gegenstand; und beide Bücher sind das Ergebnis eines co-kreativen Prozesses. 

      Das Bastelbuch stammt aus dem Würzburger Forschungslabor für Angewandte Kreativwissenschaften Herr Pfeffer, hinter dem die zwei Designerinnen Manou tigapigs und Julia Bruns stehen. Das Bilderbuch ist ein Gemeinschaftsprojekt der Berliner Autorin Anja Tuckermann sowie den zwei Illustrator/innen Mehrdad Zaeri und Ulli Krappen. Im Nachwort haben die beiden Künstler/innen den Prozess ihrer Zusammenarbeit beschrieben – und allein diese Beschreibung ist lesenswert. Sie zeigt auf zauberhaft-zärtliche Weise, was Co-Creation auch bedeuten kann: "[Wir] stehen uns an einem Tisch gegenüber und malen am gleichen Blatt. Das ist ein bisschen wie Zeitschach. Wir haben eine Stoppuhr und jeder von uns hat zwei Minuten für seine Zeichnung. [...] Sobald die Uhr piepst, wandert das Blatt rüber zum anderen, [...] der es alles übermalen, zerstören, vernichten darf, sogar soll, damit das Spiel an Fahrt gewinnt. Irgendwann entwickelt sich etwas Konkretes im Bild, etwas nimmt Gestalt an. Und .... dann [heißt es] auch schon mal, obwohl sich die Stoppuhr bereits gemeldet hat: ›Nein, mach du weiter, das ist eher dein Ressort." Doch zum Inhalt. Worum geht es hier wie dort? 


      Nusret und die Kuh erzählt die Geschichte des kleinen Nusret, der bei seinen Großeltern in einem verlassenen Dorf irgendwo im Nahen Osten lebt. Nusrets Eltern sind während des Kriegs mit seinen Geschwistern nach Deutschland geflohen. Sie wollen ihren jüngsten Sohn schon bald zu sich holen. Nusret ist hin und her gerissen. Damit die Sehnsucht erträglich bleibt, nimmt er seine geliebte Kuh mit nach Deutschland. Dort soll sie – wie er – das Lesen und Schreiben lernen. Als Nusret in seiner neuen Heimat Fuß gefasst hat, bringen er und seine Eltern die Kuh zurück aufs Land zu den Großeltern. Dort liest sie ihnen, die des Lesens nicht mächtig sind, fortan Nusrets Briefe aus Deutschland vor. 

      Anja Tuckermann, Uli Krappen und Mehrdad Zaeri haben ein berührendes Buch über Heimat, Fremde und Sehnsucht gemacht, das gerade heute dringend gebraucht wird – nicht nur für Kinder!

      Anja Tuckermann, Uli Krappen, Mehrdad Zaeri
      Nusret und die Kuh
      ab 5 Jahren 
      1. Auflage 2016, Tulipan Verlag
      Preis: 18,00 €



      Die beiden Damen von Herrn Pfeffer haben für Komm, wir machen was mit Stadt zahlreiche Bastelideen für Kinder ab fünf Jahren zusammengetragen, denen man – anders als manch anderen Kinderkreationen – gerne einen prominenten Platz in den eigenen vier Wänden einräumt. 

      Das Buch zeigt auf wunderbar verspielte Weise, was sich aus unseren täglichen Abfällen alles machen lässt: eine Kuschelstadt aus Stoffresten zum Beispiel, ein Minigärtchen aus Milchtüten, eine Autogirlande aus leeren Streichholzschachteln oder Pflanztöpfe aus Konservendosen. Dabei unterscheidet sich das Buch nicht nur in seiner Gestaltung wohltuend von vielen anderen Bastelbüchern, auch die Anleitungen sind anregend anders. Dazu tragen nicht zuletzt die acht kleinen Stadtfreunde bei: der Ideen-Marienkäfer zum Beispiel, der zeigt, was sich aus dem Gebastelten noch alles machen lässt (etwa Spiele für Drinnen und Draußen), der Material-Igel, der weiß, was man alles braucht für das Projekt oder der kleine und der große Waschbär, die wissen, wann kleine Macher/innen besser große Unterstützung in Anspruch nehmen.

