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Ein Blick hinter ein Buch. Oder: 'Berlins Weg in die Wolken'

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aus: Der Himmel über Berlin | Wim Wenders | 1987

Mein Blick fällt heute nicht hinter ein Blog, auch nicht hinter eine Website, sondern hinter ein Buch. Ein Buch, das noch mitten im Werden ist und von Berlins Weg in die Wolken erzählt. Hauptfigur ist ein Gebäude, dessen 50er Geburtstag naht und das wie kein zweites für Westberlin steht: das Europa-Center. Hier waren Christiane F. und ihr Freund 'Helden für einen Tag'. Hier sprang Wim Winders Selbstmörder vom Dach, und hier wurde ich 16jährig per Anhalter durch die DDR ausgespuckt. 

Am 2. April 2015 wird der 'in Beton, Stahl und Glas geformte Selbstbehauptungswille der Berliner'  also 50 Jahre alt. Rechtzeitig zu diesem Jubiläum bringt der Berliner Musikredakteur und Ex-Ärzte-Bassist Hagen Liebing ein Buch zum Haus heraus. Vorläufiger Arbeitstitel: Berlins Weg in die Wolken. 50 Jahre Europa-Center.  Im heutigen Montagsinterview erzählt er, was den 103 Meter hohen Glas-Alu-Bau so spannend macht, wie und warum es zum Symbol Westberlins wurde und wie das Buch aussehen wird. Vielen Dank, Hagen, für diese exklusiven Einblicke, mit denen ich allen einen guten Start in die erste Novemberwoche wünsche.

PS: Wenn ihr persönliche Geschichten und/oder besondere Erinnerungen habt, die im oder um das Europa Center spielen, so meldet euch gerne. Hagen Liebing sucht immer noch Zeitzeugen aus fünf Jahrzehnten Europa-Center, um aus dem Gehörten eine Erzählung zu formen.
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aus: Christiane F. – Wir Kinder vom Bahnhof Zoo | 1980/81

Anlässlich des 50. Geburtstags des Europa-Centers schreibst du ein Buch über das Gebäude. Was ist so spannend an dem 103 Meter hohen Glas-Alu-Bau?
Da gibt es zwei Antworten. Die historische und die persönliche. Historisch gesehen ist das Europa-Center 1965 der größte Bürohochausbau seiner Zeit gewesen. Und natürlich ein mächtiger Fingerzeig des eingemauerten West-Berlins gen Osten, dass man sich nicht unterkriegen ließe. Zudem kann man den Gebäudekomplex – es handelt sich ja nicht allein um ein Bürohochhaus, sondern um ein komplettes Shopping-Center – als die Mutter aller Malls bezeichnen. Und für mich persönlich war dies nicht nur das erste richtige Hochhaus, das ich als Kind erlebt habe, sondern auch ein Ort, an dem ich als Teenager – ich gehöre ja zur Generation Christiane F. – eine Menge Zeit verbracht habe. 

Das Europa-Center steht für mich wie kein zweites Gebäude für Westberlin. Inwiefern verkörpert der Bau die Zeit von 1963 bis 1989? 
Hierzu möchte ich zunächst den Europa-Center-Architekten Ivan Krusnik zu Wort kommen lassen (quasi als exklusiven Vorabdruck :-) ), der von 1963 bis 2002 an dem Gebäude gearbeitet hat: 'Mit dem Europa-Center verhält es sich genauso wie mit der Stadt Berlin, das ist eine ewige Baustelle. Das wurde in gut zwei Jahren gebaut und danach haben wir das zuerst mal dreißig Jahre lang. Und jedes Jahr passierte da etwas Neues.' Aus meiner Sicht wurden hier zudem der Selbstbehauptungswille und auch die Westbindung der Berliner in Beton, Stahl und Glas geformt. Und das Ganze finanziert nach einem neuen Abschreibungsmodell, das anschließend einen regelrechten Bauboom in der Stadt auslöste (und leider auch das Vorspiel zum folgenschweren Berliner Bauskandal wurde).
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Das frisch gebaute Europa Center als Postkartenmotiv der 1960er Jahre

Wie standen und stehen die (West-)Berliner/innen zum Europa-Center?
Heute ist es natürlich kein Symbol mehr für den freien Westen. Heute sind ja alle irgendwie frei. Aber ich glaube schon, dass das Europa-Center nach wie vor ein prägendes Stück Kudamm ist. Und speziell auch viele Ost-Berliner werden sehr gute Erinnerungen an das Europa-Center haben, verbrachten Hunderttausende von ihnen doch auch hier die anarchischen Nächte am und nach dem 9. November 1989.

Welche Geschichte des Gewerbes und der Wirtschaft (West-)Berlins erzählt das Gebäude?
Für heutige Zeiten ziemlich einzigartig ist der Umstand, dass das große Areal und seine Gebäude mitten in einer Europäischen Metropole (manche sagen ja DER Metropole) nach wie vor nicht in Besitz eines internationalen Konsortiums oder irgendwelcher Shareholder ist, sondern der Berliner Familie Pepper gehört. Das Gebäude erzählt also die Geschichte von weitsichtigem Unternehmertum in der Stadt, aber auch von der Mentalität, sich durch den Wandel in Politik und Wirtschaft nicht unterkriegen zu lassen. 

