Und ich dachte, 2014 wäre ein turbulentes Jahr gewesen. HA! Das war ja nix im Vergleich zu 2015 – sowohl (welt-)politisch als auch persönlich. Nicht alle Ereignisse und Erfahrungen erhalten das Prädikat "wertvoll"; auf so manches hätt' ich gut und gern verzichten können. Aber sei´s drum. Ist es wie es ist. Für 2016 nehm' ich mir nur eines vor: "Try again. Fail again. Fail better."
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Auf ein Neues!
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Einsturzgefahr. Oder die Zerbrechlichkeit der Wirklichkeit
Manchmal geschehen Dinge, die bringen die Welt ins Wanken. Manchmal geschehen Dinge, die bringen die Welt zum Einstürzen. Krieg ist so ein "Ding". Oder der Tod. Ich ahne nur, was das für einen Menschen bedeutet.
Am Silvesterabend brannte es in unserem Haus. Alle mussten raus. Es herrschte Aufregung und Panik und Ma weinte. Da flammte plötzlich der Gedanke auf, dass unser Zuhause zerstört werden würde – und ich verlor für einen Moment die Contenance. Gebannt starrte ich in die Flammen und heulte wieder und wieder: "Ich will das nicht. Ich will das nicht. Ich will das nicht... ." So als könnten meine Worte die Dinge ungeschehen machen.
Sie konnten es nicht, doch die Sache ist glimpflich verlaufen. Eine verirrte Rakete, ein Balkonbrand, ein großer Schreck, ein kleines Weltenwanken. Aber dieses Gefühl, dass ein Lauf der Dinge die Welt zum Einstürzen bringt, lässt mich nicht los. So könnte es sein, wenn Eine/r für immer geht, wenn der Krieg aus- oder eine andere Katastrophe hereinbricht. Und noch etwas geht mir immer wieder durch den Kopf: Wie zerbrechlich die Wirklichkeit ist. Stets einsturzgefährdet. ...
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Wüstenbild I {Versuche in Versform}
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"In der Fremde hat man keine schützende Haut." Im Gespräch mit Mehrdad Zaeri {Fluchtgedanken IV}
Bis heute staunt er immer wieder über den Gang seiner Geschichte, die exemplarisch für viele Menschen stehen könnte, die Zuflucht bei uns suchen: Mehrdad Zaeri. Vor rund 30 Jahren floh der damals 15jährige mit seinen Eltern aus dem Iran über die Türkei nach Deutschland. Ein "Flüchtling", ein "Asylbewerber". Heute ist der Zeichner, der sein Glück nicht fassen kann, ein angesehener Künstler.
Im Rahmen meiner Reihe "Fluchtgedanken" erzählt er davon, was es bedeutet, alle Brücken hinter sich abzureißen und in der Fremde einen Neustart zu wagen, wer zu dessen Gelingen beigetragen hat und wie er das politische Deutschland heute erlebt. Herzlichen Dank, lieber Mehrdad!
Im Rahmen meiner Reihe "Fluchtgedanken" erzählt er davon, was es bedeutet, alle Brücken hinter sich abzureißen und in der Fremde einen Neustart zu wagen, wer zu dessen Gelingen beigetragen hat und wie er das politische Deutschland heute erlebt. Herzlichen Dank, lieber Mehrdad!
Am 24. Dezember 1985 kamst du fünfzehnjährig mit deiner Familie als "Flüchtling" aus dem Iran nach Deutschland. Warum seid ihr damals geflohen und wie hast du die Flucht erlebt?
Wir sind ca. fünf Jahre nach dem Sieg der Iranischen Revolution in die Türkei und dann nach Deutschland geflohen. Es gab zwei Gründe für unsere Flucht. Der erste Grund war die Machtübernahme der Islamistischen Partei, die in einer schnellen Aktion alle anderen Parteien ausschaltete und mit großer Eile die Vernichtung aller Pläne vorantrieb, demokratische Strukturen aufzubauen. Der zweite Grund war der blutige Krieg zwischen Iran und Irak. Alle jungen Männer ab fünfzehn Jahren durften das Land nicht mehr verlassen und mussten sich für die Front einsatzbereit halten. Ich war vierzehneinhalb. Wir mussten schnell handeln.
Meine Flucht verlief in drei Phasen. Die erste Phase fand in den Tagen vor unserer Flucht statt. Meine Eltern sagten mir, dass wir sehr bald flüchten würden. Ich sollte niemandem davon erzählen, nicht einmal meinen besten Freunden. Ich war euphorisch und wollte so schnell wie möglich weg. Der Druck der Islamisten auf der Straße war groß und ich litt unter ihrem Terror.
Die zweite Phase war die der Trauer. Sie begann an einem frühen Morgen im kalten Winter 1985, kurz vor Sonnenaufgang am Busbahnhof der Stadt Isfahan. Wir saßen im Reisebus Richtung Istanbul, drumherum standen unsere engsten Freunde und Verwandte und weinten. Für mich mit meinen 15 Jahren war die Situation sehr befremdlich; ich war voller Vorfreude auf die kommende Reise. Erst als der Bus losfuhr und meine mir liebsten Menschen immer kleiner wurden, schoss mir plötzlich ein Gedanke durch den Kopf: "Schaue sie Dir gut an", sagte ich zu mir, "denn du wirst sie nie wieder sehen!" In dem Moment brach in mir eine Welt zusammen.
Die dritte Phase war die Ankunft in Deutschland. Wir wussten, dass unsere Flucht nun ein Ende haben würde. Mit aller Kraft versuchte ich die Brücken zur Vergangenheit abzureißen, um meine neue Heimat unvoreingenommen annehmen zu können. Es war eine Phase der großen Verunsicherung, aber auch der Neugierde, der Demütigung, des Fallens und Wiederaufstehens.
Es ist ein großer Schritt alles hinter sich zu lassen und sich auf die beschwerliche "Reise" ins Unbekannte zu machen. Wie hast du dir Deutschland und dein Leben hier während des Aufbruchs und der Flucht vorgestellt?
Deutschland war für mich gleichbedeutend mit dem Westen. Der Ort, an dem Menschen SEIN dürfen, ohne Angst zu haben. Ein Land, in dem die Türen zu allen Erfolgswelten offen stehen. Ein Land, das dir die Freiheit lässt, zu tanzen, singen, flirten, lachen... ohne, dass du dich erklären musst. Diese Erwartung wurde nicht enttäuscht.
Woher kamen die Bilder? Damals gab es ja noch keine sozialen Medien.
Wir lebten im Iran sehr westlich. Man konnte kaum Unterschiede ausmachen zwischen unserer und der europäischen Lebensweise. Wir hatten Video- und Audiokassetten, waren in der europäischen und nordamerikanischen Musik- und Unterhaltungswelt zuhause und kannten uns im westlichen Denken bestens aus. Der radikale Bruch mit der westlichen Welt kam erst nach der Machtübernahme der Islamisten. Doch der Lebensstil in den iranischen Städten ist bis heute sehr westlich geprägt.
Seit du vor gut 30 Jahren herkamst, ist viel passiert. Heute lebst mit deiner Frau als anerkannter Zeichner in Mannheim. Kannst du rückblickend sagen, was und wer (neben dir selbst) dazu beigetragen hat, dass du in diesem Land ein gutes Leben führen kannst?
In erster Linie war es meine Familie, die mir Kraft und Stabilität gab. Ohne sie hätte ich es deutlich schwerer gehabt. Wir kamen in einer schwierigen Zeit nach Deutschland. Die Stimmung in den 1990er war sehr emotionsgeladen. Wir wurden beschimpft, beleidigt und und bedroht. Nur durch die Unterstützung jener freundlichen "Deutschen" haben wir den Glauben an dieses Land nicht verloren. Es waren unsere Lehrer, Nachbarn, und Mitschüler, die uns ein Gefühl von Heimat und Ruhe gaben.
In der "Fremde" hat man keine schützende Haut. Jeder noch so kleine Angriff verwundet und jede liebevolle Geste tröstet umso mehr.
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Rechtsextremismus, brennende Flüchtlingsunterkünfte, verbale Schlammschlachten... Wie nimmst du die aktuelle gesellschaftliche und politische Lage in diesem Land wahr? Was besorgt dich am meisten?
Vor der nächsten Zeit bangt mir etwas, denn was wir seit einigen Jahren in fast allen europäischen Staaten sehen, wird auch hier stattfinden. Rechte Parteien werden sich etablieren, vielleicht sogar Regierungsverantwortung übernehmen. Die großen Parteien werden sich immer aus wahltaktischen Gründen mehr nach Rechts bewegen. Aber – da bin ich sicher – diese Zeit, des Nationalismus, Egoismus und der Ignoranz ist nur eine Übergangsphase in ein toleranteres Deutschland.
Übergänge sind oft konfliktreich und setzen viel Energie frei. Die Menschen haben Angst vor den kommenden Veränderungen, ihnen fehlt der Mut und das Selbstvertrauen, sich den (neuen) Themen zu stellen. Es ist nur eines klar: Wir werden die "Flüchtlinge" nicht stoppen können. Keine Mauern und keine Zäune können sie aufhalten. Wir täten besser daran, wenn wir dieser Entwicklung positiv begegnen und daraus für uns und für sie das Beste machten.
Übergänge sind oft konfliktreich und setzen viel Energie frei. Die Menschen haben Angst vor den kommenden Veränderungen, ihnen fehlt der Mut und das Selbstvertrauen, sich den (neuen) Themen zu stellen. Es ist nur eines klar: Wir werden die "Flüchtlinge" nicht stoppen können. Keine Mauern und keine Zäune können sie aufhalten. Wir täten besser daran, wenn wir dieser Entwicklung positiv begegnen und daraus für uns und für sie das Beste machten.
Was möchtest du nächstes Jahr an diesem Tag als Überschrift in deiner Tageszeitung rund um das Thema "Flüchtlinge" lesen?
Die Ängste der Bürger lassen langsam nach.
Was können wir tun, damit diese Überschrift die "Lage der Nation" beschreibt?
Wir müssen die Geschichten dieser Flüchtlinge erzählen. Wir müssen den Menschen die Leidensgeschichte und Träume dieser Menschen in Worten und Bildern zeigen. Geschichten pflanzen in unsere Herzen Empathie und Mitgefühl. Empathie ist das beste Mittel gegen Ignoranz und Angst.
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This is not a love song¹. Ode an Berlin
Es war im Dezember. Ich erinnere mich genau. Diese kohlegeschwängerte Eiseskälte – im Westen schwarz, im Osten braun. Die Umstände waren nicht eben rosig. Ziemlich neben mir kam ich zu dir. Doch dir war das gleich. Du lächeltest dein schiefes Lächeln, schlosst mich in deine Zottelfell bejackten Arme und summtest mich sanft in den Schlaf. Seither bin ich dir treu, denn – bei allem Ärger hie und da – ick liebe dir, du liebes Tier.
Dein Name klang schon durch meine Kinderstube, der lieben Verwandtschaft wegen. Die einen sprachen stets schlecht von dir: großkotzig und ungeniert, das seist du, und blöde. Die anderen dagegen liebten dich für deine Weltoffenheit und Toleranz (manch einer sprach lieber von Ignoranz). Das weckte die Neugier und einen Wunsch: Ein eigenes Bild wollte ich mir machen. Doch bis es möglich wurde, vergingen Jahre.
Es geschah heimlich, per Anhalter über den Transitverkehr und ich staunte nicht schlecht als ich vor dir stand. Weder fand ich die Dame von Welt noch die bornierte Tante. Eine Tunte eher. Wild und verrucht, großherzig und warm – und weit entfernt von Diplomatie. Bei unserer ersten Begegnung gleich, zeigtest du mir, was ich war – und doch um nichts in der Welt sein wollte: ein Mädchen aus der Provinz. Und trotzdem – oder vielleicht grad darum – liebte ich dich spontan.
Jede Nacht wollte ich mit dir zum Tag machen, mal Pogo, mal Walzer tanzend; jeden Tag mit dir bei frischer Poğaça begrüßen, in der O-Straße im schmutzigen Morgengrau. Endlos wollte ich deinen Geschichten lauschen im Schlendergang an der Mauer entlang, vom Schlesischen Tor bis zum Potsdamer Platz, diesem Brachland der deutschen Geschichte. Zusammen mit dir die Engel aufspüren, auf der Goldelse oder unter dem Stern, und niemals mehr deinen Himmel missen – das wollt ich, und noch viel mehr.
Meinen Pass verlor ich bei diesem ersten Besuch, und Herz und Verstand gleich dazu. Doch bis ich in deinem Schoss sesshaft wurde, sollten 2.555 Tage vergehen. Eine Transitstrecke gab's da nicht mehr und die Mauer war nur mehr Relikt. Der Potsdamer Platz war nun Großbaustelle und das Schlesische Tor degradiert: eine vorletzte Station ohne Aussichtsturm. Kreuzberg war nicht mehr peripher und der Osten das Zentrum der Träume– und träumen, das konntest du. Wild und schön und groß.
Die Nächte haben wir uns um die Ohren geschlagen, im SO, im Eimer und irgendwo. Doch stets hattest du ein Auge auf mich, damit ich nur ja nicht verloren ginge. Und während mich noch die Alpträume jagten von verpassten Chancen und verlorenem Glück, zogst du mich sachte direkt über Los.
Das 21. Jahr bin ich nun hier und ahne: Ich geh wohl nimmer fort. Denn, Berlin, ick liebe dir.²
¹ Das Stück von Public Image Limited aus dem Jahr 1983 verschmilzt in meiner Erinnerung mit meinem 1. Berlinbesuch. Vielleicht habe ich es dort zum ersten Mal gehört. Ich weiß es nicht mehr.
² Ein Spaziergang durch (mein) Berlin {englisch}
Dein Name klang schon durch meine Kinderstube, der lieben Verwandtschaft wegen. Die einen sprachen stets schlecht von dir: großkotzig und ungeniert, das seist du, und blöde. Die anderen dagegen liebten dich für deine Weltoffenheit und Toleranz (manch einer sprach lieber von Ignoranz). Das weckte die Neugier und einen Wunsch: Ein eigenes Bild wollte ich mir machen. Doch bis es möglich wurde, vergingen Jahre.
Es geschah heimlich, per Anhalter über den Transitverkehr und ich staunte nicht schlecht als ich vor dir stand. Weder fand ich die Dame von Welt noch die bornierte Tante. Eine Tunte eher. Wild und verrucht, großherzig und warm – und weit entfernt von Diplomatie. Bei unserer ersten Begegnung gleich, zeigtest du mir, was ich war – und doch um nichts in der Welt sein wollte: ein Mädchen aus der Provinz. Und trotzdem – oder vielleicht grad darum – liebte ich dich spontan.
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1988 auf dem Weg nach (West-)Berlin |
Jede Nacht wollte ich mit dir zum Tag machen, mal Pogo, mal Walzer tanzend; jeden Tag mit dir bei frischer Poğaça begrüßen, in der O-Straße im schmutzigen Morgengrau. Endlos wollte ich deinen Geschichten lauschen im Schlendergang an der Mauer entlang, vom Schlesischen Tor bis zum Potsdamer Platz, diesem Brachland der deutschen Geschichte. Zusammen mit dir die Engel aufspüren, auf der Goldelse oder unter dem Stern, und niemals mehr deinen Himmel missen – das wollt ich, und noch viel mehr.
Meinen Pass verlor ich bei diesem ersten Besuch, und Herz und Verstand gleich dazu. Doch bis ich in deinem Schoss sesshaft wurde, sollten 2.555 Tage vergehen. Eine Transitstrecke gab's da nicht mehr und die Mauer war nur mehr Relikt. Der Potsdamer Platz war nun Großbaustelle und das Schlesische Tor degradiert: eine vorletzte Station ohne Aussichtsturm. Kreuzberg war nicht mehr peripher und der Osten das Zentrum der Träume– und träumen, das konntest du. Wild und schön und groß.