      Ma. hat für die nächsten Monate schon einen Bastelplan erstellt und für jedes Wochenende ein Projekt ausgewählt. Gestartet ist sie mit dem Minigärtchen, das nun leicht abgewandelt als Ostergärtchen unsere eher minimalistische Osterdeko aufpeppt.

      Herr Pfeffer
      Komm, wir machen was mit Stadt
      Ein kreatives Spiel- und Bastelbuch
      aus der Reihe "Naturkind"
      ab 5 Jahren, 1. Auflage 2016 Loewe Verlag 
      Preis: 12.95 €




      Ich danke dem Tulipan- und dem Loewe-Verlag für die Rezensionexemplare.

      KW 11 #trotzdem

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      KW 11: eine gewöhnliche Woche. Bis Dienstagmorgen. Wie immer bin ich um 9 Uhr im Büro, fahre – 1. Akt – den Rechner hoch, checke die Mails. Im Kalender ist ein Telefonat notiert. Ich rufe an. Wir sprechen. Eine Push-Meldung auf meinem Handy. Ein Gedankenblitz. Ich rede weiter. Eine zweite Meldung. Die Welt gerät ins Wanken. Ich beende das Telefonat. Nichts ist mehr wie vorher. Als nächstes folgen E-Mails: Die Kollegen in Brüssel seien unversehrt, das Büro würde vorerst geschlossen. Facebook zeigt meine Brüsseler Freunde an einem sicheren Ort. Eine Bekannte ist dem U-Bahnanschlag um wenige Minuten entkommen... Fassungslosigkeit macht sich breit, Trauer und Wut und Entsetzen. 

      Mittwoch: Der Schockzustand weicht langsam der Erkenntnis, dass der Terror Teil unserer Wirklichkeit ist – und am liebsten möchte ich schreien "Ich will das nicht! Ich will das nicht! Ich will das nicht!" Es hilft nur nicht. Donnerstag: Ich übe mich im Trotzdem oder Jetzt-erst-recht und versuche zu tun, was ich immer tue (unter anderem: siehe Liste). Freitag: Ich wünsche euch schöne Ostern. Trotzdem. Und jetzt erst recht!

      EIn Blick hinter Hey Mama Wolf

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      Sie hat über japanische Mode der 1980er Jahre diplomiert, ein Kostüm für Tom Hanks gestrickt und Devendra Banhart hat ein Lied über sie geschrieben: Hey Mama WolfSo der Name des Berliner Ein-Frau-Unternehmens, hinter dem Jule Rohrmann steht: Textil- und Flächendesignerin, Strickprofi, Naturfärberin, zweifache Mutter – und auf dem Sprung in die Prignitz. Nach rund 14 Jahren Großstadtleben wird sie nämlich diesen Sommer mit Mann und Kindern die Stadtwohnung gegen eine alte Mühle am Schlatbach tauschen. Ein ebenso mutiger Schritt wie richtiger Schritt, wenn einem die große Stadt zu laut und zu dreckig, und der Wunsch nach einem anderem Leben groß geworden ist. 

      Im heutigen M i MAMontagsinterview berichtet Jule von ihrem Weg vom Textildesign zur selbst gefärbten Wolle, der sie über Twykers Wolkenatlas bis in die Prignitz führte. Außerdem geht es um Stricken, die Bedeutung des Hand-Arbeitens und all das, was noch zu tun ist, bevor das Mühlenleben richtig losgehen kann. 

      Hab' vielen Dank, Jule, für die spannenden Einblicke, mit den ich allen einen schönen Ostermontag und einen guten Start in die KW 12 wünsche.
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      aus: Cloud Atlas | Tom Twyker