Was waren die spannendsten oder schrägsten Geschäftslokale im Europa-Center?
Am spannendsten empfand ich den I-Punkt, also dieses Restaurant im zwanzigsten Stock, von dem man auch die Aussichtplattform nutzen konnte und dem 'Himmel über Berlin' so nah war. Und ziemlich amüsant fand ich das Konzept vom 'Haus der Nationen', in dem bereits zur Eröffnung 1965 acht verschiedene Restaurants acht verschiedener Nationalitäten vereint waren. Zu dieser Zeit praktizierte die breite Bevölkerung ja noch gar keinen Ferntourismus, weshalb man den Berlinern vermutlich alles hatte vorsetzen können, und sie haben geglaubt es sei Spanisch, Italienisch oder Französisch. Damals gab es dort übrigens bereits ein Restaurant namens 'Grill Royal'.
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links: das Europa Center als Briefmarkenmotiv | rechts: gerade angekommen, finde ich im Europa Center meinen Namen

Welche kleinen und großen Geschichten aus dem (West)Berliner Leben haben sich hier zugetragen, die du besonders magst?
1965 bei der Eröffnung hat der 'Haus der Nationen'-Chef Beisheim zur Einweihung seine Stieftochter als Stargast mitgebracht: Romy Schneider. Und die wiederum hat an jenem Tag Harry Meyen kennengelernt – ihren zukünftigen Mann. In den 80er Jahren wurde die dortige Spielbank ausgeraubt. Aber ganz gewaltlos: Die Räuber leiten einfach die Geldbomben um, die eigentlich per Rohrpost von der Bank in den Tresor rauschen sollten. 

Was wird das Buch zum Gebäude aussehen? Und wann wird es wo erscheinen?
Ich möchte die Geschichte des Gebäudes ebenso wie seine Geschichten erzählen. Neben den stringenten Features zum Bauherren, zum Bau selbst, zu einzelnen Aspekten wie dem überall sichtbaren Mercedes-Stern oder dem Europa-Center als Filmdrehort hat es mir die Oral History angetan. Ich sprach und spreche immer noch mit Zeitzeugen aus fünf Jahrzehnten Europa-Center und möchte das hier Gehörte zu einer Erzählung formen. Das Buch wird 128 Seiten haben und Ende Januar 2015 im Berliner Raufeld Verlag erscheinen. Rechtzeitig zum 50. Jubiläum des Europa-Centers am 2. April 2015.
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Hagen Liebing
geb. 1961 in Berlin
1980 Abitur
1986-1988 Bassist bei Die Ärzte 
1990 Diplom der Medienwissenschaften an der TU Berlin
dann freier Autor und Gag-Schreiber für Thomas Koschwitz und Harald Schmidt
seit 1995 Musikredakteur beim tip Berlin

M i MA zügelt: bSquary. Modulare Designmöbel aus nachhaltigem Holz

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Neu in unserem alten Lesezimmer: bLuis, der Couchtisch und bParis, das Regal von bSquary, dem Start-Up-Unternehmen von Sirko Polster aus Hamburg. 

Das junge Designlabel fertigt modulare Möbel und Regale aus nachhaltigen Materialien – minimalistisch, funktional und schlicht-schön. Denn Sirko weiß: 'Die Erde ist eben nicht rund', sondern hat – wie jeder von uns – Ecken und Kanten, die wir nicht zwingend lieben, aber achten sollten. Und darum etwa kommen seine Holzplatten von finnischen Holzfirmen, die ihre Wälder vorbildlich bewirtschaften. Ich freue mich, bSquary als Partner bei meinem Wohnabenteuer an der Seite zu haben und bin gespannt, wie sich bLuis und bParis in unserem neuen Zuhause machen.


Bei meinem Wohnabenteuer werde ich von verschiedenen Partnern begleitet, die mich mit Rat und Ressourcen unterstützen. Wer, wie und was erfahrt ihr hier.

In Bowies Radspuren Teil III: Die verrufensten 300 Meter

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Auf den verrufensten 300 Metern der Potsdamer Straße: Die Pension Excelsior und die Bar Romantica stehen längst nicht mehr. | Foto (c) André Kircher | 1985
Zuletzt ging es – mit fast 40 Jahren Distanz – in Bowies Raleigh-Spuren am gerade erbauten Sozialpalast vorbei, über die Kreuzung Potsdamer-/Pallas- bzw. Goebenstraße. Dort setzen wir – mit etwas Verspätung  – die Fahrt nun fort. Das heutige Wegstück ist kurz; bis zur Bülowstraße sind es nur rund 300 Meter. Zu Bowies Zeiten sind es ‚die verrufensten 300 Meter der Potsdamer Straße'. 'Selbst langjährigen Bewohnern fällt der Dreck noch auf'.* Heute ist es unauffällig.