Die Nächte haben wir uns um die Ohren geschlagen, im SO, im Eimer und irgendwo. Doch stets hattest du ein Auge auf mich, damit ich nur ja nicht verloren ginge. Und während mich noch die Alpträume jagten von verpassten Chancen und verlorenem Glück, zogst du mich sachte direkt über Los.
Das 21. Jahr bin ich nun hier und ahne: Ich geh wohl nimmer fort. Denn, Berlin, ick liebe dir.²
¹ Das Stück von Public Image Limited aus dem Jahr 1983 verschmilzt in meiner Erinnerung mit meinem 1. Berlinbesuch. Vielleicht habe ich es dort zum ersten Mal gehört. Ich weiß es nicht mehr.
² Ein Spaziergang durch (mein) Berlin {englisch}
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Irgendwo in Kreuzberg rund um die O-Straße | 1991 |
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KW 1|2 #gelegentlich
Die ersten zwei Wochen des noch jungen Jahres sind bald Vergangenheit. Was ist passiert? Was hat mich bewegt? Was hab ich getan?
Viel Musik habe ich GEHÖRT. Pergolesis Stabat Mater etwa. Eine Musik, die mich jedes Mal aufs Neue aus der Fassung bringt ob ihrer überirischen Schönheit. Apropos überirdische Musik – ein Meister dieses Faches war zweifelsfrei Johann Sebastian Bach. Der Choreograph Nacho Duato hat ausgewählte Werke in Vielfältigkeit. Formen der Stille und Leere in die Sprache des Tanzes übersetzt. Lang habe ich nicht mehr solch anmutig-schöne und zugleich spielerisch-leichte Bewegung GESEHEN.
Ma und ich haben Der kleine Prinz GESCHAUT. Die filigranen Papierfiguren-Szenen haben es mir besonders anGETAN. AnGETAN hat es mir auch Kate Blanchet in Carol – was für eine Ausstrahlung!
Aber auch GELESEN habe ich. Mehr als sonst, und echte Bücher, aus Pappe und Papier. Eines davon war Wolfgang Herrndorfs unvollendeter Roman Bilder deiner großen Liebe. Ein wunderbares Buch! Iris Radisch hat darüber in der DIE ZEIT geschrieben, besser als ich es je könnte.
Ma und ich haben Der kleine Prinz GESCHAUT. Die filigranen Papierfiguren-Szenen haben es mir besonders anGETAN. AnGETAN hat es mir auch Kate Blanchet in Carol – was für eine Ausstrahlung!
Aber auch GELESEN habe ich. Mehr als sonst, und echte Bücher, aus Pappe und Papier. Eines davon war Wolfgang Herrndorfs unvollendeter Roman Bilder deiner großen Liebe. Ein wunderbares Buch! Iris Radisch hat darüber in der DIE ZEIT geschrieben, besser als ich es je könnte.
Über Berlin und meine Beziehung zu dieser Stadt, in der ich nun das 21. Jahr lebe, habe ich nachGEDACHT. Das Ergebnis dieses Nachdenkens ist in der Ode an Berlin kondensiert. Dabei habe ich ein paar alte Fotos GEFUNDEN. Und dann bin ich über ein Fotoprojekt von Valeria Mitelmann GESTOLPERT, an dem ich teilhatte. Findet ihr mich? – Es ist immer wieder seltsam, sich selbst auf früheren Bildern zu begegnen. Nähe und Distanz fallen so schamlos ineinander.
GEÄRGERT haben mich die vielen dummen Reaktionen auf die Vorfälle in der Silvesternacht in Köln. "Unsere Gesellschaft hat ein Sexismus-Problem auf allen Ebenen". Welche Frau könnte nicht davon berichten {siehe: Katja, Nic oder Lina}? Leider.
GEFREUT haben mich hingegen die vielen guten Begegnungen in diesem gerade mal zwei Wochen alten Jahr {u.a. mit Mehrdad}. Und ein klein wenig GEWEINT habe ich um David Bowie, auf dessen Spuren ich letztes Jahr noch durch Schöneberg geradelt bin. GEMOCHT habe ich den Schnee. Er hätte ruhig ein wenig länger verweilen dürfen.
Ich habe GEBACKEN und GEKOCHT. Getränkten Zitronenkuchen, Berliner Buletten und Kartoffelbrei mit Saure-Gurkenstücken, und dazu Malzbier GETRUNKEN. Auch gut.
Nach einem Badvorleger habe ich GESUCHT, weil der Boden im Bad zwar warm, aber nicht weich ist. Am Ende gefielen mir dann die Hölzernen am besten. Von wegen weich. Immer wieder auf diesen Pullover und dieses Kleid GEKLICKT. Am Ende bin ich aber standhaft GEBLIEBEN und habe sie nicht GEKAUFT.
Viel mehr habe ich auch nicht GEMACHT in den ersten zwei Wochen des Jahres. Mich im Nichtstun GEÜBT, was gar nicht so einfach und doch erstaunlich leicht war. Vielleicht wird aus mir ja doch noch eine Artistin des Gelegentlichen – gelegentlich.
Viel mehr habe ich auch nicht GEMACHT in den ersten zwei Wochen des Jahres. Mich im Nichtstun GEÜBT, was gar nicht so einfach und doch erstaunlich leicht war. Vielleicht wird aus mir ja doch noch eine Artistin des Gelegentlichen – gelegentlich.
Womit waren eure ersten zwei Wochen GEFÜLLT?
Bilder: Giuliana Bottino und Michael Banzhaf © Fernando Marcos | Pergolesi Stabat Mater | ace & jig | Berlinkarte 1980er | Der Himmel über Berlin | Badvorleger | Pullover
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Ein Blick hinter: Bimbambuki {Part 2}
Ich bin eine treue, aber unstete Blogleserin. Manchmal liegen Wochen zwischen meinen Besuchen. So geht die ein oder andere Entwicklung spurlos an mir vorbei und ich staune nicht schlecht beim nächsten Besuch ob all der Veränderungen. So ging es mir auch mit Bimbambuki.
Wie überrascht war ich, als ich nach längerer Abwesenheit auf Beschreibungen ihres Lebens in St. Petersburg stieß. Beim letzten Besuch wohnte sie noch in meiner unmittelbaren Nachbarschaft. Wieso war sie plötzlich dort? Wird sie für immer bleiben? Wie sieht ihr Leben in der "Fremde" aus? Diese und noch viel mehr Fragen schossen mir durch den Kopf. Da ich sie mir nicht selbst beantworten konnte und sich andere Bimbambuki-Leser/innen vielleicht dieselben Fragen stellten, habe ich Mond gefragt, ob sie von ihrem neuen Leben, und wie es dazu kam, erzählen mag.
Ich danke dir, liebe Mond, für das spannende Gespräch und die wunderschönen Bilder und wünsche allen mit diesem zweiten Blick hinter Bimbambuki {hier geht's zum Ersten} einen verwunschen-schönen Start in die neue Woche.
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Wie überrascht war ich, als ich nach längerer Abwesenheit auf Beschreibungen ihres Lebens in St. Petersburg stieß. Beim letzten Besuch wohnte sie noch in meiner unmittelbaren Nachbarschaft. Wieso war sie plötzlich dort? Wird sie für immer bleiben? Wie sieht ihr Leben in der "Fremde" aus? Diese und noch viel mehr Fragen schossen mir durch den Kopf. Da ich sie mir nicht selbst beantworten konnte und sich andere Bimbambuki-Leser/innen vielleicht dieselben Fragen stellten, habe ich Mond gefragt, ob sie von ihrem neuen Leben, und wie es dazu kam, erzählen mag.
Ich danke dir, liebe Mond, für das spannende Gespräch und die wunderschönen Bilder und wünsche allen mit diesem zweiten Blick hinter Bimbambuki {hier geht's zum Ersten} einen verwunschen-schönen Start in die neue Woche.
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Seit wann lebst du in Petersburg und was waren/sind die Gründe für euren Umzug?
Wir sind Anfang August letzten Jahres von Berlin nach St. Petersburg gezogen. Mein Mann arbeitet für ein deutsches Ministerium und wurde hierhin versetzt. Wo wir landen würden, haben wir erst ein knappes Dreivierteljahr vor dem Versetzungstermin erfahren. Es gab also nicht unbedingt viel Zeit, um sich auf das Leben hier vorzubereiten. Für unsere Familie war es der erste Umzug ins Ausland und deswegen sehr aufregend.
Ist es ein Umzug auf Zeit oder werdet ihr – soweit man das voraussagen kann – für immer in Russland bleiben?
Wenn alles wie geplant läuft, werden wir hier vier Jahre bleiben. Auch wenn das eine begrenzte Zeit ist, mussten wir unter unser Leben in Berlin einen Schlussstrich ziehen: Wir kündigten unsere geliebte Wohnung in Friedrichshain, die das erste und bis dahin einzige Zuhause unserer Kinder war, ich verabschiedete mich von demBüro, in dem ich 14 Jahre als Architektin gearbeitet habe, und wir packten alles ein, was wir haben, und brachten es hierher.
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Wenn alles wie geplant läuft, werden wir hier vier Jahre bleiben. Auch wenn das eine begrenzte Zeit ist, mussten wir unter unser Leben in Berlin einen Schlussstrich ziehen: Wir kündigten unsere geliebte Wohnung in Friedrichshain, die das erste und bis dahin einzige Zuhause unserer Kinder war, ich verabschiedete mich von demBüro, in dem ich 14 Jahre als Architektin gearbeitet habe, und wir packten alles ein, was wir haben, und brachten es hierher.
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Wie fühlt es sich an, eine "Migrantin" zu sein? Werdet ihr von den "Einheimischen" willkommen geheißen oder erlebt ihr auch Ablehnung?
Ein paar Monate vor unserem Umzug habe ich – bei Null – angefangen, russisch zu lernen. Mittlerweile kann ich die kyrillische Schrift ganz gut lesen und verstehe auch einiges, aber das Sprechen fällt mir noch schwer. Die einfachsten Alltagstätigkeiten werden zur Herausforderung. In einem Geschäft um etwas zu bitten funktioniert (oft mit dem Online-Übersetzer in der Hand) – aber bei einer Rückfrage muss ich manchmal noch hilflos mit den Schultern zucken. "Извините, я не
Ein paar Monate vor unserem Umzug habe ich – bei Null – angefangen, russisch zu lernen. Mittlerweile kann ich die kyrillische Schrift ganz gut lesen und verstehe auch einiges, aber das Sprechen fällt mir noch schwer. Die einfachsten Alltagstätigkeiten werden zur Herausforderung. In einem Geschäft um etwas zu bitten funktioniert (oft mit dem Online-Übersetzer in der Hand) – aber bei einer Rückfrage muss ich manchmal noch hilflos mit den Schultern zucken. "Извините, я не
понимаю", "Entschuldigen Sie, ich verstehe nicht" ist der von mir am häufigsten gebrauchte Satz. Mit Englisch kommt man hier nicht sehr weit. Wenn man sich aber bemüht, russisch zu sprechen, sind die allermeisten Petersburger hilfsbereit und zuvorkommend. Oft wird man gefragt, woher man kommt und wie einem die Stadt gefällt. Ich hoffe, dass ich bald richtige Gespräche führen kann.
Ablehnung haben wir zum Glück noch nicht erfahren. Ein einziges Mal hat eine Verkäuferin in einem Supermarkt meine sprachliche Hilflosigkeit ausgenutzt, um mich auflaufen zu lassen – sie bestand darauf, meinen Pass zu sehen, als ich (neben Brot, Tomaten und Oliven) zwei Flaschen alkoholfreies Bier kaufen wollte. Weil ich keinen Ausweis dabei hatte und natürlich nicht in der Lage war, sie von der Unsinnigkeit ihrer Forderung zu überzeugen, musste ich unverrichteter Dinge wieder abziehen.
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Wie gehen deine Kinder mit der Veränderung um?
Glücklicherweise wog das Abenteuer des Neuen mehr als der Abschiedsschmerz. Meine Kinder haben schnell neue Freunde gefunden und gehen gerne in die Schule und den Kindergarten. Manchmal beschweren sie sich, dass sie kein Russisch verstehen, aber in Wirklichkeit verstehen sie schon eine Menge. Es ist schön zu sehen, wie schnell sie St. Petersburg zu ihrem gemacht haben, wie sie Orte der Stadt, an denen wir gemeinsam waren, wiedererkennen und wie sie sich in unserem neuen Viertel zurecht finden. Es stimmt, dass Kinder sehr anpassungsfähig sind.
Glücklicherweise wog das Abenteuer des Neuen mehr als der Abschiedsschmerz. Meine Kinder haben schnell neue Freunde gefunden und gehen gerne in die Schule und den Kindergarten. Manchmal beschweren sie sich, dass sie kein Russisch verstehen, aber in Wirklichkeit verstehen sie schon eine Menge. Es ist schön zu sehen, wie schnell sie St. Petersburg zu ihrem gemacht haben, wie sie Orte der Stadt, an denen wir gemeinsam waren, wiedererkennen und wie sie sich in unserem neuen Viertel zurecht finden. Es stimmt, dass Kinder sehr anpassungsfähig sind.
Wie erlebst du den Alltag und das politisch-gesellschaftliche Leben in St. Petersburg?
Vom Leben der Petersburger und ihren politischen Ansichtenbekommt man als Ausländerin in einer
Situation wie der meinen nicht viel mit.Ein nicht unerheblicher Teil der Russen hat wohlmehrere Jobs, da man mit einem nicht genug verdient. Vom fallenden Ölpreis und den daraus resultierenden wirtschaftlichen Problemen Russlands lese ich in Nachrichtenmagazinen, aber sie zeigen sich noch nichtin unserem Alltag. Im Zentrum von St. Petersburg – wie in jeder Großstadt – sieht man weniger die Probleme der meisten Menschen, dort überwiegen die Äußerlichkeiten. Die Fassaden der prächtigen Gebäude, Museen und Theater, schöne Parks, Cafés und Restaurants, die vielen Läden. Das Leben, das dort möglich ist,repräsentiert sicher nicht den wahren Zustand des Landes.
Die Sanktionen gegen die EU merkt man, aber es herrscht kein Mangel. Das Obst- und Gemüseangebot ist manchmal nicht groß, und statt russischem Maasdammerimitat würde ich gerne mal wieder echten Schweizer Käse oder Camembert essen, aber natürlich geht es auch ohne. Die Lebenshaltungskosten (von den hohen Mieten abgesehen), sind für Ausländer durch den schwachen Rubel gerade sehr günstig.
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Was zeichnet dein neues Leben aus und wie soll es nach deinen Vorstellungen und Wünschen werden?
Vom Leben der Petersburger und ihren politischen Ansichtenbekommt man als Ausländerin in einer
Situation wie der meinen nicht viel mit.Ein nicht unerheblicher Teil der Russen hat wohlmehrere Jobs, da man mit einem nicht genug verdient. Vom fallenden Ölpreis und den daraus resultierenden wirtschaftlichen Problemen Russlands lese ich in Nachrichtenmagazinen, aber sie zeigen sich noch nichtin unserem Alltag. Im Zentrum von St. Petersburg – wie in jeder Großstadt – sieht man weniger die Probleme der meisten Menschen, dort überwiegen die Äußerlichkeiten. Die Fassaden der prächtigen Gebäude, Museen und Theater, schöne Parks, Cafés und Restaurants, die vielen Läden. Das Leben, das dort möglich ist,repräsentiert sicher nicht den wahren Zustand des Landes.
Die Sanktionen gegen die EU merkt man, aber es herrscht kein Mangel. Das Obst- und Gemüseangebot ist manchmal nicht groß, und statt russischem Maasdammerimitat würde ich gerne mal wieder echten Schweizer Käse oder Camembert essen, aber natürlich geht es auch ohne. Die Lebenshaltungskosten (von den hohen Mieten abgesehen), sind für Ausländer durch den schwachen Rubel gerade sehr günstig.