      Wer steckt hinter "Hey Mama Wolf"? Und wie kam es zu diesem Namen?
      Hey Mama Wolf ist ein Eine-Frau-Unternehmen. Wobei ich auf die Unterstützung einiger lieber Freundinnen, meiner Familie und besonders meines Mannes zählen kann. Es gibt ein Lied von Devendra Banhart "Hey Mama Wolf". Ich mag das Lied sehr und die Frau, über die dort gesungen wird. Meine geprenkelt gefärbten Garne bekommen auch Songtitel als Namen. Ich sehe die Farben und mir kommt ein Lied in den Sinn. Musik und Farben gehen Hand in Hand.
      Jule Rohrman aka Hey Mama | (c) Makerist
      Du bist diplomierte Textil- und Flächendesignerin. Wie kamst du zur Wolle, zum Stricken und zur Färberei?
      Während des Studiums in Berlin habe ich eigentlich nur für mich privat gestrickt. Während meiner Auslandssemester in Tel Aviv/Ramat Gan habe ich einige Strickprojekte verwirklicht. Wir hatten dort sehr kompetente Dozentinnen in dem Bereich. Wieder zurück in Berlin war mir nur klar, dass ich irgendetwas machen möchte mit Strick. Das war sehr vage und unkonkret. Erstmal habe ich 2007 angefangen Strickkurse zu geben. Und dann kam das Stricken beinahe ohne meine Zutun zu mir. Ich habe recht bald nach dem Studium unser erstes Kind bekommen. Noch während der Elternzeit hat mich eine befreundete Modedesignerin angesprochen, ob ich für Ihre Privat-Kundinnen Stricksachen entwerfen könnte. Bald hatte ich mehrere Modedesignerinnen, für die ich Prototypen und Showpieces angefertigt habe. Meist habe ich den Entwurf und die Strickanleitung gemacht und hatte einige Strickerinnen, die das umgestezt haben. Die sicherlich spannendste Zeit war das halbe Jahr in der ich für den Kinofilm Cloud Atlas von Tom Tykwer und den Wachowski-Geschwistern Kostüme gestrickt habe. Es war so bereichernd an einem solch großen Projekt mit so vielen spannenden und talentierten Menschen zusammenzuarbeiten.

      Mit dem zweiten Kind kam dann der nächste Wandel. Ich habe mehr und mehr über diesen fantastischen Werkstoff Wolle gelernt und alles, was damit zusammenhängt. Z.B. habe ich spinnen und färben gelernt. Es kam die Idee auf, aufs Land zu ziehen und ein Leben zu Leben, das anders ist als unser Leben in der Stadt. Wie kann ich meine Arbeit so gestalten, dass ich sie auch weit weg von Berlin ausüben kann? Zwei Freundinnen brachten mich unabhängig voneinander darauf mit Pflanzen zu färben. Ich stellte fest, dass an diesem Punkt viele Leidenschaften zusammenfallen. Die Wolle und das Spinnen, Stricken, Färben mit meiner Liebe für Pflanzen und Heilpflanzen, dem Gärtnern und dem Experimentieren.
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      Was ist Stricken für dich?
      Seit einigen Jahren gebe ich Strickkurse und ich bin immer wieder begeistert, wie gut es sich für meine Teilnehmerinnen anfühlt, wenn sie eine Technik gemeistert haben und etwas mit ihren Händen geschaffen haben. Handwerk, mit den Händen tun und schaffen, ist ungeheuer wichtig für den Menschen. Wir haben dann etwas in der Hand, das wir tragen und nutzen können. Für viele Menschen gibt es das in ihrem täglichen Tun nur noch sehr bedingt. Stricken, Handarbeiten, Werkeln, Kochen und Gärtnern kann da einen Ausgleich schaffen. Für mich persönlich ist Handarbeiten essentiell. Ich kann nicht lange ohne mein Strickzeug sein. Es freut mich ungemein, wenn meine Kinder tagelang ihren von mir gestrickten Pullover gar nicht mehr ausziehen wollen.
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      In Bälde werdet ihr Berlin den Rücken kehren und auf dem Land eine alte Mühle zu neuem Leben erwecken. Wie kam es dazu?
      Die alte Wassermühle haben wir durch ein Bauchgefühl meines Mannes gefunden. Wir haben in ganz Brandenburg schon fast zwei Jahre gesucht. Dann haben wir letztes Jahr um Ostern eine wunderbare kleine Dorfschule in der Prignitz gefunden, die hauptsächlich nach Montessori arbeiten. Wir waren gleich ganz begeistert und unsere Tochter auch. Wir haben auch prompt Plätze an der Schule und in der KiTa bekommen. Dazu kam, dass mein Mann Familie in der Gegend hat. So haben wir uns für die Westprignitz entschieden.