Gleich hinter der Kreuzung, gegenüber dem Sozialpalast befindet sich – in direkter Nachbarschaft zum Ex´n Popdem Nachfolger der einstigen Besetzerkneipe K.O.B. – die Apotheke am Sportpalast. Sie ist schon zu Bowies Zeiten hier, wobei das Haus damals in denkbar schlechtem Zustand ist. Es steht zum Abriss frei. Dass es noch da ist, ist der 'schrägen Truppe' (André Kirchner) zu verdanken, die es – wie eine seltsam bieder anmutende Inschrift über dem Hauseingang erinnert – am 25. März 1981 besetzte. Zwischen all den Imbissen, Ein-Euro-Läden, Billigfriseuren, Reise- und Wettbüros wirkt es heute wie eine Reminiszenz an vergangene Zeiten – Zeiten, in denen es hier noch wild und gefährlich war.
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Als Bowie Ende der 1970er Jahre Richtung Hansa-Studios radelt, säumen Stundenhotels, Bordelle und Puffs seinen Weg. Dazwischen Frühstückskneipen, Nachtbars, Spielhöllen und Automatenkneipen, ein verwahrloster Waschsalon, die ersten Kebab-Buden und einstürzende Altbauten – davor, dicht an dicht in den Hauseingängen, die auf Freier wartenden Frauen. Die Strecke zwischen Pallas-/Goeben- und Bülowstraße ist der 'Kiez der Nutten, Zuhälter und Spieler'. Noch. Denn findige Hausbesitzer/innen entdecken gerade, dass es lukrativer ist, die Wohnungen monatelang an Ayslbewerber/innen zu vermieten als stundenweise an Prostituierte und funktionieren die Bordellzimmer peu á peu in sozialhilfefinanzierte Massenunterkünfte um. Das Sozialamt zahlt Miete pro Kopf und macht die Potsdamer Straße 'multikulturell, als es dieses Wort noch gar nicht [gibt]'***. Das Rotlichtmilieu gerät unter Druck und der Drogenhandel blüht auf. Schießereien und Messerstechereien gehören zur Tagesordnung auf dem Abschnitt Goeben- bis Bülowstraße. 'Es war knallhart' (André Kirchner). Heute ist es ruhig.
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Der Drogenhandel hat sich nach Kreuzberg verlagert, die Prostitution hinter die Bülowstraße,  und die verrufenen Lokalitäten von einst wurden mitsamt ihrer Gebäude entfernt. Seit 1985 Jahre machte der Berliner Senat mit seinen Sanierungsplänen Ernst und ließ ein Haus nach dem anderen abreißen. So etwa das Hotel am Sportpalast an der Ecke Potsdamer-/Winterfeldtstraße, vor dem Bowie allmorgendlich 'eine schwankende Mischung von Alkohol-, Tabletten- und Heroinsüchtigen [sieht], demonstrativ bewacht von einer Wanne voller gelangweilter Polizisten'.* Auch das legendäre Eichelkraut gleich gegenüber an der Ecke Potsdamer-/Alvenslebenstraße steht nicht mehr. 1995 wurde es abgerissen. Seither klafft hier eine Lücke. 'Der Markt will nicht. ... das große Geld zieht vorüber und vorbei' (Quelle) – eigentlich unerklärlich, wo doch gerade jede/r ein Stück Berlin haben will. Im Frühjahr hat sich Street Art-Künstler Vhils des verschmähten Ortes angenommen und ihm ein neues Gesicht verliehen.
Das Werk von Street Artist Vhils befindet sich an der Alvensleben-/Ecke Potsdamer Straße, auf den einst verufensten 300 Meter der Straße. | Fotografiert im Mai 2014

Einst stand hier übrigens das stadtbekannte Delikatessengeschäft 'Scheurich & Patzke'und versorgte die feinere Gesellschaft mit 'Geflügel, Wild, frischen Rebhühner[n], Kaviar und Karpfen'.** In der Nacht des 30. Januars 1944 wurde das Haus von einer Brandbombe getroffen und ging in Flammen auf. Die ausgebrannte Ruine wurde später durch ein zweistöckiges Ladengebäude ersetzt, in dessen Erdgeschoss das Eichelkraut mehr als 40 Jahre residierte.

Abgerissen und durch wenig glänzende architektonische Leistungen ersetzt, wurden auch das einschlägig bekannte Hotel Potsdam (Potsdamer Straße 156), die Pension Excelsior und die Bar Romantica (beide Potsdamer Straße 148), deren Schriftzug man heute über dem gleichnamigen Café-Restaurant in der Akazienstraße findet – 'als Relikt aus den wilden und verruchten Zeiten der Podsdamer Straße' (Quelle). Die Wirtsleute erhielten ihn als Geschenk, wie Sybille Nägele und Joy Markert, Autoren des Buches Potsdamer Straße. Geschichten, Mythen und Metamorphosen, wissen. Die Zeiten ändern sich.

Die nächste Etappe führt durch die 'Geschichte der Instandbesetzung'. Den heutigen Streckenabschnitt findet ihr auf Google-Maps und andere Radgeschichten bei Christiane.
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Hier befand sich einst das Radio Bree, ein Platten- und Rundfunkladen nahe des ehemaligen Sportpalasts, der 1976 Konkurs anmeldete.

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*aus: Benny Härlin und Michael Sontheimer: Potsdamer Straße. Sittenbilder und Geschichten. 1983, S. 11ff
**Ebd. S. 42
***Rüdiger Schaper: Tote Hosen, schwere Fälle. Ein Reim auf die geliebte Potse. In: Berlin um Mitternacht. Hg. Rüdiger Schaper, Berlin 1998. Aus: Sybille Nägele und Joy Markert: Potsdamer Straße. Geschichten, Mythen und Metamorphosen. S. 205, Berlin 2006

Tage am See [Ein Reisebericht in Bildern]

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Ein paar Tage war ich fort. In 'meinem' Haus am See – mein Haus, weil wohl nur ich es so nenne. Stundenlange Spaziergänge am Wasser. Und ganz weit sehen. Keine Brandmauern, gegen die der Blick schlägt, sondern Weite wohin das Auge reicht.
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PS: Ein großes Danke an die Autovermietung Avis, die mir die Seetage ermöglicht hat.
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KW 45 #NachderStille

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Die Woche im Rückblick mit guten Wünschen fürs Wochenende.
  • GESEHEN: Her[hat mir gefallen]
  • GEHÖRT: To Build a Home [Cinematric Orchestra]
  • GEGESSEN: im Kaffeekirsche
  • GETRUNKEN: Ingwertee im P103
  • GEFREUT: über die letzten warmen Tage
  • GEMACHT: Spazieren gegangen [viel] 
  • GEPLANT: mich nicht verrückt machen zu lassen
  • GESUCHT: eine Lösung für das Schimmelproblem in Mi´s Wohnung 
  • GEKLICKT: schischiundheititei [ich mag ihre Fotos so sehr!]