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Mein neues Leben – ohne Arbeit – bedeutet vor allem eins: viel freie Zeit. Auch wenn das erstmal ein großartiger Zustand ist, den ich sehr genieße, weiß ich nicht, wie lange ich damit zufrieden sein werde. Ich habe immer gerne als Architektin gearbeitet und hoffe, auch hier eines Tages Arbeit zu finden. Wenn das nicht klappt, möchte ich mich auf irgendeine andere Art nützlich machen. Bis dahin lerne ich Russisch, erkunde die Stadt, gehe ins Museum, nähe, blogge und überlege, wie weiter gehen soll. Vielleicht ist die Zeit hier auch eine Chance, sich selbst neu zu erfinden...
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Von vielen Bekannten und Freunden, die im Ausland gelebt haben, weiß ich, dass sie oftmals wenig mit den "Einheimischen" zu tun hatten, sondern in einer beruflich oder kulturell ähnlich geprägten Community lebten. Ist das in eurem Falle ähnlich?
Uns geht es auch so. Mein Mann hat durch seine Arbeit vorwiegend mit Deutschen zu tun. Ich habe hier über eine internationale Community Frauen aus der ganzen Welt kennengelernt. Meine Yogagruppe beispielsweise besteht aus einer Schwedin, einer Koreanerin, zwei Deutschen, einer Bulgarin, einer Türkin, einer Tschechin und einer Japanerin. Obwohl unsere Herkunftsländer so unterschiedlich sind, haben wir etwas gemeinsam: Wir alle sind Expats, also Menschen, die außerhalb ihrer Heimat in einem anderen Land und einer anderen Kultur leben. Wir verbringen Zeit miteinander und unterstützen uns gegenseitig. Gerne würde ich auch echte Petersburger als Freunde haben, aber mir fehlen noch die Möglichkeiten. Helfen könnten vielleicht das Bloggen und das Nähen.
In welchem Stadtbezirk (Rajon) lebt ihr und wie wohnt ihr?
Uns geht es auch so. Mein Mann hat durch seine Arbeit vorwiegend mit Deutschen zu tun. Ich habe hier über eine internationale Community Frauen aus der ganzen Welt kennengelernt. Meine Yogagruppe beispielsweise besteht aus einer Schwedin, einer Koreanerin, zwei Deutschen, einer Bulgarin, einer Türkin, einer Tschechin und einer Japanerin. Obwohl unsere Herkunftsländer so unterschiedlich sind, haben wir etwas gemeinsam: Wir alle sind Expats, also Menschen, die außerhalb ihrer Heimat in einem anderen Land und einer anderen Kultur leben. Wir verbringen Zeit miteinander und unterstützen uns gegenseitig. Gerne würde ich auch echte Petersburger als Freunde haben, aber mir fehlen noch die Möglichkeiten. Helfen könnten vielleicht das Bloggen und das Nähen.
In welchem Stadtbezirk (Rajon) lebt ihr und wie wohnt ihr?
Wir wohnen im im zentralen Distrikt (dem Zentralny Rajon) zwischen der Newa und dem berühmten Boulevard Newski Prospekt, in der Nähe eines der größten Parks der Stadt, dem Taurischen Garten. Das ist ein Landschaftspark aus dem 18. Jahrhundert mit alten Bäumen und Wiesen, Spielplätzen und einem See, auf dem man im Winter, wenn er zugefroren ist, wunderbar schlittern kann. Da die Stadt sehr steinern ist, verbringen wir am Wochenende gerne Zeit dort.
Von unserer Wohnung aus sehen wir über die Dächer der Stadt und den weiten, immer wechselnden Himmel. Von draußen hört man ab und zu die Möwen. Wir haben eine Dachterrasse, die, wenn der Frühling kommt, noch begrünt und möbliert werden muss. Ich freue mich auf die weißen Nächte, wenn wir bis spät draußen sein können.
Von unserer Wohnung aus sehen wir über die Dächer der Stadt und den weiten, immer wechselnden Himmel. Von draußen hört man ab und zu die Möwen. Wir haben eine Dachterrasse, die, wenn der Frühling kommt, noch begrünt und möbliert werden muss. Ich freue mich auf die weißen Nächte, wenn wir bis spät draußen sein können.
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Gern würde ich einmal nach St. Petersburg reisen. Welche Unterkunft, welche Orte und Sehenswürdigkeiten würdest du mir ans Herz legen?
Du würdest wahrscheinlich nicht im Winter, sondern im Frühling oder Sommer kommen. Dann könntest du den kilometerlangen Newski Prospekt entlang laufen, vom Moskauer Bahnhof immer auf die goldene Spitze der Admiralität zu. Dabei kommst Du an prächtigen Jugendstilbauten vorbei, wie dem Haus des Buches oder dem Jelissejew-Feinkostgeschäft, an der mächtigen Kasaner Kathedrale oder am zweitgrößten Warenhaus Russlands, Gostiny Dwor.
Einer der beeindruckendsten Plätze der Stadt ist der riesige Schlossplatz mit dem Winterpalast, der ehemaligen Hauptresidenz der russischen Zaren. Um den Platz herum liegen die Gebäude der Eremitage, eines der bedeutendsten Kunstmuseen der Welt. Du könntest auch das russische Museum besuchen oder das Nabokov-Museum, Geburtshaus des Schriftstellers, Übersetzers und Schmetterlingsforschers Vladimir Nabokov. Kinder lieben das Grand Maket Russia, ein Miniaturmodell Russlands.Eine wirkliche Attraktion ist auch eine Fahrt mit der Metro. St. Petersburg hat eins der architektonisch schönsten und tiefgelegensten U-Bahn-Systeme der Welt. Man fährt mehrere Minuten mit einer scheinbar endlosen Rolltreppe, bis man den Bahnsteig erreicht hat.
Wunderschön sind die Flüsse und Kanäle und die vielen, teilweise geschwungenen Brücken, wegen derer St. Petersburg auch "Vendig des Nordens" genannt wird. Am Gribojedow-Kanal liegt die sogenannte Bluts- oder Auferstehungskirche, die für ihre leuchtend bunten und goldschimmernden Kuppeln berühmt ist. Du könntest zwischen den Skulpturen und Wasserspielen im Sommergarten spazieren und nachts zusehen, wie die Brücken über der Newa hochgezogen werden.
In St. Petersburg gibt eine Vielzahl sehr netter Cafés, Bistros und Restaurants, in denen man wunderbar essen oder guten Kaffee trinken kann. In unserem Stadtviertel kann ich Dir das Restaurant Schengen, den belgischen Pub Trappist oder das vegetarische Restaurant Botanika empfehlen. In vielen Bistros wird ein sogenanntes Business Lunch angeboten, bei dem man schon ab 220 Rubel (momentan ca. 2,65 €) ein schnelles dreigängiges Essen inklusive Tee bekommen kann.
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Und zum Schluss: Gibt es etwas, dass wir, deine Netzcommunity, für dich oder mit dir tun könnten, um dir dein neues Leben in St. Petersburg (noch) leichter zu machen?
Du würdest wahrscheinlich nicht im Winter, sondern im Frühling oder Sommer kommen. Dann könntest du den kilometerlangen Newski Prospekt entlang laufen, vom Moskauer Bahnhof immer auf die goldene Spitze der Admiralität zu. Dabei kommst Du an prächtigen Jugendstilbauten vorbei, wie dem Haus des Buches oder dem Jelissejew-Feinkostgeschäft, an der mächtigen Kasaner Kathedrale oder am zweitgrößten Warenhaus Russlands, Gostiny Dwor.
Einer der beeindruckendsten Plätze der Stadt ist der riesige Schlossplatz mit dem Winterpalast, der ehemaligen Hauptresidenz der russischen Zaren. Um den Platz herum liegen die Gebäude der Eremitage, eines der bedeutendsten Kunstmuseen der Welt. Du könntest auch das russische Museum besuchen oder das Nabokov-Museum, Geburtshaus des Schriftstellers, Übersetzers und Schmetterlingsforschers Vladimir Nabokov. Kinder lieben das Grand Maket Russia, ein Miniaturmodell Russlands.Eine wirkliche Attraktion ist auch eine Fahrt mit der Metro. St. Petersburg hat eins der architektonisch schönsten und tiefgelegensten U-Bahn-Systeme der Welt. Man fährt mehrere Minuten mit einer scheinbar endlosen Rolltreppe, bis man den Bahnsteig erreicht hat.
Wunderschön sind die Flüsse und Kanäle und die vielen, teilweise geschwungenen Brücken, wegen derer St. Petersburg auch "Vendig des Nordens" genannt wird. Am Gribojedow-Kanal liegt die sogenannte Bluts- oder Auferstehungskirche, die für ihre leuchtend bunten und goldschimmernden Kuppeln berühmt ist. Du könntest zwischen den Skulpturen und Wasserspielen im Sommergarten spazieren und nachts zusehen, wie die Brücken über der Newa hochgezogen werden.
In St. Petersburg gibt eine Vielzahl sehr netter Cafés, Bistros und Restaurants, in denen man wunderbar essen oder guten Kaffee trinken kann. In unserem Stadtviertel kann ich Dir das Restaurant Schengen, den belgischen Pub Trappist oder das vegetarische Restaurant Botanika empfehlen. In vielen Bistros wird ein sogenanntes Business Lunch angeboten, bei dem man schon ab 220 Rubel (momentan ca. 2,65 €) ein schnelles dreigängiges Essen inklusive Tee bekommen kann.
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Es ist großartig, dass der Kontakt zu meiner Netzcommunity weiter besteht und die räumliche Distanz beim Bloggen überhaupt keine Rolle spielt. Ich freue mich sehr, wenn ich E-Mails und Kommentare von Euch bekomme. Ganz besonders liebe ich es, echte Post im Briefkasten zu finden–aber leider ist die russische почта nicht sehr zuverlässig...
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KW 3 #langsamerwalzer
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Niko Pirosmani: links Filmstill | rechts Selbstportrait |
Mein neues Jahr beginnt im 3/4-Takt – ein langsamer Walzer. Eins, zwei, drei. Eins, zwei drei ... Bei eins nehmen wir langsam Schwung; auf 'zwei, drei' bremsen wir sanft ab. Ein angenehm ruhiger Lauf der ersten Dinge, zu denen Bilder und Klänge, Nichtiges und Nützliches, Banales und Wichtiges zählen.
Time after Timein sämtlichen Variationen GEHÖRT. Bleibt einfach ein großes Lied, auch 32 Jahre nach seinem Erscheinen. Die Version von Miles Davis mag ich besonders. Anton Corbijn hat ihn und viele andere Helden der (Pop-)Musik eindrucksvoll portraitiert. Seine Fotos werden noch bis zum 31. Januar im c|o Berlin GEZEIGT. Ein Besuch lohnt sich!
Mit Karl-Markus Gauß habe ich mich in den Alltag der Welt GELESEN und finde mich nicht mehr zurecht. Gegen meine Gewohnheit werde ich es vorerst zur Seite legen und mit Tomas Espedal der Frage nachgehen, "wie einer Autor geworden ist und wie er damit lebt"{Thomas Lang}.
GELAUFEN bin ich fast jeden Morgen. Am liebsten in diesem seltsam behütenden Dunkel, wenn die Stille noch lauter ist als der Lärm.
An meine bevorstehende Winterreise habe ich GEDACHT und mich GEFRAGT, was ich dort tun werde. Habt ihr vielleicht Ideen, Tipps und Empfehlungen für Usedom im Winter? Ich freue mich über jede Idee!
Auf LionsHome habe ich auf einem Wasserkessel GESUCHT, weil unser Wasserkocher den Geist aufgibt. Der Klassiker von Alessi GEFÄLLT mir mit Abstand am besten.
Auch und anders GEFALLEN hat mir, was die Trendforscherin Lidewij Edelkoort im ZEIT-Interviewüber Frauen, Männer und Mode sagt und GEHOFFT habe ich, dass unsere Kanzlerin standhaft bleibt und sich mit Nachdruck zu ihrer Politik bekennt.
Auch und anders GEFALLEN hat mir, was die Trendforscherin Lidewij Edelkoort im ZEIT-Interviewüber Frauen, Männer und Mode sagt und GEHOFFT habe ich, dass unsere Kanzlerin standhaft bleibt und sich mit Nachdruck zu ihrer Politik bekennt.
Immer wieder habe ich bei STUDIO OINK reinGEKLICKT, weil's einfach so schön anzusehen ist.
Das war's im Grunde auch schon. Ein langsamer Walzer eben. Welchen Takt hat euer Jahr bisher? Und womit war eure KW 3 GEFÜLLT?
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Ein Geburtstag. Eine Apfelsine. Eine Kiste. Oder wie die Dinge laufen lernten
I. GEBURTSTAG MIT APFELSINE
Sie begleitet mich, seit ich sie in diesem verregneten Sommer des Jahres 1993 in den Umzugskarton legte. Warum ich sie dorthin und nicht in den Abfall gab, war einer eher schlichten Faszination geschuldet. Noch nie hatte (und nie wieder habe) ich eine ausgetrocknete Apfelsine gesehen. Anfangs klapperten die Kerne in der harten Schale. Später wurde es still im Gehäuse.
Wie Kinder durchs Gebüsch streiften wir durch die Erinnerungslandschaften, wurden für einen Moment noch einmal jene Halbwilden, die so anrührend ungelenk durchs Leben stolperten. Planlosigkeit paarte sich mit Risikofreude und einem eigenwillig zweckfreien Unternehmergeist. Eine Mischung, aus der niemals ein Betrieb hervorgehen konnte, wohl aber ein Kind, was viele, um nicht zu sagen alle, für ein nicht minder waghalsiges Unternehmen hielten. Irgendwo da erschien die Apfelsine, zwischen all den anderen Dingen, die ich, weil sie mir auf eine Weise besonders erschienen, in der alten Kiste aufbewahrte.
Die Kiste hatte ich zu Studentenzeiten auf einem Flohmarkt ersteigert. Bei einem dieser Verkäufer, die ein ganzes Leben achtlos in 50 Bananenkartons werfen und seine lädierten Einzelteile zu überteuerten Niedrigpreisen feilbieten. Es war ein Besteckkasten, dessen Inhalt jedoch verlustig gegangen sein musste. Jedenfalls war er leer und ich nahm ihn für zwei oder zwei Mark fünfzig mit, obgleich er höchstens eine Mark wert war.
Mi.s Vater, dem die die Apfelsine einst gehörte (sofern davon die Rede sein kann, wenn einer eine Apfelsine nimmt und sie dann liegen lässt), erkannte sie sofort. Vor wenigen Tagen noch hatte er seiner Frau von ihr erzählt. Sie hätte neben dem Plattenspieler gelegen, was ich nicht mehr wusste, mich nun aber erinnerte. Ja, da lag sie, rechterhand. Er habe geglaubt, sie sei, wie so Manches, im Eifer von Mi.s kindlicher Neugier zu Bruch gegangen. Dass ich sie in meine Obhut genommen und über all die Jahre aufbewahrt hatte – der Gedanke war ihm nie gekommen.
Seltsam wie das Leben manchmal spielt. Warum erinnern sich zwei Menschen nach 23 Jahren an eine ausgetrocknete Apfelsine?
II. LEBEN IN DER KISTE
Nachdem die Gäste gegangen waren, holte ich die Kiste noch einmal hervor, neugierig zu sehen, was sich in all den Jahren darin angesammelt hatte. Miniaturen aus dem Leben, von denen ein jede eine Geschichte in sich barg, die sie jetzt, unter meinem aufmerksamen Blick, preisgaben.