      Im Sommer hatten wir eine Hausbesichtigung, die kurzfristig abgesagt wurde. Wir wollten uns stattdessen die Umgebung anschauen und mein Mann hatte eine Mühle auf der Karte eingezeichnet gefunden. O-Ton: "Da fahren wir hin, ich habe da so ein Gefühl." Wir waren da, saßen am Mühlbach – ein Traum! Und das Haus war offensichtlich unbewohnt. Es gibt ein Nachbarhaus und wir haben unsere jetzigen Nachbarn einfach angesprochen. Zu dem Zeitpunkt stand es seit zwei Wochen zur Debatte, dass das Haus zu verkaufen ist. Nach vier Monaten war die Mühle unsere. Es sollte dieses Haus sein, es hat uns ausgesucht. Die Mühle ist ein ortstypischer Dreiseithof, nur dass das Mühlgebäude noch zusätzlich am Wohnhaus steht. Es liegt in romantischer Alleinlage (wie gesagt, nur ein Nachbarhaus) am Schlatbach mitten im Naturschutzgebiet. Erlenbruch, Störche, Rehe und Hasen inklusive.
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      Was braucht es dazu?
      Mir ist das gar nicht so klar gewesen bis jetzt, aber es braucht eine Menge Mut und eine Menge Entspanntheit. Idealismus, Visionen, Abenteuerlust und Tatendrang sind von Vorteil.

      Was ist euer Ziel und Traum?
      Die Gründe raus aufs Land zu ziehen, haben sich im Laufe der letzten drei Jahre addiert. Wir möchten in gemeinschaftlichen Strukturen leben statt in Kleinstfamilien. Eine größere Gemeinschaft von Menschen, die füreinander einstehen. Zur Zeit sind wir auf der Mühle drei Große und zwei Kleine. Wir wollen aber noch wachsen und suchen noch weitere Menschen, gerne auch mit Kindern. Weiter gedacht ist da die ländliche Gemeinschaft. Bis jetzt haben wir die Erfahrung gemacht, dass man sich untereinander sehr unkompliziert hilft. Das hat uns auch sehr an der Prignitz angesprochen. Wir werden von allen Seiten gleich akzeptiert und eingebunden. Großartig.

      Ein weiterer Punkt ist, dass wir uns zum Teil selbstversorgen wollen. Mit Lebensmitteln, Energie, Dingen des täglichen Gebrauchs und Kleidung. Aus der Zeitschrift OYA habe ich den Begriff "enkeltauglich leben": Wie können wir unser so Leben gestalten, das ökologische Fußabdruck möglichst klein bleibt? An diesem Punkt setzt auch Hey Mama Wolf an. Ich versuche, die vorhandenen Ressourcen zu verwenden und bin damit nicht auf Produkte aus Übersee angewiesen. Darüber hinaus möchte ich meine Wolle so herstellen, dass sie möglichst wenig Energie verbraucht und keine Giftstoffe produziert. Ich bin sehr angetan von solidarischer Landwirtschaft und frage mich, wie das auf andere Bereiche ausgedehnt werden kann. Ich überlege für Hey Mama Wolf eine Abonnement-Option, die das Prinzip als Vorbild hat.

      Auf der Mühle möchten wir einen Werkhof etablieren. Bis jetzt wird es meine Färberei geben, eine Tischlerwerkstatt und ein Café. Auch eine Zusammenarbeit mit VERN e.V. für einen Färberpflanzengarten ist angedacht. Wir möchten in den kommenden Jahren Kurse anbieten können – färben, stricken, drechseln etc.

      Zuallerst ist unser Ziel, die Mühle bewohnbar zu machen und unsere Werkstätten einzurichten. Dabei muss jedes Detail lange besprochen werden: Welche Art Heizung? Wo braucht es tatsächlich Steckdosen? Oh, da ist ja doch noch ein Balken, der ersetzt werden muss. Was können wir selbst, was müssen andere für uns machen? Etc. pp. In den nächsten fünf Jahren ist auch das große, große Dach dran.
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      Seit wann bist du in Berlin? Und wie hat sich deine Beziehung zu dieser Stadt verändert in den Jahren?
      Ich bin 2002 nach Berlin gezogen. Ich liebe sie sehr, meine große Stadt. Ich bin empfindlicher geworden gegen den Krach und den Dreck.