Ein Blick hinter Reisefreunde

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Kennengelernt habe ich sie auf der ersten BLOGST Konferenz im Jahr 2012. Sie sprach über 'Blogs & PR' und zog mich mit ihrer so amüsant kurzweiligen wie professionellen Art sofort in ihren Bann. 'Wir sind Publisher! Unsere Arbeit ist wertvoll, zeigen wir es gemeinsam!'Nur einer der Sätze, die saßen. Die Rede ist von Anglika Schwaff, der Frau hinter dem Blog Reisefreunde. Die studierte Kommunikationswissenschaftlerin arbeitete als Rundfunkredakteurin und Moderatorin, freie Journalistin und Dokumentarfilmerin, bevor sie fünf Jahre die Pressearbeit für Air Berlin und später die Internationale Kommunikation bei Germanwings verantwortete. Seit 2010 ist sie als selbstständige Publisherin für Kunden aus der Tourismusbranche tätig und berät Unternehmen in Sachen Blogger Relations. In unserem Montagsinterview erzählt sie aus ihrem Leben 'on the road', von der Lust und Last des Reisens sowie der immer wieder großen Frage, wie man vom Bloggen leben kann.

Vielen Dank, Angelika, für das spannende Gespräch, mit dem ich euch allen einen guten Start in die Woche wünsche.
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Wer ist Angelika Schwaff? 
Der erste Satz, der mir auf diese schwierige Frage einfällt ist: Ich befinde mich gerade in einem Lebensabschnitt voller spannender Entdeckungen und vieler Wagnisse. Mein Job und der Weg dorthin hat mir einigen Mut abverlangt - andere würden es wahrscheinlich Naivität nennen. Ich bin ein typischer Zwilling: Ich kann einen unfassbaren Dickkopf haben, aber auch extrem flexibel sein. Manche Situationen langweilen mich entsetzlich, andere wecken die Neugierde in mir. Stell mir also am besten die Frage noch einmal, wenn ich mit 87 auf einem Motorrad durch die Welt knattere, vielleicht weiß ich dann ein paar mehr Sinn bringende Antworten.


Reiseblogger/innen werden als "digitale Nomad/innen" bezeichnet – immer on the road. Wie sieht dein Leben aus? 
Zunächst einmal: ich mag diesen Begriff überhaupt nicht. Er trifft auch nicht auf mich zu. Ich bin trotz all dieser vielen Tage unterwegs extrem froh, ein Zuhause zu haben und immer dorthin zurückzukehren. Und das unterscheidet mich von einem Nomaden. Der nimmt ja seine sieben Sachen immer mit und ist nicht sesshaft. Ein verstörender Gedanke für mich. Mein Leben spielt sich tatsächlich meist „on the road“ ab, ich reise etwa 200 Tage im Jahr, vielleicht sogar noch mehr. Ich zähle kaum noch. Aber die Verherrlichung des digitalen Nomadenlebens ist für mich nicht nachvollziehbar. 
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Wird die Lust am ständigen/vielen Unterwegssein auch manchmal zur Last?
Die Lust selber wird nur selten zur Last. Reisen ist anstrengend. Nicht nur der Weg von A nach B. Die Verarbeitung der ganzen Eindrücke ist einerseits schwierig, ich hatte besonders in den letzten Monaten das dringende Bedürfnis, öfter zu Hause zu bleiben. Aber wenn ich dann unterwegs bin und so reich mit Bildern, Begegnungen und Erfahrungen beschenkt werde, kann ich das immer noch genießen und bin sehr dankbar.


Du kannst – was viele Blogger/innen gerne würden – vom Bloggen leben. Wie geht das?
Ich lebe nicht direkt vom Bloggen. Mein Blog Reisefreunde ist werbefrei, es gibt weder Bannerwerbung noch irgendwelchen Linkselling-Quatsch. Advertorials nehme ich so gut wie nie an. Anfragen dazu kommen jeden Tag rein, aber ich glaube nicht an platte Werbung. Reisefreunde ist vor allem mein Portfolio. Mein Geld verdiene ich auf anderen Wegen: Ich reise für Kampagnen und werde für meine Zeit honoriert, gemeinsam mit meinen Kollegen und Kolleginnen vom Reiseblogger Kollektiv erstellen wir Content, also Texte, Fotos und Videos hauptsächlich für die Tourismus-Branche, und außerdem berate ich Unternehmen in Blogger Relations. Auf meinem Blog schreibe ich nach wie vor was ich will und muss authentisch bleiben. Selbst, wenn meine Reise voll finanziert ist. Das erwarte ich auch von anderen Profi-Reisebloggern. Vertrauen und Ehrlichkeit ist unser höchstes Gut. 
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Was sind irößten Herausforderungen im (Berufs-)Leben einer Reisebloggerin?
Das ist natürlich für die meisten die oben gestellte Frage: Wie verdient man Geld? Zwei Dinge sind dabei anders als in anderen Bloggerbereichen. Erstens braucht man, um überhaupt auf Reisen eingeladen zu werden und mit der Industrie in Kontakt zu treten, eine entsprechende Reichweite oder eine besondere Nische. Die Reichweite entsteht unter anderem aus qualitativ hochwertigen Artikeln, dem Aufbau einer Leserschaft, einem guten Eigenmarketing - aber vor allem eben aus Reisen. Blogger, die noch einem „normalen“ 9-5 Job nachgehen, haben aber nur begrenzt Möglichkeiten dazu. Ein Fashionblogger kann von zu Hause arbeiten, ein Kochblogger ebenso und dennoch ständig neuen Content erstellen. Bei einem Reiseblogger ist das logischerweise anders. Zweitens leidet die Tourismusbranche unter einem enormen Wettbewerb, nirgends lässt sich weniger Geld verdienen als dort. Darum gibt es in Deutschland auch so wenig Profi-Reiseblogger, die es geschafft haben, Geld mit ihrer Arbeit zu verdienen. Und die zweite Herausforderung ist relativ naheliegend: Das Sozialleben leidet entsprechend unter den vielen Reisen. Ich bin froh, dass meine Freunde außerhalb der Bloggerszene überhaupt noch mit mir sprechen und mich mit offenen Armen empfangen, auch wenn wir uns viel zu selten sehen.