Die blaue Häkelkatze wohnte einst in meiner Puppenstube. Ich liebte es als Kind, damit zu spielen. Stunden-, tagelang ließ ich Püppchen und Kätzchen darin essen, schlafen, spielen, streiten. Beseelt und selbstvergessen. An einem Nachmittag jedoch, es muss um meinen 11. Geburtstag herum gewesen sein, war es vorbei. Wieder und wieder versuchte ich es. Vergebens. Ich vergaß mich nicht mehr im Spiel. Das war das Ende meiner Kindheit. Es tat weh.
Als meine Mutter mir das rote pixi-Buch schenkte, muss ich etwa fünf Jahre alt gewesen sein. Vielleicht steckte es in meinem Adventskalender; möglicherweise aber war es auch eines der "Reisebücher", die wir Kinder vor den Ferien bekamen, damit uns die Autofahrt nicht zu lang würde und die Wie-lange-noch-wann-sind-wir-da-Fragerei möglichst lange auf sich warten ließ. Ich liebte die Geschichte von Jan, der eine Kiste am Strand findet und seiner Schwester Dorle daraus ein Puppenhaus zum Geburtstag baut. Meine Mutter musste sie mir wieder und wieder vorlesen, bis ich sie auswendig konnte und stolz vorgab, lesen zu können.
Den kleinen Spiegel mit der Pflanzengravur kaufte ich auf dem Kirchenbasar, auf dem meine Mutter zusammen mit anderen Müttern jährlich im Advent Selbstgemachtes verkaufte. Für einen guten Zweck: Stoffpuppen und Kinderschürzen, Wollpullis und Holzbrettchen. Ich fand ihn an einem dieser "Dritt-Welt-Stände", wie es damals noch so ganz und gar unkorrekt hieß. Doch mit meinen acht oder neun Jahren wusste ich weder von politischer Korrektheit noch von wirtschaftlich unterentwickelten Staaten. "Dritte Welt", das waren bunte Farben und exotische Muster, die mich gleichermaßen faszinierten wie befremdeten und ein unbekanntes Kind, das dank einer monatlichen Spende zur Schule gehen konnte. Von einem ebensolchen Stand war auch das Fläschchen mit dem grünen Palmen-Sandbild. Ob ich es im selben oder in einem anderem Jahr kaufte, erinnere ich nicht mehr. Aber dass ich es wunderschön fand, das weiß ich noch genau und finde es bis heute.
In der runden Dose mit dem Erdbeermotiv ist doch tatsächlich noch ein Rest Lippenbalsam. Wenn man ganz genau hinriecht, kann man den zarten Duft künstlicher Erdbeeraromen durch das ranzige Fett atmen. Ein Urlaubsmitbringsel, das mich mein letztes Taschengeld kostete. Made in Denmark steht auf dem Dosenboden. Möglich, dass ich die Münzen in dem kleinen Lederportemonnaie aufbewahrte, das meine Großmutter mir geschenkt hatte. Ich war neun oder zehn Jahre alt und eigentlich war es ein Brustbeutel. Aber irgendwann ging das Band verloren, später dann der rechte Druckknopf kaputt, was ich damals sehr bedauerte. Heute muss es nur noch seine Geschichte unter Verschluss halten; dafür braucht es keinen Druckknopf.
Meine Eltern besaßen – daran erinnert als kümmerlicher Rest das hölzerne Vogelnest – einen stolzen Fundus an Osterschmuck: allerlei Holzhasen und -küken, Vogel- und Eiernester zählten dazu, vor allem aber selbst bemalte Ostereier. Jedes Jahr vor Ostersonntag schmückten mein Bruder und ich die blatt- und blütenlosen Sträuße, die überall im Haus standen und später knospen sollten. Das taten wir, wenn ich mich recht erinnere, bis zum Schluss. Bis sich unser Familienteppich*, dieses vom Zufall gewebte Flickwerk, auflöste und neuerlich verstrickte. Da waren wir schon fast keine Kinder mehr. In manchen Jahren übertrafen wir uns selbst mit unseren Eierkünsten. Mein Vater brachte verschiedene Färbe-, Beschriftungs- und Wachsmaltechniken ein und nach diversen Fehlversuchen und einiger Verzweiflungswut erschufen wir doch so manch graziles Kleinstkunstwerk. Im Nachhinein frage ich mich, woher wir, vor allem aber er, nur die Muße und Geduld nahmen. Es wird mir ein Rätsel bleiben.
Der winzige vielköpfige Elefant stammt aus einer anderen Zeit. Ich war bereits 25 Jahre alt, hatte gerade das Studium der Kulturwissenschaft aufgenommen und drohte grandios an Adornos Ästhetischer Theorie zu scheitern. Bald sollte Mi. zu mir nach Berlin kommen, wovor mir ein wenig bangte, da wir so lange keine Alltagsroutinen mehr teilten. Es sollte besser gelingen als ich mir je erträumt hätte. Doch zurück zum vielköpfigen Elefanten. O. brachte ihn aus Indien mit. Er legte ihn auf den Tisch und sah erst ihn, dann mich an. Wortlos. Es sollte ein Geschenk sein, soviel verstand ich wohl, doch seine Furcht, der Winzling könnte mir missfallen oder ich könnte seine Geste missverstehen, verbot es ihm, mir ein Geschenk zu machen. Ja, so war O., stets von der Furcht vor dem missglückten Moment getrieben. Vielleicht war das der Grund, warum unsere Verliebtheit so jäh endete. Es war die erhabenste Verliebtheit, die ich je erlebt habe. Wir konnten die Welt verzaubern, waren immun gegen alle Kränkungen der Menschheit. Doch unser Zauber war stets in Gefahr. Am Ende erlag er der Banalität.
III. DIE DINGE LAUFEN AUS DEM RUDER
Ein Ding nach dem anderen wollte nun sein Geheimnis offenbaren, forderte lautstark die ihm gebührende Aufmerksamkeit. Am Ende schrieen sie mir ihre Geschichten, die sie so lang unter Verschluss hatten halten müssen, förmlich entgegen. Ein ohrenbetäubendes Getöse entstand in der alten Schachtel. Aus dieser Erinnerungskakophonie ließ sich keine konsistente Erzählung formen. Wirsch schloss ich den Deckel.
Stille.
Ich werde ihn wieder öffnen. Zu gegebener Zeit. Wenn die Dinge zur Ruhe gekommen sind und sich die Aufregung gelegt hat.
Stille.
Ich werde ihn wieder öffnen. Zu gegebener Zeit. Wenn die Dinge zur Ruhe gekommen sind und sich die Aufregung gelegt hat.
*Tomas Espedal
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Verlosung² | artboxONE + TASCHEN
{Honorierte Kooperation} Gleich zweimal Print darf ich heute verschenken. Das junge Kölner Start-Up artboxOne und der ebenfalls in Köln ansässige, jedoch schon deutlich ältere TASCHEN Verlag [Gründungstag: 9. Februar 1980] spendieren heute Druckwerke in Buch- und Bildformat.
Bis Sonntag, den 31. Januar 0.00 Uhr könnt ihr einen bzw. zwei Gutscheine gewinnen:
Bis Sonntag, den 31. Januar 0.00 Uhr könnt ihr einen bzw. zwei Gutscheine gewinnen:
- Gewinn No. 1 ::: artboxOne + TASCHEN-Gutschein im Wert von je 50€
- Gewinn No. 2 ::: artboxOne-Gutschein im Wert je 50€
Hinterlasst einfach eine Notiz, über welches Buch und/oder Bild ihr besonders freuen würdet. Und bitte vergesst nicht, eure E-Mail-Adresse anzugeben! Die Losfee und Kollege Zufall wählen die glücklichen Gewinner/innen wie immer gemeinsam aus.
Sollte die Vielzahl an Büchern und Motiven euch vor die Qual der Wahl stellen, sind euch meine Favoriten vielleicht eine kleine Orientierungshilfe. Von den artboxONE-Bildern gefallen mir zum Beispiel 'across the bridge', Blues Expert oder Mass Tourism aus der Pixum Edition. Vom TASCHEN Verlag würde ich wohl entweder das Buch über den Konzeptkünstler Ai Weiwei oder das über Hieronymus Bosch, der in diesem Jahr seinen 500. Todestag feiert, oder jenes über den talentierten Mr. Testino wählen.
Übrigens: Wer sich nicht auf Losfee und Zufall einlassen will, kann von heute bis zum 31. Januar bis zu 70% reduzierte Bücher bei TASCHEN finden. Reinschauen lohnt sich!
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KW 4 #list(e)
Heute eine List(e). List im Sinne von Kniff: bestimmte, praktische Methode, Handhabung von etwas zur Erleichterung oder geschickten Ausführung einer Arbeit [Duden]. Das Listen geht schneller als das Texten. Ich will zum Meer. Jetzt. (Hab' schon die Schuhe an und die Mütze auf.)
Ein erfrischendes Wochenende!
- GESEHEN: RANDALE{Montag mehr}
- GEHÖRT: Philip Glass performed by Kronos Quartet
- GELESEN: James Salter: Alles, was ist {angefangen, abgetaucht}
- GEFREUT: dass ich wieder am Meer bin
- GEMOCHT: den Lüttenort {sehr!}
- GEMACHT: den apartesten Hühnerstall 'ever' fotografiert
- GESCHMUNZELT: über die Erinnerungsguerilla {schöne Aktion | entdeckt durch Tante Masha}
- nie GEDACHT dass ich Merkel einmal als letzte Hoffnung sehen würde. {So kann man sich täuschen.}
- GEHOFFT: dass das alles wirklich 'nur'der schmerzhafte Beginn einer Wertegemeinschaft ist
- GEFRAGT: Wie kann man dieser Barbarei nur Einhalt gebieten?
- GEFUNDEN No. 1: dass Ruth Klüger eine sehr beeindruckende Frau ist
- GEFUNDEN No. 2: Wir brauchen mehr Dada!
- GEWÜNSCHT: dass mir ein Besuch im Arp Museum gelingt.
- GEKLICKT: in Ninas feine Liste {über das Buch bin ich auch gerade gestolpert, aber nicht wegen mir}
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PS: Was findet ihr eigentlich besser: den GETEXTETEN [1 | 2] oder den GELISTETEN Wochenrückblick?
PS: Was findet ihr eigentlich besser: den GETEXTETEN [1 | 2] oder den GELISTETEN Wochenrückblick?
PPS: Bis morgen um Mittnacht gibt's noch ein Bild + Buch zu gewinnen.
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Ein Blick hinter den Milchsalon {plus 2 Freikarten für DIE BLINDFISCHE}

Am letzten Sonntag war ich nach langer, langer Zeit wieder einmal auf einem Punkrock-Konzert. Im Columbia Theater. Um elf Uhr. Nein, nicht um dreiundzwanzig Uhr. Um elf! RANDALE hieß die Bielefelder Band, die laut Selbstauskunft so klingen 'als ob die RAMONES, DIE ÄRZTE und die HOUSEMARTINS mit JOHNNY CASH Kindermusik machen würden'. Kindermusik? Richtig. Ich war auf einem Kinderkonzert. Mit Ma. und Mann. Und wir hatten einen Riesenspaß! Möglich gemacht hat dieses generationenübergreifene Musikevent Patricia Parisi, die Frau hinter dem Milchsalon.
2013 hat die Künstlerin mit deutsch-italienischen Wurzeln die Konzertreihe ins Leben gerufen – genervt vom verkitscht-braven Musikangebot für Kinder. Auf ihren Bühnen wird die gesamte musikalische Bandbreite jenseits des Klassischen gespielt: Punkrock, Reggae, Ska, Jazz, Hip Hop, Pop und Rock. Im heutigen Montagsinterview erzählt sie unter anderem über die Hintergründe des Milchsalons und wie sie 'ihre' Bands auswählt. Außerdem verrät sie ihren liebsten Berliner Ort und verschenkt zwei Freikarten für das nächste Konzert im Milchsalon: DIE BLINDFISCHE verbinden Rock und Hip Hop mit einer Prise Comedy. Hier könnt ihr euch einen Eindruck machen.
Wenn ihr eine Freikarte für DIE BLINDFISCHE gewinnen möchtet, hinterlasst bis Mittwoch, den 3. Februar 0.00 Uhr eine kurze Nachricht und eure E-Mailadresse. Ich sage nun: Vielen Dank, liebe Patricia, für das kurzweilige Gespräch und wünsche euch damit einen gelungenen Start in die neue Woche.
DIE BLINDFISCHE
am 7. Februar 2016 um 14 Uhr
im Grünen Salon (Berlin)
Wenn ihr eine Freikarte für DIE BLINDFISCHE gewinnen möchtet, hinterlasst bis Mittwoch, den 3. Februar 0.00 Uhr eine kurze Nachricht und eure E-Mailadresse. Ich sage nun: Vielen Dank, liebe Patricia, für das kurzweilige Gespräch und wünsche euch damit einen gelungenen Start in die neue Woche.
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Was ist der Milchsalon und wer steht dahinter?
Der Milchsalon ist ein Ort, an dem auch und ganz besonders Kinder sich wohl fühlen sollen, an dem sie als Rezipienten wahr- und ernst genommen werden und an dem sie auch ruhig barfuß laufen oder Purzelbäume schlagen können, wenn sie wollen. Ein Ort, an dem sie leise oder lauthals ihre Begeisterung zum Ausdruck bringen können. Ein speziell ausgewählter Ort, an dem Kinder eigentlich noch nichts zu suchen haben, zum Beispiel ein szeniger Club, der den Eltern, ein vielleicht schon lange vermisstes Ausgeh-Gefühl schenkt (Yeah!) – und Kinder nicht kleiner hält, als sie es ohnehin noch sind! (Yeah! Yeah!)
Ich möchte Kindern schöne Erlebnisse schaffen und wichtige Erfahrungen ermöglichen sowie den Austausch zwischen den Künstlern, Kindern und Eltern. (Oft hüpfen die Kinder nach den Konzerten auf die Bühne und bespielen die Instrumente. Bei einigen spüre ich förmlich, wie eine Leidenschaft entfacht.)
Dahinter stecke ich – ganz allein!
Was hat dich motiviert, den Milchsalon ins Leben zu rufen?
Seit vielen Jahren arbeite ich im Bereich Booking und Promotion. Musik hat mich schon zeitlebens interessiert und begleitet. Die Kindersparte mit all ihren Facetten, von lehrreich bis moralinsauer, hat sich mir konsequenter Weise erst durch meine Sprösslinge eröffnet. Gerade in dieser Branche gibt es einfach zu viel Trash gegen den ich mich vehement versuche zu wehren.
Der Milchsalon soll Kinder an „gut gemachte“ Musik heranführen und sie zum Musizieren, Tanzen und Ausflippen animieren.
Wie und wo findest du die Bands und nach welchen Kriterien suchst du sie aus?
Anfangs habe ich mich virtuell durch verschiedenste Foren gequält. Als ich schließlich die ersten Bands entdeckte, kamen recht bald Anfragen von den Musikern selbst.
Leider habe ich sehr strenge Auflagen, die ich einhalten muss. Außerdem ertrage ich keine zu schrille Kostümierung oder total albern klingende Bandnamen. Um sicherzustellen, dass die Musik inhaltlich auf die Interessen der Kinder von heute eingeht und Spaß macht, ohne albern zu sein, lasse ich alles vorab von meinen Kindern testhören. Manchmal muss ich dann meine eigenen hohen Ansprüche ein wenig zurückschrauben. Doch wer durch diese letzte Instanz fällt, ist raus.
Ursprünglich war der Milchsalon im Grünen Salon der Volksbühne ansässig. Heute findet er in "Clubs und klassische Venues, in abgetakelten Gartenlokalen und in Bastionen der Hochkultur, in Büroetagen, Schulen und auf die grüne Wiese" statt. Warum?