      Was glaubst/hoffst du, auf dem Land zu finden, was dir die Stadt nicht bieten kann? Und was von Berlin könntest du auf dem Land vermissen?
      Die Stadt bietet große Vorteile. Alles ist in der Nähe. Da ich die letzten 14 Jahre mehr oder weniger im gleichen Kiez gewohnt habe, kenne ich meine Leute, meine Läden. Das werde ich eindeutig alles sehr vermissen. Das kulturelle Angebot in Berlin ist enorm. Aber da denke ich, dass ich das bewusster wahrnehmen werde, wenn ich dann mal in der Stadt bin.

      Ich finde auf dem Land mehr Raum und Luft und auch Gemächlichkeit. Die Prignitzer brauchen schon mal drei Tage um eine SMS zu beantworten. Das finde ich gut.
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      Wie sehen die nächsten Schritte Richtung Land- und Mühlenleben aus? Und was könntet ihr dabei noch brauchen?
      Wir sind jetzt die halbe Woche hier, die andere Hälfte dort. Ein Bewohner lebt schon auf der Mühle. Im Sommer wollen wir ganz umziehen. Bis dahin wollen wir zwei Zimmer bezugsfertig machen – Heizungsleitungen in den Wänden verlegen und wieder mit Lehm verputzen, die Böden bearbeiten. Ich bin vor allem im Garten am Gange. Brombeeren und Thujen entfernen, die verwilderten Beete freilegen, planen und säen, Hühner und Gemüsebeete einhegen, dass sie nicht von den Wildtieren verspeist werden.

      Wir können immer helfende Hände gebrauchen! Zu tun ist immer was – Holz hacken, zusammengefallene Schuppen abreissen, Lehm putzen, im Garten werkeln... Im Gegenzug gibt es Kost und Logis und unsere von herzen kommende Dankbarkeit. Wir nehmen freudestrahlend Direktkredite in Empfang (wie gesagt, das Dach ist bald dran). Aber auch Sachspenden sind willkommen: Werkzeuge, Gartengeräte, Möbel, Bettwäsche und Geschirr usw.
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      Granola. Granolaaa. Gronalalala.

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      Es war eher pragmatisch motiviert: Niemand wollte die kernigen Flocken. Sie seien zu hart befanden Ma. und Mann.  Also blieben sie unberührt im Vorratsschrank. Bis zum Karfreitag. Da nämlich kam mir der Gedanke, dass sich daraus doch ein wunderbares Granola machen ließe. Gedacht, getan – und ja, es schmeckt. Gut. Richtig gut. Und dazu ist es auch noch gesund (und vegan).

      Vielleicht habt ihr Lust, es nachzumachen? Es geht ganz einfach.

      Ihr braucht:
      • 1 kg kernige Haferflocken
      • 1 Tasse Nüsse (z.B. Cashew, Mandeln, Hasel- und Wallnüsse) 
      • 1 Tasse Kerne (z.B. Sonnenblumen, Kürbis, Sesam)
      • 1/5 Tasse Gewürze (z.B. Vanille, Zimt, Prise Salz, Kardamom – aber gerne auch Thymian, Rosmarin und andere in Süßspeisen eher ungewöhnliche Gewürze)
      • 1 Tasse Agavensirup (oder flüssiger Honig)
      • 4 EL Öl (ich habe Olivenöl verwendet)
      • 1 Tasse Trockenfrüchte (z.B. Datteln, Rosinen, Pfirsiche, Feigen)

      So geht's:
      • Alle Zutaten außer den Trockenfrüchten gut miteinander vermengen, so dass sich der Sirup und das Öl gleichmäßig verteilen und keine Klumpen mehr darunter sind.
      • Die Müsli-Masse locker auf einem Backblech verteilen und ca. 40 Minuten auf 180°C leicht braun backen.
      • Die gebackene Mischung auskühlen lassen und die klein geschnittenen Trockenfrüchte darunter mischen. 
      Fertig. Guten Appetit und gesunden Hunger!
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      Mit einer großen Liebe für ein kleines Möbel...

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      ... bin ich heute zu Gast bei 23QM Stil. Ich freu' mich sehr. Danke, für die Einladung, liebe Ricarda! Wenn ihr wissen möchtet, was es mit dem Stühlchen auf sich hat, schaut doch mal vorbei. Wir freuen uns.


      KW 12 #unaufgeregt

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      Eine vergleichsweise unaufgeregte Woche, eine entsprechend unaufgeregte Liste und ein ebensolches Wochenende wünsche ich allen.