Was braucht man, um ein (gutes) Leben als Reisebloggerin führen zu können? Und wann sollte man lieber die Finger vom digitalen Nomadentum lassen?
Man nehme: eine gehörige Portion Networking, Ausdauer, Nerven aus Drahtseil, Mut, Glück und die natürlich die Gabe, sich schnell auf fremde Menschen und Situationen einlassen zu können. Wie gesagt, ich will kein digitaler Nomade sein und auch anderen nicht vorgaukeln, dass so ein Leben für jeden erreichbar ist. Das ist es nämlich nicht. Wenn mich Leute fragen, wie zu dem gekommen bin, was ich jetzt mache und ob das jeder „lernen“ kann, dann kann ich nur antworten: Nein. Alle Jobs, die ich vorher hatte, haben zu meinem jetzigen Job geführt. Planbar ist so etwas glaube ich nicht.
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Was sind deine nächsten Reiseziele?
In zwei Tagen fliege ich nach Toronto, danach geht es nach Amsterdam, dann in den Harz, danach auf die Malediven und wahrscheinlich noch nach Chicago. Alles für Kampagnen oder Corporate Content. Dann ist Weihnachten und ich fahre zu meiner Familie. Das beste Ziel überhaupt.


Hast du eine unbedingte Reiseempfehlung für mich mit Familie? Und wo sollte ich unbedingt mal allein hinreisen?
Da ich keine Kinder habe, ist es für mich schwierig, dir da wirklich gute Tipps zu geben – da würde ich dich lieber an meine Kollegin Heike von Köln Format verweisen. Heike reist mit Kindern und schreibt darüber. Bei Alleinreisenden kenne ich mich natürlich aus, da gibt es etliche Länder, die dafür perfekt sind: Südostasien, allen voran Vietnam zum Beispiel oder die Philippinen – hier habe ich die freundlichsten Menschen getroffen. Oder nach Neuseeland, die Landschaften sind atemberaubend und die Kiwis unglaublich offen und zugänglich. Ach Gott, ich könnte jetzt etliche weitere Länder aufführen, denn die meiste Zeit reise ich ja allein. Ich glaube das Wichtigste ist: Du wirst mit Sicherheit in den meisten Ländern alleine eine tolle Zeit haben, denn zum großen Teil beeinflusst du den Lauf der Dinge. Eine ganz wichtige Erkenntnis nach den vielen Reisen: Die meisten Menschen auf dieser Welt sind sehr gastfreundlich und interessiert, man muss nur den ersten Schritt machen. Eine philippinische Reisbäuerin hat mir mal gesagt, ich solle meinen Lesern folgenden Satz mitgeben „Don’t be instant Tourists“ – das trifft es auf den Punkt.
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Alle Fotos (c) Angelika Schwaff

Das Haus am Haff. Oder: Menschen mit Tatkraft und Wagemut gesucht!

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Wie es zu meiner Reise ans Stettiner Haff kam, wäre für sich genommen schon eine Geschichte wert, – und wer weiß, vielleicht schreibe ich sie irgendwann einmal auf. Doch heute soll es um das Haus am Haff gehen, diesem verwunschenen schönen Haus mitten im Moor, nur wenige hundert Meter von der Lagune entfernt. Bei klarer Sicht kann man bis zur Insel Usedom schauen. Dort wartet es auf neues Leben. Und eben darum war ich dort. Ich wollte und sollte mir einen eigenen Eindruck machen von dem Ort, dem man angeblich sofort verfällt, der einen nicht mehr loslässt und sich ganz tief ins Gedächtnis gräbt. So still und schön und einsam.

Die Prophezeiung hat sich bewahrheitet. Das Haus am Haff geht mir nicht mehr aus dem Sinn. Also will ich es versuchen, und Leute finden, die wagemutig und tatkräftig genug sind, einem alten Haus neues Leben einzuhauchen. Die Idee: eine Art 'Artist Co-Working-Space' in der ländlichen Abgeschiedenheit.* Wer hilft uns, sie zum Fliegen zu bringen? Wir** suchen Menschen, die mitmachen und sich einbringen wollen – mit Ideen oder Kontakten, Zeit oder Geschick, handwerklichem Können oder körperlichem Einsatz, Geld oder Zeit und mit Verbindlichkeit. Habt ihr eine Idee? Oder selbst Interesse? Und kennt ihr Projekte, von denen wir lernen können? Dann meldet euch bitte!