Ursprünglich fand er sogar im Roten Salon der Volksbühne statt und nannte sich der ROTE MILCHSALON. Dort durfte ich dann – aus ganz perfiden Gründen, die jetzt den Rahmen sprengen würden – leider nicht mehr agieren. So bin ich in den Grünen Salon abgewandert. Der Milchsalon soll möglichst immer in Clubs stattfinden. Das ist ja ein wichtiger Bestandteil des Konzeptes.
Der zitierte Zusatz bezieht sich lediglich auf die Möglichkeit, ein privates Milchsalon-Konzert (wo auch immer!) zu buchen.
.Wie funktioniert der Milchsalon?
Es ist ein One-Woman-Totaleinsatz. Da ich (gefühlt) jeden einzelnen Gast namentlich kenne, funktioniert er bislang nur durch meine Guerilla-Marketing-Kampagnen in Bio-Läden, beim Kinderarzt, in Schulen, Kitas etc. und vornehmlich in meinem Aktionsradius.
Oft kommt mir zu Ohren: "Das ist ja eine super Idee. MILCHSALON? Habe noch nie davon gehört.“ Hätte ich mehr Multiplikatoren und Unterstützer, könnte deutlich mehr passieren und auch unbekanntere Bands hätten eine Chance auf der Bühne zu stehen, ohne dass es mich gleich in den finanziellen Ruin stürzt.
Was steht dieses Jahr auf dem Programm des Milchsalons?
Ich plane schon seit vielen Jahren ein größeres Kindermusik-Festival. Mehrtägig mit tollen Bands, die in verschieden Locations auftreten. Leider kam mir eine große Agentur, die über die nötigen Zahnräder und Gelder verfügt, letztes Jahr zuvor.
Dieses Jahr werde ich von großartigen Musikern unterstützt und wir stellen ein kleines Kinder-Musikfestival (am 30. Oktober 2016 ab 15 Uhr im Columbia Theater) auf die Beine. Außerdem werden wir internationaler. Berlins internationaler Kinderreichtum schreit förmlich danach.
.Wer ist Patricia Parisi?
Eine relativ kleine, aber dennoch auffällige Person mit deutsch-italienischen Wurzeln und Mutter dreier Kinder. Ich habe einen erwachsenen 20-jährigen Sohn, den ich sehr jung bekam und eine kleine Nachhut aus Teenager-Girl (11) und Judoka-Meister (8).
Eine zeitlang habe ich Romanistik und Kunstgeschichte studiert, erlangte dann aber zu der Erkenntnis, dass ich doch eher eine Kunstschaffende als eine Theoretikerin bin.
Was ist deine Lieblingsmusik?
Musik, die mir unter die Haut geht, meine Seele berührt oder meine Füße wippen lässt. Ganz stimmungsabhängig Soul, Rock’n Roll, Ska oder Pop. Das kleine Einmal-Eins der Musikstile.
.Foto (c) Frank Herrmann
Was sind deine liebsten Orte in Berlin und welche Orte meidest du (warum)?
Ich liebe: Die Insel der Jugend. Warum? Wegen ihres poetischen Namens und weil es dort den schönsten Bootsverleih an der Spree gibt: "Kanuliebe" verleiht Tretboot-Klassiker aus den 50ern.
Ich meide kommerzielle Einkaufszentren und Großveranstaltungen. Warum? Ich bin knapp unter 1,60 m. Das macht es furchtbar anstrengend.
Und zum Schluss: Dein Kultur-Tipp der Woche?
Für Kids: Am 7. Februar ab 14 Uhr treten Die Blindfische im Rahmen des Milchsalons im Grünen Salon auf.
Für Erwachsene mit Hang zum DADA: 1932 Rare Photographs by George Grosz in der Side by Side Gallery Berlin.
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KW 4 #WZRG
"W Z R G". Das hat der Maler Otto Niemeyer-Holstein in großen Lettern auf seinen Kahn gepinselt. Man kommt kaum von allein darauf, wofür sie stehen: "Wunschlos. Zeitlos. Restlos. Glücklich." Das waren auch meine Tage am Meer.
So weit habe ich lange nicht mehr GESEHEN. Es tut den Augen so gut, die meist auf Nahsicht einGESTELLT sind. Wenn's nicht die nächste Häuserwand ist, auf die sie treffen, ist es der Monitor. Oder manchmal auch ein Buch.
Apropos Buch: GELESEN habe ich noch in Salters "Alles, was ist", das so nüchtern vom Leben, Sterben, Lieben und Scheitern erzählt, dass es beinah wehtut. Ab und an frage ich mich, wie es wohl aus der Feder und Perspektive einer Frau geschrieben wäre. Vielleicht ist das unmöglich, allein schon weil die Erfahrung des Kriegsdienstes "als biografische Bruchstelle" fehlt.
GEHÖRThabe ich unter anderem SILFRA von Hilary Hahn und Hauschka. Ein wunderbares Album, aufgenommen auf Island, dort wo Europa und Amerika aufeinander treffen. Man kann die Magie des Ortes hören. Besonders GEFÄLLT mir das Stück Krakow. Außerdem Yo La Tenga wiederGEFUNDEN und mit Mann und Ma. zu Friday I'm in Love GETANZT.
Viele Wanderungen habe ich GEMACHT. Allein und zu dritt. Am Strand, an der Steilküste und am Achterwasser entlang. Bis zum Lüttenort und weiter nach Koserow. In Udos Fischräucherei Matjesbrötchen GEGESSEN. Als Wegzehrung und weil man's einfach muss, wenn man hier ist.
Zwischendurch, weil ich mich auch hier nicht dem Weltgeschehen entziehen kann, GEHOFFT, dass sich alle vergegenwärtigen, wofür die neuen Rechten stehen und was auf dem Spiel steht, wenn sie ihnen ihre Stimme geben.
GESCHMUNZELT habe ich über Pippi Langstrumpf. Was sie über die Schule in Argentinien erzählt, ist einfach großartig: "Da fangen die Osterferien drei Tage nach den Weihnachtsferien an, und wenn die Osterferien zu Ende sind, dauert es drei Tage, und dann fangen die Sommerferien an. Die Sommerferien hören am 01. November auf, und dann muss man sich natürlich ordentlich abrackern, bis am 11. November die Weihnachtsferien anfangen. Aber das muss man aushalten. Jedenfalls hat man keine Schularbeiten... ."
Dass die Winterferien noch ein wenig länger wären, das habe nicht nur ich mir GEWÜNSCHT. Aber am Sonntag machen wir Flohmarkt und das wird {hoffentlich} noch ein großer Spaß. Vielleicht wollt ihr mal vorbeischauen? Wir sind hier.
GEKLICKT habe ich immer wieder zu Rike, weil mir ihre Scherenschnitte so ausnehmend gut gefallen.
Soviel für heute und die vergangene Woche. Habt's gut!
So weit habe ich lange nicht mehr GESEHEN. Es tut den Augen so gut, die meist auf Nahsicht einGESTELLT sind. Wenn's nicht die nächste Häuserwand ist, auf die sie treffen, ist es der Monitor. Oder manchmal auch ein Buch.
Apropos Buch: GELESEN habe ich noch in Salters "Alles, was ist", das so nüchtern vom Leben, Sterben, Lieben und Scheitern erzählt, dass es beinah wehtut. Ab und an frage ich mich, wie es wohl aus der Feder und Perspektive einer Frau geschrieben wäre. Vielleicht ist das unmöglich, allein schon weil die Erfahrung des Kriegsdienstes "als biografische Bruchstelle" fehlt.
GEHÖRThabe ich unter anderem SILFRA von Hilary Hahn und Hauschka. Ein wunderbares Album, aufgenommen auf Island, dort wo Europa und Amerika aufeinander treffen. Man kann die Magie des Ortes hören. Besonders GEFÄLLT mir das Stück Krakow. Außerdem Yo La Tenga wiederGEFUNDEN und mit Mann und Ma. zu Friday I'm in Love GETANZT.
Viele Wanderungen habe ich GEMACHT. Allein und zu dritt. Am Strand, an der Steilküste und am Achterwasser entlang. Bis zum Lüttenort und weiter nach Koserow. In Udos Fischräucherei Matjesbrötchen GEGESSEN. Als Wegzehrung und weil man's einfach muss, wenn man hier ist.
Zwischendurch, weil ich mich auch hier nicht dem Weltgeschehen entziehen kann, GEHOFFT, dass sich alle vergegenwärtigen, wofür die neuen Rechten stehen und was auf dem Spiel steht, wenn sie ihnen ihre Stimme geben.
GESCHMUNZELT habe ich über Pippi Langstrumpf. Was sie über die Schule in Argentinien erzählt, ist einfach großartig: "Da fangen die Osterferien drei Tage nach den Weihnachtsferien an, und wenn die Osterferien zu Ende sind, dauert es drei Tage, und dann fangen die Sommerferien an. Die Sommerferien hören am 01. November auf, und dann muss man sich natürlich ordentlich abrackern, bis am 11. November die Weihnachtsferien anfangen. Aber das muss man aushalten. Jedenfalls hat man keine Schularbeiten... ."
Dass die Winterferien noch ein wenig länger wären, das habe nicht nur ich mir GEWÜNSCHT. Aber am Sonntag machen wir Flohmarkt und das wird {hoffentlich} noch ein großer Spaß. Vielleicht wollt ihr mal vorbeischauen? Wir sind hier.
GEKLICKT habe ich immer wieder zu Rike, weil mir ihre Scherenschnitte so ausnehmend gut gefallen.
Soviel für heute und die vergangene Woche. Habt's gut!
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Ein Blick hinter die Augenschule
Womöglich hat die ein oder der andere von euch die Apfelsinengeschichte gelesen? Falls ja, dann erinnert ihr euch vielleicht, dass sie sich an Mi.s 23. Geburtstag ereignete, und die Apfelsine einst seinem Vater gehörte. Falls ihr sie nicht gelesen habt: Macht nichts. Denn um diesen "EinBlick" zu verstehen, ist sie höchstens witzig, nicht aber wichtig: Mi. ist mein Sohn. Der einstige Apfelsinen-Besitzer sein Vater. Zusammen sind wir das, was man eine intakte Patchworkfamilie nennt, und das wiederum ist ein großes Glück.
Mi.s Vater heißt Ulrich Christen. Er ist Heilpraktiker und hat mich schon von so manch fiesen Rückenschmerz befreit. Vor einiger Zeit hat er außerdem eine Augenschule ins Leben gerufen, und was er mir über das Sehen erzählt hat, hat mich so fasziniert, dass ich ihn gefragt habe, ob er nicht hier und heute ein wenig davon erzählen mag. Er mochte. Vielen Dank dafür, Ulrich!
Euch wünsche ich nun spannende Einsichten ins Sehen und einen guten Start in die Woche.
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Foto: Ieva Jansone |
Sehen. Was ist das eigentlich?
Sehen ist unser wichtigster Sinn. Der Sehvorgang liefert uns jeden Augenblick eine unvorstellbare Menge an Informationen über unsere Umwelt und auch über uns selbst. Gleichzeitig ist Sehen auch einer der komplexesten Vorgänge in unserem Körper, der sich ständig verändert und den Anforderungen anpasst.
Sehen ist unser wichtigster Sinn. Der Sehvorgang liefert uns jeden Augenblick eine unvorstellbare Menge an Informationen über unsere Umwelt und auch über uns selbst. Gleichzeitig ist Sehen auch einer der komplexesten Vorgänge in unserem Körper, der sich ständig verändert und den Anforderungen anpasst.
Unsere Augen sind die Organe, die proportional zu ihrer Größe am meisten Energie verbrauchen. Und auch die Vorgänge im Gehirn, die aus den gelieferten Bildern eine sinnvolle Ansicht erstellen, sind faszinierend und wunderbar zu entdecken.
Warum sollten wir das Sehen (neu) erlernen?
Weil wir mehr und anders sehen als wir meist denken. Wir nutzen unsere Augen sehr einseitig und eingeschränkt und oft auch angestrengt. Dazu kommt unsere Einstellung zu unserem Sehen: Viele Menschen mit einer Fehlsichtigkeit denken, ihre Augen seien „schlecht“. Das ist kein förderlicher Gedanke, denn er blockiert Wahrnehmungen.
Die Augen freuen sich mehr über eine vielseitige Betätigung ohne Leistungsdruck und natürlich auch über liebevolle Zuwendung in Form von Entspannung. Das alles kannst du mittels eigener Erfahrung lernen!
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Foto: Ieva Jansone |
Was lernt man in deiner Augenschule?
Die Augenschule ist einmal eine Wahrnehmungsschule. Du entdeckst die Möglichkeiten des Auges, erforschst die Funktionen des Sehapparates und erlebst, wie du ganz persönlich in die Welt schaust. Außerdem ist die Augenschule eine konkrete Anleitung zur Selbsthilfe. Du lernst, Ausgleich für besondere Belastungen (zum Beispiel Bildschirmarbeit) zu schaffen.
Die Augenschule ist einmal eine Wahrnehmungsschule. Du entdeckst die Möglichkeiten des Auges, erforschst die Funktionen des Sehapparates und erlebst, wie du ganz persönlich in die Welt schaust. Außerdem ist die Augenschule eine konkrete Anleitung zur Selbsthilfe. Du lernst, Ausgleich für besondere Belastungen (zum Beispiel Bildschirmarbeit) zu schaffen.
Das geschieht mit einfachen Übungen (eigentlich sind es eher Sehspiele), deren Wirkung sofort erfahrbar ist. Du lernst, die Bedürfnisse deiner Augen wahrzunehmen und wie du ihnen schnell und einfach etwas Gutes tun kannst.
Ich war gerade am Meer und habe gemerkt, dass die Weite meinen Augen wohl tat. Ist Weitsicht für die Augen besser als Nahsicht?
Das Auge kann beides und liebt es, beides zu tun. Für uns Stadtmenschen hört die Welt meist, wenn nicht schon am Bildschirm, dann an der nächsten Hauswand auf. Deswegen ist es so wohltuend, in die Weite zu schauen. Das Meer eignet sich dafür ganz besonders, denn es gibt nichts zu erkennen. Auch das lieben Auge und Gehirn.
Das Auge kann beides und liebt es, beides zu tun. Für uns Stadtmenschen hört die Welt meist, wenn nicht schon am Bildschirm, dann an der nächsten Hauswand auf. Deswegen ist es so wohltuend, in die Weite zu schauen. Das Meer eignet sich dafür ganz besonders, denn es gibt nichts zu erkennen. Auch das lieben Auge und Gehirn.
Wahrnehmen, ohne zu analysieren, das ist Urlaub!
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Bildschirm und Auge – wie verhält sich das zueinander?
Wahrscheinlich sind wir Menschen die einzigen Säugetiere, die freiwillig stundenlang in eine Lichtquelle starren. Dafür sind unsere Augen nicht gemacht, es ist Hochleistungssport gepaart mit Stress und erhöhtem Energieverbrauch. Der Blick auf den Bildschirm ist starr, eindimensional, immer in der gleichen Distanz zum Objekt und das Gesichtsfeld wird lediglich zentral genutzt.
Wahrscheinlich sind wir Menschen die einzigen Säugetiere, die freiwillig stundenlang in eine Lichtquelle starren. Dafür sind unsere Augen nicht gemacht, es ist Hochleistungssport gepaart mit Stress und erhöhtem Energieverbrauch. Der Blick auf den Bildschirm ist starr, eindimensional, immer in der gleichen Distanz zum Objekt und das Gesichtsfeld wird lediglich zentral genutzt.
Daher gebe ich Kurse speziell für bildschirmarbeitende Menschen, in denen sie lernen, Ausgleich zu schaffen. Denn um die Bildschirme kommen wir alle nicht mehr herum. Die Verträglichkeit ist also eine Frage der Dosis und des Ausgleichs.