      M i MAMONTAG: Im Gespräch mit Julia Kropf

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      10 Jahre haben wir zusammen gearbeitet, haben Beteiligungsprozesse erdacht und gemacht, Bürger-, Jugend- und Expertendialoge moderiert und die Höhen und Tiefen des Beraterlebens durchlebt: Julia Kropf war meine Lieblingskollegin, und sie ist bis heute eine der (in meinen Augen) besten Moderatorinnen, eine gute Freundin und Ratgeberin. Umso mehr freue ich mich, sie heute hier zu Gast zu haben.

      Anders als ich hat die promovierte Sozialwissenschaftlerin* 2015 den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt. Seither ist sie erfolgreich als Business Coach und als Moderatorin tätig. Im Montagsinterview erzählt sie, was "richtige Ziele" und "der richtige Zeitpunkt für Entscheidungen" sind, welche "Fehler" vor allem Frauen bei der eigenen Zielsetzung machen und wie sie sich vermeiden lassen. Außerdem geht es um die Zukunft der Arbeit: Was bringt sie? Worin unterscheidet sie sich von der heutigen Arbeitswelt? Und was müssen wir tun, damit sie gut wird?

      Liebe Julia, hab vielen Dank für das inspirierende Gespräch, mit dem ich allen einen angeregten Start in die neue neue Woche wünsche.

      *Promotionsthema "Flexibilisierung – Subjektivierung – Anerkennung. Auswirkungen von Flexibilisierungsmaßnahmen auf die Anerkennungsbeziehungen in Unternehmen"



      Du bietest u.a. Seminare zum Thema "Die richtigen Ziele setzen" an. Was sind die "richtigen Ziele" und woran erkenne ich die falschen?
      Richtig und falsch – das klingt natürlich sehr hart. Schließlich ist es erst einmal ja eine gute Sache, sich überhaupt Ziele zu stecken, also eine Vorstellung davon zu entwickeln, wo ich hin will. Als Systemischer Coach bin ich allerdings auch davon überzeugt, dass Ziele im Einklang stehen möchten mit all meinen Lebensbereichen.

      Dazu ist wichtig, zu sagen: Wenn ich hier von Zielen spreche, dann meine ich eher persönliche Ziele oder auch individuelle Veränderungs- oder Entscheidungsprozesse – und nicht solche, die sich eher auf einen „pragmatischen“ Projektkontext beziehen. „Richtige Ziele“ sind dann also solche, die zu meinem gesamten Leben passen. Ziele, für die ich mich nicht verbiegen muss, weil „man“ das eben so machen sollte.

      Was ich tatsächlich feststelle ist, dass gerade wenn es um die so genannte „Karriere“ geht, oft Ziele gesteckt werden, die bei einem Blick auf den persönlichen Lebenszusammenhang eher eine Tendenz zum Scheitern haben. Deshalb würde ich sagen: Ein Ziel ist dann gut und „richtig“, wenn es mich motiviert, aber nicht einen anderen Lebensbereich, wie z.B. meine Gesundheit oder meine Familie oder meine Finanzen, komplett überfordert. Es möchte sich, bei aller möglichen Herausforderung, insgesamt gut „anfühlen“. Ob es das tut erfahre ich jedoch nur, wenn ich mich im Vorfeld ernsthaft damit auseinandersetze, mir Zeit nehme für die innere Spurensuche, Fragen stelle, abwäge, in mich hineinhorche.

      In einem anderen Seminar geht es um den "richtigen Zeitpunkt" für neue Ziele. Wann ist der "richtige Zeitpunkt"?
      Das könnte ich mir jetzt einfach machen und sagen „das merkt man“. Aber im Ernst, ich glaube wirklich, dass man den richtigen Zeitpunkt für Veränderungen, für Entscheidungen – was ja immer verbunden ist, mit Zielen – spüren kann. Das funktioniert aber nur, wenn ich mich ganz gut kenne. Also, wenn ich weiß: was motiviert mich, wo habe ich eher Befürchtungen, Ängste oder auch echte Grenzen, was fällt mir leicht, wofür brauche ich mehr Energie, wieviel fordern mir meine anderen Lebensbereiche gerade ab, wie reagiere ich auf Stress, Anspannung etc.. Und es funktioniert, wenn ich die Frage „Wo soll meine Reise gerade hingehen?“ auch visuell unterstütze. Wenn ich mir ausmale, wie sieht denn das aus, was ich mir vorgenommen habe? Wie sieht mein Umfeld dabei aus? Welche Rolle spielen die Menschen in meinem Leben? Wie fühlt sich das an? Oft merkt man dann sehr schnell, ob es irgendwo hakt.