*Ein erstes Nutzungskonzept liegt vor; die formale Ausgestaltung des Community-Ansatzes (Genossenschaftsmodell,  Vereinsstruktur o.a.) steht noch nicht fest. 
**Wir das sind bisher: der Eigentümer, eine Schauspielerin und ich.
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In Bowies Radspuren IV: Berlin besetzt

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Noch bis vor gut einem Jahr war die Gegend um den 'Sozialpalast' wenig beliebt. Heute wird ihr großes Potenzial unterstellt.
Geschichten haben einen Ort. Aber ein Ort hat viele Geschichten – oder kann viele Geschichten haben. So verhält es sich mit der Potsdamer Straße. Hier überlagern, durchkreuzen und stapeln sich Geschichten quer und längs der Zeitachse. Die Geschichte der Instandbesetzung führt noch einmal über die 'verrufensten 300 Meter der Potsdamer Straße'bis kurz vor die Kurfürstenstraße, wo der Straßenstrich heute ist.* Weder Bowie noch ich haben die Besetzer-Zeit miterlebt. Ich habe mir davon erzählen lassen. Ob der Popstar in Rekonvaleszenz sich für die angespannte Wohnsituation in der halben Stadt interessierte? Er hatte anders als viele andere keine Mühe, eine großzügige Unterkunft zu finden. Seine 7-Zimmer-Wohnung in der Hauptstraße 155 hatte seine Assistentin Coco Schwab für ihn aufgetan. Doch dass sein Weg zu den Hansa-Studios nicht nur von 'Nüttchen' und 'Nutten', sondern auch von unzähligen einstürzenden Altbauten gesäumt wurde, hat er vermutlich wahrgenommen. Denn Bowie liebte – schenkt man Tobias Rüther Glauben – den morbiden Charme der Stadt.
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Vom Reiz des Verfallendem hat die Potsdamer Straße zu seiner Zeit mehr als genug. 21 Häuser stehen allein hier zum Abriss frei. Der Senat ist im Neubauwahn. Seit dem Ende der 1960er Jahre lässt er ganze Stadtviertel abreißen: Berlin soll sauber, ordentlich und autogerecht werden. Die Immobilienspekulation treibt wildeste Blüten, kriminelle Entmietungsmethoden gehören zur Tagesordnung und der Wohnungsmangel wächst sich zur Not heraus. Doch zu Bowies Zeiten regt sich noch wenig Widerstand. Erst einige Jahre später besetzenüberwiegend junge Leute – Studierende, junge Familien, Künstler/innen, Aussteiger/innen, Punks – die leerstehenden Häuser der Stadt. Schöneberg und Kreuzberg sind die Zentren von Berlins erster Besetzergeschichte. Insgesamt 54 Häuser werden in den Jahren 1980/81 zwischen Schöneberger Insel und Landwehrkanal besetzt; in der Potsdamer Straße befinden sich vier. Bis heute werden drei davon als Kollektivprojekte fortgeführt.
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Die 'Besetzerkneipe' K.O.B. | Bild via Berlin besetzt (c) Papiertigerarchiv
Die Potsdamer Straße 161 wird 1981 dreimal besetzt und dreimal geräumt und bleibt am Ende erhalten, wenngleich die Besetzer/innen nicht bleiben können und/oder wollen. Ich kenne das Haus noch unsaniert und erinnere mich an einen Imbiss im Erdgeschoss – ob es der türkisch-italienische Agora oder der anatolische Karil war, weiß ich nicht mehr. Nachdem es kürzlich saniert wurde, haben hier die Zwitschermaschine, ein interaktiver Kunstraum, und der Vintage-Möbelladen Sachlichkeit – Timeless Furnishing ein Zuhause gefunden – ein Indiz dafür, dass dieser bisher wenig beliebte Straßenabschnitt an Attraktivität gewinnt.

Die 157/159 wird 1981 instandbesetzt. Die bunte Besetzertruppe stellt das halb zerstörte Haus wieder her und eröffnet im Erdgeschoss die legendäre Kneipe K.O.B., in der die Einstürzenden Neubauten, Element of Crime, Nick Cave und andere mehr oder weniger bekannte Bands auftreten. Daneben richtet Lucy Weisshaupt ihren Penny Lane Frisörsalon ein – eine Mischung aus Partyraum, Performancebühne und Friseursalon auf winzig kleinem Raum. Weder das K.O.B. noch das Penny Lane existieren noch. Aber in der Nachfolgeinstitution, dem Ex´n Pop, finden seit 1984 unverändert Veranstaltungen jenseits des Berliner Mainstreams statt.
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Die Nummer 139 ist ein Frauenhaus. Die Beginen, eine nach dem mittelalterlichen Laienorden benannte Frauengruppe, setzt den maroden Altbau seit 1981 in einen nutzbaren Zustand. Sie schaffen einen Wohn- und Projektraum, gründen eine betreute Mädchen-Wohngemeinschaft und bauen die ehemalige Kneipe im Vorderhaus zu einem Café und Kulturveranstaltungsort um, der bis heute existiert. Im Laden nebenan befindet der subkulturell-subversive Kunst- und Projektraum PELZE MULTIMEDIA, der 1990 aufgrund von Meinungsverschiedenheiten geschlossen und von einem Reisebüro für Frauen ersetzt wird.

Das Vorderhaus der Nummer 130 wurde im Zweiten Weltkrieg völlig zerstört. Bowie blickt auf seiner Tour durch die weit klaffende Baulücke auf die ‚Pension Mallorca’, der Puff im noblen Hinterhaus. Ob er 1976 bis 1978 noch betrieben wird, weiß ich nicht. Bekannt ist aber, dass 'an einem Freitagmorgen im Februar 1981 eine 35-köpfige Besetzer/innen-Gruppe in das leerstehende Hinterhaus einsteigt und es in den folgenden Jahren sukzessive wiederherstellt'. Ein Teil der alten Belegschaft wohnt bis heute hier, im ‚Haus Mallorca’, das von der Straße her kaum zu sehen ist. Vor ihm steht ein in die Jahre gekommener Neubau, triste und grau. Im Erdgeschoss ein REWE-Supermarkt, darüber kleine Wohnungen.
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Bülowstraße 89: hier hält Innensenator Lummer 1981 seine Pressekonferenz ab. | Bild via Umbruch Bildarchiv