Hast du einen einfachen Tipp für Bildschirmarbeiter/innen, wie sie ihre Augen täglich ein klein wenig verwöhnen können?
Ja, eine der wirkungsvollsten Augenübungen ist das sogenannte Palmieren. Dabei bedeckst du die geschlossenen Augen mit den Handflächen so, dass die Augäpfel nicht berührt werden, aber vollständig abgedunkelt sind.
Ja, eine der wirkungsvollsten Augenübungen ist das sogenannte Palmieren. Dabei bedeckst du die geschlossenen Augen mit den Handflächen so, dass die Augäpfel nicht berührt werden, aber vollständig abgedunkelt sind.
Die Netzhaut braucht Dunkelheit, um zu regenerieren. Es ist wie Kurzurlaub. Wenn du dass regelmäßig ein paar Atemzüge oder sogar ein paar Minuten lang machst, werden es dir deine Augen danken. Und auch für den Kopf ist es sehr erholsam.
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Foto (c) Volker Gerling"Sara" |
Und nun noch ein paar Sätze zu dir. Wer bist? Wie lebst du? Wie siehst du?
Mein Name ist Ulrich Christen, ich bin Jahrgang 1967 und lebe eine Hälfte der Woche in Berlin und eine Hälfte auf dem Land an der Elbe. Ich bin seit 10 Jahren Heilpraktiker und behandele in meinen Praxen im Prenzlauer Berg und in Gartow/Elbe hauptsächlich Patient/innen mit Augenkrankheiten und biete Akupunktur und Massage (www.ulrichchristen.de).
Mein Name ist Ulrich Christen, ich bin Jahrgang 1967 und lebe eine Hälfte der Woche in Berlin und eine Hälfte auf dem Land an der Elbe. Ich bin seit 10 Jahren Heilpraktiker und behandele in meinen Praxen im Prenzlauer Berg und in Gartow/Elbe hauptsächlich Patient/innen mit Augenkrankheiten und biete Akupunktur und Massage (www.ulrichchristen.de).
Ich sehe meist verschwommen. Das liegt daran, dass ich seit meiner Jugend kurzsichtig bin und meine Brille aber nur trage, wenn es wirklich nötig ist. Früher brachte mir das den Spitznamen „Maulwurf“ ein, aber ich sehe meist mehr als ich denke, und so habe ich, ohne es zu wissen, schon mit 16 angefangen, mein Sehen zu erforschen und führe das begeistert fort.
Die Augenschule ist ein relativ neues Projekt, bekommt aber immer mehr Bedeutung in meinem Leben. Ich betreibe sie mit großer Leidenschaft, weil sie so viel Spaß macht und den Teilnehmenden so viel bringt (www.augenschule.berlin).
Übrigens: Am kommenden Wochenende, den 13./14. Februar findet wieder ein Kurs statt und für Kurzentschlossene es gibt ein Valentins-Spezial: Ihr könnt zu zweit zum Preis von einer Person teilnehmen. Informationen zum Kurz gibt es unter www.augenschule.berlin/Termine. Ich würde mich, die ein oder den anderen von euch dort persönlich kennenzulernen!
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Seenot im Kinderzimmer
{Kooperation} Nicht auszudenken, was hätte passieren können, wären wir nicht unserem Geruchssinn gefolgt. Ein Brand langt für dieses Jahr. So blieb es – Gott sei dank – bei einem ordentlichen Loch in der Kuscheldecke und einem ebensolchen Schreck.
Nachdem der überwunden war, war klar: Die Klemmleuchte muss weg und ein ungefährlicherer Ersatz her. Dass der nun gerade nach dem internationalen Notsignal im Sprechfunk benannt wurde, entbehrt nicht einer gewissen Ironie: Mayday wurde 1999 von Konstantin Gcric entworfen und zählt nicht nur zu den bekanntesten Stücken des bekannten Industriedesigners, sondern gilt auch bereits als Designklassiker. Kein Wunder, denn die tragbare Leuchte ist ebenso formvollendet wie praktisch. Sie ist immer genau da, wo sie gerade gebraucht wird: beim Spielzeugschrank zum Dinge-Finden, unterm Hochbett zum Bilderbuch-Schauen oder auf dem Schreibtisch zum Malen und Basteln. Und selbst wenn sie mal auf der Seite liegt, kann man sicher sein, dass nichts anbrennt.
Übrigens wenn ihr von Gcric so angetan seid wie ich und die Ausstellung KONSTANTIN GRCIC. PANORAMA im Vitra Design Museum 2014 verpasst habt, empfehle ich euch einen Besuch im Grassi Museum in Leipzig. Dort ist sie noch bis zum 1. Mai zu sehen – Leipzig ist immer einen Besuch wert.
Und nun wäre ich gespannt zu erfahren, welche risikoarmen Leuchten ihr so fürs Kinderzimmer empfehlen würdet.
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KW 5 #vomsuchenundfinden

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Treffender und schöner lässt sich wohl kaum in Worte fassen, was es letztendlich heißt, in einer offenen Gesellschaft zu leben. {Vielen Dank, Mehrdad, fürs Finden.} Ja, ich bekenne mich zu ihr, mit Haut und Haar und allen Risiken und Nebenwirkungen. Um nichts in der Welt möchte ich sie hergeben. Sie ist so kostbar – und so verletzlich. Das zeigt sich gerade so erschreckend deutlich.
Was ich in dieser 5. Woche des jungen Jahres noch so GEDACHT, GETAN und GEFUNDEN habe? Unter anderem dies:
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- GESEHEN: Beeindruckende Fotos der Frauenbewegung
- GEHÖRT: 9 Crimes von Damien Rice {fast ein wenig kitschig, aber so schön!}
- GELESEN: Die Liebe in Zeiten des Mahlstädter Kindes{weil mir ein guter alter lieber Freund den Setz ans Herz gelegt hat. Habt ihr schon Lektüreerfahrung mit ihm?}
- GEMACHT: eine Elfenfee hergerichtet {Stichwort: Fasching}
- GEMOCHT: Was Alexander Kluge über Kunst und Essen sagt.
- GEFROREN: angesichts des Kunstverständnisses der AfD
- GEFREUT: auf zweieinhalb Tage im Meisterzimmer
- GESCHMUNZELT: über die Konversation zwischen Ma. und Nora Eichstädt im Snugata. Nora: "Findest du denn, dass Herzen nur was für Mädchen sind?" Ma. nach kurzem Nachdenken:"Nö! Können auch Jungs tragen." {Recht hat sie!}
- GEHOFFT: dass dieses Jahr nicht so weitergeht: erst Bowie, jetzt Willemsen– diese riesigen Leerstellen, die sie hinterlassen...
- GEWÜNSCHT: Es könnte mich beruhigen, dass es mehr Sterne als Idioten gibt.
- GEKLICKT: saar manche {hach, so schön!}
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Ein Blick hinter eni mai
Wann mir Eni wo über den virtuellen Weg gelaufen ist, erinnere ich nicht mehr. Irgendwann war sie da – in meinem Blogreader, und seither schaue ich bei ihr vorbei. So habe ich auch die Entwicklung ihres Modelabels mitbekommen. Ihre erste Kollektion hat mir gut gefallen, vor allem die Shirts. Dann war plötzlich Funkstille, und als ich wieder einmal vorbeischaute, war alles anders.
"weil dies kein blog ist", schrieb Eni im November 2014. Und wenn man die Dialogfunktion als wesentliches Kriterium für ein Blog versteht, stimmt das auf jeden Fall. Es ist ein Monolog. Ein steter Gedankenfluss, dem man "zuhören", den man jedoch weder kommentieren noch unterbrechen kann. Die Möglichkeit des Austauschs mit den Leser/innen hat Eni bewusst ausgeschaltet. Das ist auf eine Art radikal. So wie auch Enis Gedanken und Worte auf eine – auf ihre – seltsam zarte Weise radikal sind. "ehrlich. echt. roh." beschreibt sie sie selbst auf ihrer Facebook-Seite. Und das trifft's.
Im heutigen Montagsinterview erzählt sie von der Bruchstelle, die dazu führte, dass sie heute schreibt und (zumindest vorerst) nicht mehr näht. Außerdem geht es ums Laufen, um die kleinen Dinge, die das Leben lebenswert machen und die ganz großen – das Leben selbst.
Hab' herzlichen Dank, liebe Eni, für deine Antworten auf meine Fragen, mit denen ich nun allen einen guten Start in die 6. Kalenderwoche wünsche.
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"weil dies kein blog ist", schrieb Eni im November 2014. Und wenn man die Dialogfunktion als wesentliches Kriterium für ein Blog versteht, stimmt das auf jeden Fall. Es ist ein Monolog. Ein steter Gedankenfluss, dem man "zuhören", den man jedoch weder kommentieren noch unterbrechen kann. Die Möglichkeit des Austauschs mit den Leser/innen hat Eni bewusst ausgeschaltet. Das ist auf eine Art radikal. So wie auch Enis Gedanken und Worte auf eine – auf ihre – seltsam zarte Weise radikal sind. "ehrlich. echt. roh." beschreibt sie sie selbst auf ihrer Facebook-Seite. Und das trifft's.
Im heutigen Montagsinterview erzählt sie von der Bruchstelle, die dazu führte, dass sie heute schreibt und (zumindest vorerst) nicht mehr näht. Außerdem geht es ums Laufen, um die kleinen Dinge, die das Leben lebenswert machen und die ganz großen – das Leben selbst.
Hab' herzlichen Dank, liebe Eni, für deine Antworten auf meine Fragen, mit denen ich nun allen einen guten Start in die 6. Kalenderwoche wünsche.
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Eni Mai: Modedesignerin, Schriftstellerin, Läuferin, Mutter. Was noch? Was nicht?
Was ich noch bin? In erster Linie bin ich ich. Zumindest versuche ich es immer zu sein. In dem was ich tue, schreibe, sage – echt und authentisch zu sein. Im Herzen ein Künstler. (Über)Lebenskünstler. Und dann ist da noch der kleine Optimist in mir, der das Leben liebt, egal was es gerade mit ihm macht. Dessen Glas immer halbvoll ist und niemals halbleer. Manche Menschen können das nicht verstehen, weil sie denken, ein Mensch kann nicht so positiv sein. Aber ich bin es wirklich. Weil genau diese Sicht auf das Leben mich bis hierher gebracht hat. Ja, man könnte sagen ich bin jemand, der sein Leben aus tiefsten Herzen liebt. Und ein Tagträumer bin ich. Da sind so viele Geschichten in meinem Kopf. Tagsüber fliegen sie durch meinen Kopf und nachts wandern sie aufs Papier. So war das schon immer.
Was ich noch bin? In erster Linie bin ich ich. Zumindest versuche ich es immer zu sein. In dem was ich tue, schreibe, sage – echt und authentisch zu sein. Im Herzen ein Künstler. (Über)Lebenskünstler. Und dann ist da noch der kleine Optimist in mir, der das Leben liebt, egal was es gerade mit ihm macht. Dessen Glas immer halbvoll ist und niemals halbleer. Manche Menschen können das nicht verstehen, weil sie denken, ein Mensch kann nicht so positiv sein. Aber ich bin es wirklich. Weil genau diese Sicht auf das Leben mich bis hierher gebracht hat. Ja, man könnte sagen ich bin jemand, der sein Leben aus tiefsten Herzen liebt. Und ein Tagträumer bin ich. Da sind so viele Geschichten in meinem Kopf. Tagsüber fliegen sie durch meinen Kopf und nachts wandern sie aufs Papier. So war das schon immer.
Ach, und ausserdem arbeite ich, neben dem Schreiben, 90% in einem sehr großen Sportgeschäft. Für mich als Läuferin perfekt. Und überhaupt liebe ich diese Arbeit. Auch wenn sie so gar nichts Künstlerisches hat, ist es irgendwie doch genau mein Ding. Der beste Nebenjob der Welt! Das eine kann eben manchmal nicht ohne das andere. Und dieser Job gibt mir die Möglichkeit ohne Druck, in den späten Abendstunden, das zu tun, was ich liebe: Schreiben.
Was ich nicht bin? Schwer zu sagen, manchmal denke ich, ich kann alles sein, solange es echt ist. Solange der kleine Optimist in mir sein Lachen nicht verlernt. Solange ich dabei sein darf, wie ich bin. Wer ich bin.
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Dein "Blog"– oder besser Plattform? – dreht sich um Kaffee, Bücher und Worte. Welchen Stellenwert haben diese drei Dinge in deinem Leben?
Ich sag es mal mit den Worten von Jorge Luis Borges :'I have always imagined that paradise will be some kind of library.' Worte sind etwas Großes. Etwas Wundervolles. Wenn ich nichts hatte, dann hatte ich immer noch Worte. Sie haben mich über Wasser gehalten. Sie ziehen sich durch mein Leben. Ich brauche Worte. Ich atme sie. Ich lebe sie. Sie bergen Erinnerungen, Gefühle und Momente in sich. Sie beschreiben, Unbeschreibliches. Sie sagen, was gesagt werden muss. Sie sind. Sie überdauern. Sie bilden Brücken und reißen sie nieder. Sie heilen und verletzen. Sie sind echt und wild und unbändig. Wenn ich mich selbst mal wieder nicht finde und das Leben zu groß ist, dann laß ich Worte regnen. Aus meinem Kopf, aus meinem Herzen. Ich könnte ohne Worte nicht leben. Es liegt in meinem Wesen sie zu suchen und zu benutzen. Genauso ist es mit Büchern.
Ich sag es mal mit den Worten von Jorge Luis Borges :'I have always imagined that paradise will be some kind of library.' Worte sind etwas Großes. Etwas Wundervolles. Wenn ich nichts hatte, dann hatte ich immer noch Worte. Sie haben mich über Wasser gehalten. Sie ziehen sich durch mein Leben. Ich brauche Worte. Ich atme sie. Ich lebe sie. Sie bergen Erinnerungen, Gefühle und Momente in sich. Sie beschreiben, Unbeschreibliches. Sie sagen, was gesagt werden muss. Sie sind. Sie überdauern. Sie bilden Brücken und reißen sie nieder. Sie heilen und verletzen. Sie sind echt und wild und unbändig. Wenn ich mich selbst mal wieder nicht finde und das Leben zu groß ist, dann laß ich Worte regnen. Aus meinem Kopf, aus meinem Herzen. Ich könnte ohne Worte nicht leben. Es liegt in meinem Wesen sie zu suchen und zu benutzen. Genauso ist es mit Büchern.
Ein Leben ohne Bücher wäre trist. Ich kann mir nicht vorstellen nicht zu lesen. Seit ich lesen kann, lese ich. So viele Geschichten. So viele Welten. So viel Wissen. So viele Leben. Ich könnte und wollte nicht ohne sein. Eine Tasse Kaffee und ein Buch. Das ist Glück. Ich liebe es von Büchern umgeben zu sein, mit E-Books kann ich nichts anfangen. Ich muss sie spüren, sie riechen, sie fühlen.
Ich liebe es in einer Bibliothek zu sein. Wo immer ich bin, gehe ich in Buchläden. Ich liebe alte Bücher vom Trödler. Manchmal stehen noch Worte darin. Von jemanden an jemanden. Der Gedanke, ein anderer hat das Buch vor mir in der Hand gehabt, seine Geschichte gelesen, gefühlt, das ist ein großer Gedanke. Ein wunderbarer Gedanke. Seid kurzem haben wir in unserer Wohnung eine eigene Bibliothek. Das alte Büro meines Mannes wurde zu meinem Schreibzimmer und zu unserer Bibliothek. Der Bube ist begeistert, liebt er doch Bücher und das Lesen genauso sehr wie ich. Und so verbringen wir hier unsere Stunden. Das ist unglaublich. Ein alter Traum der sich endlich erfüllt hat. Ein Raum nur für Bücher. Voll mit Büchern. Genau die richtige Umgebung um zu schreiben. Nichts könnte inspirierender sein. Und Kaffee, ja Kaffee – fast lebenswichtig. :) Ich könnte ohne, aber es wäre nur halb so gut. Am liebsten frisch zubereitet in der Chemex oder mit der Aeropress. Ich probiere unheimlich gerne neuen Kaffee aus. Und wenn ich morgens, schlaftrunken, im halbdunkeln, den ersten Schluck von meinem frischen Kaffee trinke, dann ist alles gut. Das kann, morgens, nur Kaffee.