      Was sind die häufigsten Fehler bei der Zielsetzung, die dir als Coach immer wieder begegnen, und wie kann man sie vermeiden?
      Ich glaube, das ergibt sich ein bisschen aus dem, was ich gerade gesagt habe. Ziele sind keine To Do-Listen. Und Ziele gibt es nicht von der Stange. Nur weil ich das, was andere machen, toll finde, bedeutet das nicht, dass es auch bei mir funktioniert. Trotz aller Vielfalt beruflicher Wege, gibt es immer noch einen großen Mainstream was Karrieredefinitionen angeht. Erfolg ist ja so ein Begriff, der so leicht daher gesagt wird. Dabei ist die Antwort auf die Frage „Was heißt für Dich Erfolg?“ absolut unterschiedlich. Ich weiß nicht, ob ich in diesem Zusammenhang von Fehlern sprechen würde, aber ich glaube, die Perspektive ist entscheidend: Schaue ich sozusagen von außen auf mich und bewerte meine eigenen Ziele dadurch immer im Vergleich mit Anderen? Oder nehme ich meine eigene Innenperspektive ein und versuche von hier aus meinen Weg zu definieren?

      Es klingt vielleicht sehr simpel, aber Ziele zu stecken heißt, sich Zeit und Raum dafür zu nehmen. Es heißt, von mir selber ein Bild zu entwickeln. Ein realistisches Bild.

      Gibt es "Fehler", die besonders Frauen immer wieder begehen? Und was könnte ihnen helfen, um diese Muster zu durchbrechen?
      Ich habe vorhin gesagt, wichtig ist, die Ziele und Entscheidung in mein System einzubetten. Aber es gibt natürlich auch ein „Zuviel“ an System. Damit meine ich, dass Frauen oft zuallererst darauf schauen, was eine Entscheidung für Konsequenzen für Andere haben könnte und ihren Traum dadurch allzu schnell wieder fallen lassen. Wie werden meine Kinder das verkraften? Wird mein Partner mich unterstützen? Was sagen meine Eltern? Frauen denken eher, dass alle Beziehungsarbeit an ihnen hängt und trauen damit aber anderen auch oft weniger zu, fordern sie weniger. Frauen sind immer noch eher bereit, ihre Träume zu begraben. Was hilft: Klar, Mut zur Auseinandersetzung, zur Verteidigung der eigenen Bedürfnisse. Abschied von der Vorstellung, dass für sich selbst sorgen automatisch bedeutet, egoistisch zu sein. Und vielleicht ein bisschen Pragmatismus bei der Umsetzung – also, an welchen Stellen muss ich Alternativen denken, wo können andere sich mehr einbringen, wofür muss ich meine Komfortzone verlassen, was brauche ich dafür und woraus schöpfe ich Energie und Kraft?
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      Links: mit BM Andrea Nahles (c) Jens Schicke | rechts: mit BM Sigmar Gabriel (c) Heinrich Völkel
      Du bist außerdem als Moderatorin für Bundesministerium, Stiftungen und Unternehmen vor allem im Bereich "Zukunft der Arbeit" tätig. Welche Themen und Fragen werden aktuell besonders "heiß" diskutiert? Und welche Aspekte sind aus deiner Warte noch etwas unterbelichtet in der Diskussion? 
      Über allem stehen ja gerade die ganzen „4.0-Fragen“: Industrie 4.0, Arbeit 4.0, Digitalisierung. Das ist wirklich interessant, weil hier gerade einige Entwicklungen zusammen kommen. Die technischen Entwicklungen einerseits und die demografische Entwicklung andererseits. Hier tun sich gerade so viele Gestaltungsfenster auf, wie ich es noch nicht erlebt habe. Auf der einen Seite steht alles, was man unter die Überschrift „neue Freiheiten“ setzen könnte: mehr Flexibilität und Souveränität für die Beschäftigten, neue Organisationsstrukturen, mehr Demokratie in Unternehmen, gesunde Arbeit usw. Auf der anderen Seite steht ein enormer globaler Wettbewerbsdruck begleitet von zunehmend disruptiven technischen Entwicklungen. Die Frage nach dem politischen Rahmen – also der Frage, welche neuen und flexiblen Formen der sozialen Sicherung es dafür braucht – ist absolut relevant. Und hier ist für mich die Frage nach neuen (Experimentier-)Räumen für Sozialpartnerschaft ganz entscheidend. Für mich stehen aber auch Fragen im Vordergrund wie: Was trauen wir Menschen eigentlich wirklich zu? Sind wir bei allem noch offen für unterschiedliche Wege und Vorstellungen von Flexibilität und Sicherheit oder bildet sich im Gegenteil gerade wieder ein neuer Mainstream raus? Wo liegen die Grenzen? Wie gehen wir mit Scheitern wirklich um und reden nicht nur von Fehlerkultur? Wo sind die Führungskräfte, die das leben? Und schließlich in eigener Sache: Alle reden so viel über die neuen Solo-Selbstständigen. Gleichzeitig wird von politischer Seite noch recht wenig getan, um hier positive Anreize zu setzen.