Zur hiesigen Besetzergeschichte gehört auch der tragische Vorfall, der sich am 22. September 1981 an der Kreuzung Potsdamer/Bülowstraße zuträgt: Der gerade ins Amt gekommene CDU-Innensenator Lummer lässt an jenem Tag acht besetzte Häuser in Schöneberg räumen. Im Anschluss an die großangelegte Polizeiaktion hält er in dem geräumten Haus in der Bülowstraße 89 eine Pressekonferenz ab. Mehrere hundert Personen finden sich vor dem Haus zusammen, um gegen die Anwesenheit des Senators protestierten. Die Polizei treibt die Gruppe zur Potsdamer Straße. Im allgemeinen Tumult erfasst ein Bus einen jungen Mann und schleift ihn mehrere Meter mit. Erst vor der Zentrale der Commerzbank an der Ecke Potsdamer Straße kann das Fahrzeug gestoppt werden. Der 18jährige Klaus-Jürgen Rattay ist tot. [Dokumentation der Ereignisse am 22. September 1981] Was der Verfall mit den Hausbesetzer/innen macht, hat Heinz Rudolf Kunze 1982 in dem Rattay gewidmeten Lied 'Regen in Berlin' eingefangen. Wer den Weg heute aufmerksam geht, sieht auf dem Bürgersteig einen Gedenkstein. Ein Unbekannter soll ihn 1981 dort angebracht haben. Mir erzählte jemand, dass es ein Künstler namens Ruf gewesen sei, doch ich konnte nichts finden, was die Aussage belegen würde (weiß jemand was darüber?).

Hinweis: Bei Christiane, mit der diese Serie gemeinsam entstehen ist, gibt es heute Fahrradimpressionen aus Berlin zu sehen.
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Eine Frau legt Blumen an die Stelle, an der Klaus Jürgen Rattay starb | Foto via Umbruch Bildarchiv

*Die hat  nicht mehr viel gemein mit dem gern idealisierten 'Hausfrauenstrich’ von damals. Heute gibt es keine ‚Nüttchen’ mehr und keine ‚Loddeln’ (Zuhälter), 'die sich um 'ihren' Kiez kümmern und für Ordnung sorgen' (Gerd P.) – wenn es denn jemals so schön war wie in der Erinnerung. Heute stehen überwiegend osteuropäische Frauen am Straßenrand; die wenigsten freiwillig. Entweder die Armut führt sie her oder ihre Ehemänner, manchmal auf die Drogen (Quelle). 

KW 46: von #Häusern und #Träumen

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Am Stettiner Haff
Ein flüchtiger Blick zurück auf eine vergangene Woche:
Alles Gute fürs Wochenende!

M i MA zügelt: Impressionen von der Baustelle

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So nach und nach wird´s: das Haus mit unserer Wohnung. Kürzlich waren wir dort. Bei strahlend blauem Himmel. Anbei ein paar Impressionen von der Baustelle, die so ihre ganz eigene 'Schönheit' hat. Langsam kommt Vorfreude auf.

In Bowies Radspuren V: Foto-Wegert. Oder ein Haus für den Wandel

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Foto (c) David Bank via Flickr
Im Mittelpunkt des heutigen Tourenabschnitts steht nur ein Haus, das aber pars pro toto für die ganze Entwicklung der Potsdamer Straße seit den 1960er Jahren steht: das Wegert-Haus. Ich mag es sehr, dieses verschachtelte hellblaue Exemplar der späten Aufbruchsarchitektur. Es steht in der Potsdamer Straße 124-126/Ecke Kurfürstenstraße, mitten im heutigen Zentrum der Prostitution und bietet im heruntergekommenen Ambiente Diverses für 'Liebe, Sex und Träume'.

Als Bowie auf seinem Raleigh an dem Gebäude vorbei radelt, sitzt hier noch stolz die 1930 gegründete Firma Wegert. Das Berliner Traditionsunternehmen hat sich in den Nachkriegsjahren zum Marktführer für Elektronik- und Fotografie-Bedarf gemausert: 1968 besitzt es 20 Filialen in der halben Stadt. Das zur selben Zeit erbaute Firmengebäude soll die regionale Vormachtstellung und den Wachstumswillen des Unternehmens widerspiegeln. Das tut es damals auch. Zwischen großen Baulücken verfallenden Altbauten strahlt es Modernität und aufwärtsstrebende Größe aus. Heute hingegen, wo die Baulücken geschlossen und die Altbauten schäbigen Wohnanlagen, hässlichen Parkplätzen, Billig- und Gemüseläden gewichen sind, erzählt das Haus vom Abstieg einer Geschäftsstraße und die Umwälzungen einer ganzen Branche. 
Entwurf des Wegert-Hauses von 1965 | Foto via V Like Vintage
Die Firma Wegert steht wie keine zweite für den Wandel der Foto- und Elektronikbranche. Seit Ende der 1960er Jahre baut das Unternehmen seine Marktführerschaft in der halben Stadt durch Zu- und Ankäufe immer weiter aus. 1988 erwirbt Wegert die Namensrechte an der ProMarkt-Kette – der ein oder die andere erinnert sich vielleicht an das schwarzgelbe Logo – und unternimmt in Berlin, was Saturn und MediaMarkt bereits Ende der 1970er Jahre in Westdeutschland begonnen haben: dem Ausbau großflächiger Elektromärkte, die heute aus keinem Stadtbild mehr wegzudenken sind. Der Expansionskurs der Wegert-Brüder bleibt auch nach dem Mauerfall ungebrochen: 1991 kaufen sie 44 HO-Läden im Berliner Osten auf, um ihr Discount-Imperium weiter auszubauen. Im Erfolgsrausch wollen sie das alte Wegert-Haus in der Potsdamer Straße abreißen und an seiner Stelle einen 16-stöckigen Neubau errichten lassen. Die Pläne existieren seit 1993, doch für die grüne Baustadträtin Sybille Richter 'geht das auf gar keinen Fall'. Die wirtschaftliche Entwicklung des Unternehmen tangiert das zunächst wenig: 1997 gehören über 100 Foto-Radio-Wegert-Filialen und 22 ProMärkte zur Wegert-Gruppe. 1999 findet die deutschlandweite Expansion unter dem neuen Namen MarkoMarkt statt. Im Jubiläumsjahr 2000 feiert sich das Unternehmen noch als Arbeitgeber von 3.000 Angestellten und einem der größten Foto-Technikanbieter. Doch das Ende naht.
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Gegenüber der übermächtigen Media-Saturn-Konkurrenz kann sich die Wegert-Gruppe nicht behaupten. Nach weiteren Übernahmen, An- und Verkäufen von Firmenanteilen meldet Wegert 2005 Insolvenz an und versucht mit einem stark minimierten ProMarkt den Neustart. Doch alle Versuche, das Unternehmen neu aufzustellen, scheitern. 2009 steht das Berliner Unternehmen endgültig vor dem Aus