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Du bist keine Bloggerin und Eni Mai ist kein Blog, schriebst du im November vergangenen Jahres, nachdem du erkannt hast, dass du dich in der D.I.Y.- und MeMade-Blogosphäre verrannt hattest. Was war passiert? Und wie konnte es passieren?
Ach, dass ist eine lange Geschichte und irgendwie auch wieder nicht. Ich weiß nicht mehr wirklich, wann ich an den Punkt kam, aber irgendwann hab ich gemerkt, dass das nicht mehr ich war. Dass ich das nicht bin. Ich wollte diesen Druck nicht mehr. Als ich damals mit meinem Blog und auch mit meinen Shop anfangen habe, das war alles noch klein. Da waren wir eine Handvoll. Da war Dawanda noch eine Plattform für das Handwerk. Für Künstler und Designer. Es gab noch keine Me-Made-Mittwoche und noch keine 12 von 12. Und auch noch keine unzähligen Dawanda-Shops. Irgendwann hat sich das verändert. Man "musste" hier mitmachen, um dort dabei zu sein. Und der eigene Shop war plötzlich einer von vielen. Das war für mich eine miese Zeit.
Ach, dass ist eine lange Geschichte und irgendwie auch wieder nicht. Ich weiß nicht mehr wirklich, wann ich an den Punkt kam, aber irgendwann hab ich gemerkt, dass das nicht mehr ich war. Dass ich das nicht bin. Ich wollte diesen Druck nicht mehr. Als ich damals mit meinem Blog und auch mit meinen Shop anfangen habe, das war alles noch klein. Da waren wir eine Handvoll. Da war Dawanda noch eine Plattform für das Handwerk. Für Künstler und Designer. Es gab noch keine Me-Made-Mittwoche und noch keine 12 von 12. Und auch noch keine unzähligen Dawanda-Shops. Irgendwann hat sich das verändert. Man "musste" hier mitmachen, um dort dabei zu sein. Und der eigene Shop war plötzlich einer von vielen. Das war für mich eine miese Zeit.
Ich hab Modedesign studiert und mein Traum war immer, mein eigenes Label zu haben. Aber die Menschen wollten nicht mehr viel Geld für Qualität ausgeben. Jeder wollte alles am liebsten super günstig oder am besten zum selber nachmachen. Wie oft wurde ich nach Schnittmustern oder Tutorials gefragt (die ich als Schnittdirectrice in mühevoller Kleinarbeit selbst erstellt und gradiert hatte). Die Sachen wurden auf Märkten ganz genau in Augenschein genommen, um es dann daheim selbst zu nähen. Auf den Blogs sah man Schnittmuster for free, da hätten sich meiner Dozentin die Haare aufgestellt. Aber die Blogleser und Blogger fanden es super. Und irgendwann war es überall das gleiche. Da hab ich mich nicht mehr wohlgefühlt. Ich bin kein Mitläufer. Ich will nicht das machen, was alle machen. Ich will mich auch nicht verbiegen, um meine Klamotten zu verkaufen. Und ich will nicht umsonst arbeiten.
Für mich, deren Beruf anderer Leute Hobby ist, ist diese Entwicklung hin zu 'ich kann alles selber machen', nicht wirklich gut. Ich mein, ich operiere mich ja auch nicht selbst, nur weil ich ein Buch über Chirurgie gelesen habe. Jedenfalls hab ich das Modedesign Modedesign sein lassen und mich beim großen Sportgeschäft beworben. Um Geld zu verdienen und endlich keinen Druck mehr zu haben. Ich hab mich wieder neu gefunden und aufgehört zu schreiben, was die Welt lesen will. Ich habe die Kommentarfunktion ausgeschaltet und begonnen das zu schreiben, was ich sagen will. Dafür mögen mich nun viele nicht mehr, aber auch das ist egal geworden. Weil ich wieder bin. Und das ist gut.
Irgendwann werde ich wieder Mode machen. Da bin ich sicher. Manche Träume brauchen Zeit. Und während die einen in weite Ferne geraten, schieben sich andere leise in die erste Reihe. Ich nehm sie, wie sie kommen. Damit mein Glas immer halbvoll ist und niemals halbleer. Das ist, was ich für mich gelernt habe. Aber wie gesagt, das ist nur ein kleiner Teil der Geschichte.:)
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2015 bist du deinen ersten Marathon gelaufen. Wie war das?
Berauschend und unglaublich emotional. Seit ich angefangen hatte richtig zu laufen (also nicht nur laufen im üblichen Sinne, das tat und tue ich schon immer viel und oft), war es mein Ziel, einen Marathon zu laufen. Nicht für irgendeine Bestzeit, sondern nur für mich. Um mir und meiner Autoimmunerkrankung zu zeigen, was ich kann! Ich wusste, wenn ich das schaffe, dann kann ich alles schaffen. Also hab ich mich für Berlin beworben, den Platz bekommen und mit den Training angefangen. Und wie es so schön heisst,'Der Weg ist das Ziel!'. Ein Marathon fängt nicht erst am Start an, er fängt dann an, wenn das Training beginnt. Der Marathon an sich, ist nur der Endspurt. Ein sehr langer, gigantischer, berauschender Endspurt.
Berauschend und unglaublich emotional. Seit ich angefangen hatte richtig zu laufen (also nicht nur laufen im üblichen Sinne, das tat und tue ich schon immer viel und oft), war es mein Ziel, einen Marathon zu laufen. Nicht für irgendeine Bestzeit, sondern nur für mich. Um mir und meiner Autoimmunerkrankung zu zeigen, was ich kann! Ich wusste, wenn ich das schaffe, dann kann ich alles schaffen. Also hab ich mich für Berlin beworben, den Platz bekommen und mit den Training angefangen. Und wie es so schön heisst,'Der Weg ist das Ziel!'. Ein Marathon fängt nicht erst am Start an, er fängt dann an, wenn das Training beginnt. Der Marathon an sich, ist nur der Endspurt. Ein sehr langer, gigantischer, berauschender Endspurt.
An dem Tag war ich schrecklich aufgeregt und einfach nur wahnsinnig glücklich. Das ganze drumherum war so unglaublich toll. Die vielen Läufer, die vielen Zuschauer, die irgendwie nur für mich hier zu sein schienen, die Musik, die Helfer. Wahnsinn. Beim Countdown hab ich geweint, vor Glück. Und dann bin ich einfach nur noch gelaufen. Durch Berlin. Eine wunderschöne, lebendige Stadt mit wahnsinnig tollen Menschen. Hier und da hab ich meinen Namen gehört, wildfremde wurden zu Freunden, für diesen kurzen Augenblick. Das war gigantisch. Ich hatte in keinem Moment das Gefühl, ich würde es nicht schaffen. Es war anstrengend, klar, aber es war vor allem wunderschön. Und dann am Ende, der Zieleinlauf. Das Brandenburger Tor. Mein Mann hat dort gewartet, ich hab ihn jubeln sehn und die Tränen liefen. Die letzten Schritte bin ich für all die Menschen in meinem Leben gelaufen, die nicht mehr an meiner Seite sind. Die irgendwo sitzen und mich anfeuern. Und für meine Liebsten, meinen Sohn, meinen Mann. All die, die mich lieben, die hinter mir stehen und mich begleiten. Das Bild meines Zieleinlaufs spiegelt genau das wieder. Glück. Und Dankbarkeit. Und das Wissen, ich kann alles schaffen, wenn ich will. Einfach, weil ich es will!
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Wie prägt das Laufen deinen Alltag?
Laufen gehört für mich zum Leben wie das Atmen. Ich laufe viel und so oft ich kann. Schon immer. Zum Beispiel laufe ich lieber zur Arbeit, als das ich mit dem Bus fahre. Das sind knapp 3km hin und 3km wieder zurück. Es tut mir gut. Ich liebe es, meine Beine zu bewegen. Dazu Musik im Ohr und den Wind im Gesicht. Da kann ich meine Gedanken baumeln lassen. Worte finden. Mich finden. Es macht mich glücklich zu laufen. Ich kann absolut nachvollziehen, dass Forest Gump einfach immer weiter lief. Ich könnte das auch. Vielleicht werde ich irgendwann mal, wenn ich alt bin und der Bube aus dem Haus ist, eine Weltbegehung machen. Die Welt erlaufen. Oder den PCT wandern. Aber vorher will ich noch jede Menge Marathons laufen in verschiedenen Ländern und Städten.
Laufen gehört für mich zum Leben wie das Atmen. Ich laufe viel und so oft ich kann. Schon immer. Zum Beispiel laufe ich lieber zur Arbeit, als das ich mit dem Bus fahre. Das sind knapp 3km hin und 3km wieder zurück. Es tut mir gut. Ich liebe es, meine Beine zu bewegen. Dazu Musik im Ohr und den Wind im Gesicht. Da kann ich meine Gedanken baumeln lassen. Worte finden. Mich finden. Es macht mich glücklich zu laufen. Ich kann absolut nachvollziehen, dass Forest Gump einfach immer weiter lief. Ich könnte das auch. Vielleicht werde ich irgendwann mal, wenn ich alt bin und der Bube aus dem Haus ist, eine Weltbegehung machen. Die Welt erlaufen. Oder den PCT wandern. Aber vorher will ich noch jede Menge Marathons laufen in verschiedenen Ländern und Städten.
Wie sieht dein Alltag eigentlich aus?
Naja, da ich ja mittlerweile zu 90% beim großen Sportgeschäft arbeite, ist mein Alltag natürlich davon geprägt. Aber ich liebe diese Arbeit und den Weg dorthin. Die Nachmittage, die ich nicht arbeite, sind für meinen Sohn reserviert. Da mach ich nichts anderes. Genauso wie am Sonntag. Das ist Familienzeit und die ist wertvoll und kostbar. Ausser das Laufen, das quetsche ich dazwischen. Das muss sein. Die Abende, Nächte und meinen freien Tag verbringe ich mit schreiben. Viele Worte finde ich beim Laufen. Gerade wenn ich zur Arbeit gehe, die notiere oder diktiere ich dann in mein Handy und schreibe es mir abends in eines meiner unzähligen Notizbücher. Man könnte sagen, mein Alltag ist sehr alltäglich und sehr, sehr voll. Ich wünschte manchmal der Tag wäre länger oder die Nächte. Ich schlafe nämlich ziemlich gern und bin dann morgens immer sehr müde, aber auch das ist okay. "Schlafen kannst Du, wenn Du tot bist."
Naja, da ich ja mittlerweile zu 90% beim großen Sportgeschäft arbeite, ist mein Alltag natürlich davon geprägt. Aber ich liebe diese Arbeit und den Weg dorthin. Die Nachmittage, die ich nicht arbeite, sind für meinen Sohn reserviert. Da mach ich nichts anderes. Genauso wie am Sonntag. Das ist Familienzeit und die ist wertvoll und kostbar. Ausser das Laufen, das quetsche ich dazwischen. Das muss sein. Die Abende, Nächte und meinen freien Tag verbringe ich mit schreiben. Viele Worte finde ich beim Laufen. Gerade wenn ich zur Arbeit gehe, die notiere oder diktiere ich dann in mein Handy und schreibe es mir abends in eines meiner unzähligen Notizbücher. Man könnte sagen, mein Alltag ist sehr alltäglich und sehr, sehr voll. Ich wünschte manchmal der Tag wäre länger oder die Nächte. Ich schlafe nämlich ziemlich gern und bin dann morgens immer sehr müde, aber auch das ist okay. "Schlafen kannst Du, wenn Du tot bist."
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Das neue Jahr ist noch jung. Was wünscht du dir für dich in diesem Jahr?
Ich wünsche mir glücklich zu sein und gesund zu bleiben. Und dass meine Lieben es auch sind. Ich bin kein Fan von Neujahrsvorsätzen oder großem Pläneschmieden. Das Leben ist viel zu unberechenbar und hat oft seine ganz eigenen Wege. Ich werde im September wieder den Marathon in Berlin laufen, dafür bin ich schon angemeldet und ich will mein Buch zu Ende schreiben. Aber in erster Linie will ich glücklich sein. Die kleinen Dinge nicht übersehen. Nicht vergessen zu leben. Zu lieben. Im Regen zu tanzen. Überhaupt zu tanzen. Und dankbar zu sein, für das, was mir gegeben ist. Das ist doch, was am Ende bleibt. Erinnerungen an ein gutes Leben. An ein glückliches Leben und an die Menschen, die man liebt.
Ich wünsche mir glücklich zu sein und gesund zu bleiben. Und dass meine Lieben es auch sind. Ich bin kein Fan von Neujahrsvorsätzen oder großem Pläneschmieden. Das Leben ist viel zu unberechenbar und hat oft seine ganz eigenen Wege. Ich werde im September wieder den Marathon in Berlin laufen, dafür bin ich schon angemeldet und ich will mein Buch zu Ende schreiben. Aber in erster Linie will ich glücklich sein. Die kleinen Dinge nicht übersehen. Nicht vergessen zu leben. Zu lieben. Im Regen zu tanzen. Überhaupt zu tanzen. Und dankbar zu sein, für das, was mir gegeben ist. Das ist doch, was am Ende bleibt. Erinnerungen an ein gutes Leben. An ein glückliches Leben und an die Menschen, die man liebt.
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Zwischen Rückzug, Ruhe und Haifischen. Ein Gespräch übers Wohnen mit Theatermacher Max Schumacher {post theater}
"Die rissigen Fassaden der Hinterhäuser sind mit roten Schriften überzogen, an einer kahlen Mauer schreit der Satz: Wir wollen als Menschen leben!" Er könnte so oder so ähnlich auch heute irgendwo in Berlin stehen. Tatsächlich stand er 1933 auf einer Mauer in Meyers Hof in der Ackerstraße 132 in Berlin-Wedding. Eine typische Mietskaserne aus der Gründerzeit, mit der auf Kosten der Bewohner/innen spekuliert wurde, bis diesen buchstäblich der Kragen platzte. Quelle
Das ist lange her. Doch die Situation wiederholt sich in scheinbar regelmäßigen Abständen: Rund 50 Jahre später, Ende der 1970er Jahre, stehen hunderte Wohnhäuser in West-Berlin leer. Grund: Spekulation. Nach der Wiedervereinigung gilt Berlin lange Zeit als Mieterparadies – für wenig Geld bekommt man hier viel Raum. Doch spätestens seit 2013 ist die Wohnungsfrage wieder virulent – und angesichts der Zufluchtsuchenden wird bzw. ist sie es noch mal mehr.
Wohnungsknappheit trotz Bau-Boom, heißt es im Juni 2015 im Berliner Tagesspiegel, und wenige Monate später: Vermieter warnen vor Wohnungsnot in Berlin. Am 1. Februar diesen Jahres titelt der tip: Bezahlbarer Wohnraum ist knapp. Was ist eigentlich los, am Wohnungsmarkt? Und muss das so sein? Diese Fragen haben sich auch Hiroko Tanahashi und Max Schumacher gestellt, die beiden Köpfe hinter dem post theater. Mit ihrer neuen Produktion haben sie das Thema nun erstmals auf die Theaterbühne gebracht:
Das ist lange her. Doch die Situation wiederholt sich in scheinbar regelmäßigen Abständen: Rund 50 Jahre später, Ende der 1970er Jahre, stehen hunderte Wohnhäuser in West-Berlin leer. Grund: Spekulation. Nach der Wiedervereinigung gilt Berlin lange Zeit als Mieterparadies – für wenig Geld bekommt man hier viel Raum. Doch spätestens seit 2013 ist die Wohnungsfrage wieder virulent – und angesichts der Zufluchtsuchenden wird bzw. ist sie es noch mal mehr.