      Wie wird sich die Arbeitswelt verändern? Was werden wir 2025, wenn wir auf die Jahre 2015/2016 zurückblicken, wohl als markante Veränderungen wahrnehmen? 
      Das sind eigentlich Fragen, die ich gerne stelle ☺! Die Antworten geben meist die Anderen…. Aber ich versuche es mal: Ich glaube, dass lange nicht so viel über Arbeit an sich gesprochen wurde, über den Wert von Arbeit, Aushandlungsprozesse, Kompromisse, neue Möglichkeiten und Risiken. Das ist was anderes als die Frage nach dem „Ende der Arbeit“ oder dem „Flexiblen Menschen“, wie wir sie vor Jahren hatten. Ich habe den Eindruck, dass der Zusammenhang von Arbeit, Anerkennung und Identität nochmal eine stärkere Relevanz bekommt – durch den Wunsch vieler nach mehr Freiheit in der Arbeit (und nicht durch die Arbeit) und auch durch die Bedeutung die Arbeit bei der Integration von Flüchtlingen und Zuwanderern einnimmt. Wie sich die Arbeitswelt verändern wird, das kann ich nicht sagen. Ich würde mir wünschen, dass es mehr Raum für Neues gibt, Experimentierräume für neue Organisationsstrukturen, Formen der Zusammenarbeit, Lernmethoden, …

      Was bedeutet das für die/den Einzelne/n? Wo liegen die Herausforderungen? Was sind die Chancen?
      Ich glaube, die Chance ist, dass es mehr Chancen für individuelle berufliche Wege gibt – und das ist zugleich die Herausforderung. Letztlich heißt das nämlich für uns, dass wir einen guten Zugang zu uns selber brauchen, um den eigenen Weg in Herz und Hand zu nehmen. Aufmerksam zu sein, was mit uns und um uns herum passiert. Das ist manchmal anstrengend und braucht Zeit.

      Und abschließend: Was wünscht du dir für die Zukunft der Arbeit und vor allem der Arbeitenden?
      Ich wünsche mir, dass all die Diskussionen, die wir zurzeit führen tatsächlich zu mehr individuellen Freiheitsgraden führen. Aber natürlich systemisch gedacht, deshalb will ich es mal „ausbalancierte Freiheitsgrade“ nennen. Und auch wenn das sehr theoretisch klingt: ich würde mir wünschen, dass es keine rein akademische Diskussion bleibt, sondern bei allen ein Stück davon ankommt. Ich habe im vergangenen Jahr einen Workshop mit von Armut Betroffenen moderiert. Das wichtigste war hier: einen wertvollen Beitrag leisten, um an der Gesellschaft teilhaben zu können. Das sollte 4.0 aus meiner Sicht auch leisten.

      Tipp: Am Mittwoch, den 25. Mai 2016 findet um 19.00 Uhr das nächste After-Work-Seminar „Entscheidungen: Die Suche nach dem besten Zeitpunkt“ von und mit Julia Kropf im Zentrum Hagelberger Straße in Berlin-Kreuzberg statt. Die Kosten betragen 8,00 Euro. Anmeldungen unter: kontakt@julia-kropf.de 
      Dr. Julia Kropf (c) Olle Fischer 

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