Wohnungsknappheit trotz Bau-Boom, heißt es im Juni 2015 im Berliner Tagesspiegel, und wenige Monate später: Vermieter warnen vor Wohnungsnot in Berlin. Am 1. Februar diesen Jahres titelt der tip: Bezahlbarer Wohnraum ist knapp. Was ist eigentlich los, am Wohnungsmarkt? Und muss das so sein? Diese Fragen haben sich auch Hiroko Tanahashi und Max Schumacher gestellt, die beiden Köpfe hinter dem post theater. Mit ihrer neuen Produktion haben sie das Thema nun erstmals auf die Theaterbühne gebracht:
HOUSE OF HOPE – Ein Theaterabend über Wohnutopien
Weltpremiere am 3. März 16 um 20.00 Uhr
Berlin-Premiere am 9. März 16 um 20.00 Uhr
Zur Premiere schaffe ich es leider nicht, aber am 12. März werde ich im Theaterdiscounter sein und mich freuen, die ein oder den anderen von euch zu treffen. Zur Einstimmung habe ich schon mal mit Max Schumacher über die Motivation und Herangehensweise, über Wünsche, Visionen und Hoffnungen des 1999 in New York gegründeten und seit 2002 in Berlin und Stuttgart ansässigen post theaters gesprochen.
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Was gab den Anstoß für euer neuestes Projekt "House of Hope"?
Eine der ganz großen gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Fragen – mit denen jedeR zu tun hat: JedeR wohnt irgendwie, irgendwo. Manche allerdings immer schlechter, oder immer teurer. Kaum etwas wurde in den letzten Jahren so stark teurer wie das Wohnen. Diese Verbindung aus privatem Rückzugsraum, Ruheort – und einem turbulenten, brutalen Markt finde ich spannend. Oder tragisch. Oder einfach faszinierend. Gleichzeitig gibt es auch viele Ideen, wie anders gewohnt werden kann. Aber die kommen in Deutschland kaum zum Zug.
Eine der ganz großen gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Fragen – mit denen jedeR zu tun hat: JedeR wohnt irgendwie, irgendwo. Manche allerdings immer schlechter, oder immer teurer. Kaum etwas wurde in den letzten Jahren so stark teurer wie das Wohnen. Diese Verbindung aus privatem Rückzugsraum, Ruheort – und einem turbulenten, brutalen Markt finde ich spannend. Oder tragisch. Oder einfach faszinierend. Gleichzeitig gibt es auch viele Ideen, wie anders gewohnt werden kann. Aber die kommen in Deutschland kaum zum Zug.
Welche Menschen habt ihr nach ihren Erlebnissen, Meinungen und Wunschvorstellungen gefragt und welche (Zwischen-)Bilanz zur Wohnungsfrage könnt ihr (auf Basis dieses Materials) ziehen?
Wir haben mit Maklern, Mietern, Vertriebenen, Eigenheimkäufern, Architekten und Städtebau-Theoretikern geredet. Wir haben auch viel gelesen und Filme gesehen. In fast allen Medien gibt es eine Menge dazu – komischerweise im Theater aber fast gar nicht. Eine Zwischenbilanz können und wollen wir nicht ziehen. Es gibt alles gleichzeitig – tolle und fiese Vermieter, verbrecherische und sozial verantwortliche Immobilienunternehmen, egoistische und altruistische Hauptmieter.... Die Gleichzeitigkeit von allem ist Teil des Problems – und seiner Faszination.
Wie sieht das "House of Hope" als Alternative zur aktuellen Wohn- und Wohnungslage aus?
Das House of Hope ist vor allem eine Speerspitze gegen die soziale Homogenisierung, die gerade stattfindet. Bezirke werden, wenn es so weitergeht, stärker nach Einkommen getrennt sein. Innenstädte werden nicht mehr offen sein für sozial Schwache. Im House of Hope soll die gesamte Stadtgesellschaft unter einem Dach abgebildet werden - in ihrer Heterogenität, ihrer Vielseitigkeit.
Worin besteht seine Radikalität?
Wir wollen doch nicht hier schon alle Ideen zu unserer Vision vorher preisgeben. Wir machen Theater, keine Parteiprogramme.
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Martha Rosler, Times Square Spectacolor sign, New York, 1989 | Quelle: HKW |
Wie wohnt ihr selbst?
Von den vier DarstellerInnen wohnen zwei zur Miete und zwei in der eigenen Wohnung. Wir haben aber alle in verschiedenen WGs, Wohnungsgrößen und -arten gewohnt. Wir alle wohnen in den Innenstadtbezirken. Keiner hat ein persönliches Problem mit der Situation. Noch nicht.
Was hat euch bzw. das posttheater 2002 nach Berlin gezogen?
Das waren für Hiroko Tanahashi und mich, Max Schumacher, vor allem Probleme mit unserem Aufenthaltsstatus in New York. Und die hohen Mieten dort. Und damals sagten wir - wenn schon Europa, dann Kreuzberg.
Wie erlebt ihr die Wohnsituation in Berlin?
Sehr gespalten. Zwischen großen Ängsten und großer Zufriedenheit ist im Kollegen-, Bekannten-, Freundeskreis alles dabei. Ich finde es verrückt, wie viele Leute – junge Leute, Studierende – es heute völlig normal finden, enorme Mieten zu zahlen. Man darf es eben nicht mit den WGs der Mid-90er Jahre vergleichen.
Was wünscht ihr euch für die Zukunft des Wohnens in Berlin und anderswo?
Sozialen Wohnungsbau, der unbefristet im kommunalen Besitz verbleibt – anstatt Immobilienfirmen aus Steuergeldern zu bezuschussen.
Mehr neue und originellere Konzepte, Wohnen und seine Bezahlung zu denken. Warum gibt es nur Mieten oder Kaufen von Wohnraum? Besser wäre: mehr Genossenschaften. Mehr flexible Konzepte von Wohnungen, die mitwachsen können – oder schrumpfen. Und eine bessere Stadtplanung, die es attraktiver macht, auch außerhalb von S-Bahnringen, der Innenstädte zu wohnen. Besseren öffentlichen Personennahverkehr und bessere Fahrradwege – dann würden auch andere Bezirke interessanter.
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1:1-Model Urban Forest, 2015© Atelier Bow-Wow | Quelle: HKW |
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KW 6 #Freiheit

"Freiheit, so zeigt sich, ist das Gefühl der Menschen,
dass sie ihr Leben im Griff haben,
und das heißt: nicht vor der Komplexität kapitulieren.
Nicht vor der Last der Entscheidungen einknicken.
Sondern eine Liste machen,
immer wieder neu."
Eine neue Liste, eine Inventur der KW6, das habe ich gemacht. Bilanz: heiter bis glücklich – und genau so soll das Wochenende sein. In diesem Sinne: A L L E S G U T E !
- GESEHEN:Viva Dada {Bild 1}
- GEHÖRT: Kafka Tamura {Bild 5}
- GEWOHNT: im Meisterzimmer #2 {Bild 6}
- GELESEN: Die Straße {selten hat mich ein Buch derart aufgewühlt!}
- GEMACHT: einen wunderschönen Tag mit Rike in Leipzig {Bild 7}
- GEFREUT: über den schönen Nachmittag mit Lea und Matthias {Bild 2}
- GEFUNDEN: dass der Huckepack-Preis 2016 an genau den Richtigen ging: Mehrdad Zaeri
- GEMOCHT: die Outdoorküche {Bild 3}
- GEFALLEN: Steffis entspannt-fröhlicher Blick aufs Elternsein {Bild 4}
- GESCHMUNZELT:über Roger Willemsens bitterböse Worte über Heidi Klum
- GEHOFFT:Alles wird gut
- GEWÜNSCHT: mehr solcher praktischen App-Innovationen für Geflüchtete
- GEKLICKT: Anna Cor {Bild 8}
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Ein Blick hinter Frau Gold
Gold. Das ist ihr Name. Und seine Geschichte ist so witzig wie wunderbar: "Manchmal wär' ich gern James Bond. Ich würde goldene Frauen küssen", sang der Typ, der erst nervte und schließlich ihr Herz eroberte. Dass er nicht locker ließ, kann man verstehen, wenn man sie (selbst nur virtuell) kennenlernt. Frau Gold ist einfach toll! Sie kann zum Beispiel wunderbar nähen. Das können vielleicht viele. Aber niemand kann seine Nähwerke so grandios in Szene setzen wie sie.
Heute erzählt sie, wie es dazu kam – zum Nähen und zu der außergewöhnlichen Inszenierung ihrer Stücke. Außerdem denkt sie laut darüber nach, was noch so alles in Frau Gold stecken könnte. Sollte es die Unisex-Kollektion sein (Oh ja, bitte! Unbedingt!), werde ich Fan der 1. Stunde sein.
Jetzt aber: Ton ab für Frau Gold!
Dein Alias heißt Frau Gold. Warum?
Da war dieser Typ. Kennengelernt habe ich ihn kurz nach meinem Umzug nach Berlin, also etwa Herbst 2001. Erst hat er mich unendlich genervt. War ein Freund von Freunden und immer dabei. Bis ich mich ziemlich schlimm verliebt habe. Er hatte also diese Msuik gemacht. “Manchmal wär`ich gern James Bond, ich würde goldene Frauen küssen.” Ich musste also Frau Gold werden. (Das hat alles gut geklappt. Wir haben zwei Kinder bekommen und er ist heute mein Mann.) Den Namen habe ich in der Schublade gelassen, sollte ich einmal etwas gründen wollen.
Du bist ausgebildete Tänzerin, tanzt aber nicht mehr. Fehlt dir das Tanzen? Und wie stillst du deinen Bewegungshunger jetzt?
Das Tanzen direkt nicht, nein. Was ich brauche ist Gestaltung, Performanz und Körperarbeit. Gestaltung und Performanz sind die Vektoren, die auf mein Weblog weisen. Das Bedürfnis nach Bewegung über das alltägliche hinaus ist relativ neu, seit ich nicht mehr tanze. Begünstigt durch den Umstand, dass wir das Glück hatten in ein kleines Haus mit Badesteg auf die Havel hinaus ziehen zu können, habe ich das Schwimmen wiederbegonnen. Im vergangenen Jahr bin ich also bei Wassertemperaturen über 15 Grad, das hatten wir ab Ende April bis Ende Oktober, täglich geschwommen. Und das war wie eine Erweckung. Der Himmel über mir, das Licht, die Reiher, das Wasser, mein Körper darin. Daran habe ich also wieder große Lust gewonnen. Zum Saisonende habe ich ein tägliches Mattentraining begonnen. Angelehnt an das Body-Conditioning aus meinen Tagen als Tänzerin. Bloß diesmal als Selbstzweck. Ich gönne mir, meinen Körper zu modellieren. Diesen äußeren Ansatz konnte ich bisher nicht mit meinem Selbstbild vereinen. Das scheint überwunden.
Welche Art Tanz hast du gelernt? Bei wem und wo?
Noch als Schülerin war ich an der Ballettschule des Staatsballett Mainz. Das habe ich als die Schule begriffen, durch die der Körper muss. (Wirkliche Freude am klassischen Tanz habe ich erst später entwickelt.) Interessiert habe ich mich für Komposition, Improvisation, zeitgenössische Stile. Ich habe Kurse besucht, Workshops gemacht, bin LehrerInnen hinterhergereist. Nach dem Abitur habe ich in verschiedenen Bühnenprojekten mitgewirkt, Theater- aber auch Tanz. Um meine verschiedenen Tätigkeiten zu einen und ganz durch etwas hindurchzugehen habe ich noch eine private Modern-Ausbildung in Berlin gemacht.
Nach wie vor meine ich, dass klassische Training bietet eine gute Grundlage. Positioniert den Körper exakt im Raum, ordnet. Von dort aus ist man frei zu gehen, wohin man mag.
Warum hast du aufgehört?
Der Stil, den ich für mich entwickelt habe, war wenig körperfreundlich. Sehr kraftvoll, sehr hart. Nach einer schweren Knieverletzung bin ich die Angst um meinen Körper nicht wieder richtig losgeworden. Mein Stil, wie er war, war kaum mehr ausführbar. Die Transformation ist mir damals nicht gelungen. Zur damaligen Szene in Berlin habe ich keinen richtigen Zugang gefunden und darüber das Interesse verloren. Heute wäre mein Stil ein anderer. Das weiß ich. Aber alles hat seine Zeit, und gerade ist er nicht dran, der Tanz.
Du bist eine wunderbare Näherin. Wie bist du zum Nähen gekommen?
Mein Elternhaus und auch meine Schule waren ziemlich handarbeitsfern. Dennoch hatte ich einen Korb: “näherisch verändern” der Titel. Kleidungsstücke die anders werden sollten. Also sind darin große weiße gerippte Männerunterhemden gelandet. Unter der Achsel abgeschnitten, krude von Hand umgenäht und einen Gummi eingezogen hat das einen Rock ergeben. Von einem weißen Longsleeve habe ich die Ärmel rausgeschnitten und, nach unten ausgestellt, abwärts des Knies getragen. (Und das – selbstverständlich – bevor Mode dergleichen in der Rave-Bewegung aufgekommen ist. ;-))
Ein paar Mal wurde ich angesprochen, ob ich nicht Modedesign studieren wollen würde. No way. Viel zu äußerlich wäre das. Bisschen schade, finde ich heute. Anleitungen benutzt man nicht. Alles was nicht vollständig aus mir kommt, ist nicht kreativ. So war meine Haltung. Das hat mir viele Zugänge versperrt. Ein Glück kann ich es heute genießen, mich inspirieren zu lassen.
Die Nähmaschine habe ich mir irgendwann einfach gekauft. Und bin dran geblieben.
Was ist dein liebster Schnitt für "Große" und für "Kleine"?
Ich schätze sehr maki von kleinformat für Erwachsene und das Hemd michel von fabelwald für Kinder.
Du lebst mit deiner Familie in einer kleinen Stadt in der Nähe von Berlin. Wann seid ihr dort wieso hingezogen?
Vorvergangenes Jahr sind wir aus einem Altbau in Berlin Neukölln aus der Stadt hinausgezogen. Allem voran der Wunsch, ländlich zu leben mit der Grundvoraussetzung: Waldorfschule. Das mit der Schule hat schonmal geklappt und mit der Kleinstadt und vor allem dem sehr, sehr schönen Haus und der wunderbaren Umgebung fühlen wir uns aktuell sehr wohl. Das etwas größere Haus, außerhalb der Stadt, vom Garten direkt umgeben (wir haben im Moment 600qm Garten – allerdings fünf Minuten Fußweg entfernt) – lockt dennoch! Dem Ruf folgen werden wir, aber erst, so meine ich, in ein paar Jahren.
Und zum Schluss: Was wünscht du dir für das noch relativ junge Jahr?
Meine eigene Entwicklung, im Geistig-Seelischen, rückt wieder weiter nach vorne. Außerdem stellt sich mir erneut die Frage was Frau Gold ist und vielleicht sein kann. Weitere Wirkungsfelder im Bereich der Gestaltung zu erschließen, dazu drängt es mich. Zusätzlich denke ich über eine kleine Unisex-Kollektion für Erwachsene nach. Clean, minimal, plastisch.
Wirksam-sein an unserer Waldorfschule durch verschiedene Ämter und Engagements bildet für mich die Grundlage aller weiteren Tätigkeiten, dort verschiedene Projekte voranzubringen und die Schule als Lebensraum im Werden zu stützen. Das ist mein Wunsch.

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