Das Technik-Center in Potsdamer-/Ecke Kurfürstendamm wurde bereits am 15. Dezember 2002 geschlossen, nachdem der Bezirk das von 16 auf acht Stockwerke reduzierte Bauvorhaben vereitelte. Damit reiht sich Wegert in die Geschichte des großen Ladensterbens in der Potsdamer Straße. 

Seit ich in Schöneberg lebe, befindet sich im ehemaligen Wegert-Haus das Erotikkaufhaus ‘LSD - Love, Sex and Dreams’. 2007 sollte es zum Laufbordell mit 40 Zimmern umgestaltet werden. Ich erinnere mich noch gut an die Schlagzeilen und das große Unbehagen. Die Nachbarschaft hat sich vehement zur Wehr gesetzt – und schließlich einen Sieg errungen: Das ‘Laufhaus‘ wurde nicht gebaut. So wirbt das ehemalige Fotografie- und Technik-Center bis heute in lila Lettern für ‘Liebe, Sex und Träume‘ und sieht dabei immer schäbiger aus. Vielleicht erlebt es noch einmal bessere Zeiten in den wiedererblühenden Kulturlandschaften der Potsdamer Straße, um die es nächstes Mal geht.
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KW 47: #wundervoll #strahlendleuchtend #grauer #schmutzigfeuchter #Novembertag in #Berlin

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An einem wundervoll 
strahlendleuchtendgrauen, 
schmutzigfeuchtem
Novembertag in Berlin...

Wie immer am Freitag: Ein Blick zurück und gute Wünsche fürs Wochenende.

GESEHEN: Überall ist es besser, wo wir nicht sind
GEHÖRT: Antony and the Johnsons
GELESEN: Rico, Oskar und die Tieferschatten
GEFREUT: auf ein Wochenende auf dem Land mit vielen tollen Frauen
GEÄRGERT: dass ich gleich einen der neuen Handschuhe verloren hab 
GELACHT:  dass ich Ma gemahne, auf ihre Handschuhe achtzugeben und meine sogleich verliere
GEMACHT: zwei Stunden am Stau teilgenommen [GRRR!]
GEPLANT: Adventskalender machen
GESUCHT: Vorbilder und Modelle für ein kollektives Hausprojekt [Kennt ihr welche?]
GEWÜNSCHT: nur mal ganz kurz Stillstand
GEKLICKT: Hauptstadtmutti

Ein Blick hinter 'My home is my horst'

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Sie ist noch neu in der Blogwelt und doch schon mittendrin: Julia von My home is my horst. Ein ausgebauter Zirkuswagen führte mich zu ihr – ich hätte doch so gerne einen! Es sei nicht ihr eigener, schrieb sie zurück, ob ich sie trotzdem interviewen wolle? Na klar! Also starten wir heute mit der dreifachen Jungenmutter aus Fulda, die in ihrem früheren Leben quer durch Alaska gereist ist und in einem anderen Leben 25 Wohnungen neu gestalten darf. 

Vielen Dank, liebe Julia! Und allen einen guten Start in die Woche.
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Du bist Mutter von 3 Jungs und Frau von Horst und deine Familie ist dein Zuhause. Was kannst du noch über dich erzählen?
Lesen, fotografieren, malen, basteln, Handarbeit, kochen und Freunde einladen, stundenlang bei jedem Wetter über den Flohmarkt rennen – das bin alles Ich. Ich verschenke auch unheimlich gerne. Anderen eine Freude machen ist toll. Außerdem bin ich sehr spontan und ungeduldig.

Bevor ich Mutter wurde, war mein Leben spannender: Ich bin mit einer Freundin und Rucksack durch Alaska gereist, bin aus einem Flugzeug gesprungen und habe alle möglichen interessanten Jobs gehabt. Nun ist mein Leben auf eine andere Art und Weise spannend. Alles hat eben seine Zeit.

Wie ist das Leben mit vier Männern?
Eigentlich ist es auch ganz schön, das einzige weibliche Wesen im Haus zu sein. Ich werde auf jeden Fall mit Komplimenten überschüttet ('Mama ist die tollste Frau auf der tollsten Erde!'…. ) aber das wird sich sicherlich ändern, sobald die ersten Freundinnen mitgebracht werden. Spannend!

Was machst du beruflich?
Eigentlich bin ich Diplom-Pädagogin und arbeite im Geburtshaus als Kursleiterin, zudem bin ich dort im Vorstand. In meinem anderen Leben bin ich Bloggerin und Einrichtungsberaterin. Gerade habe ich ein neues Projekt angefangen: 25 Wohnungen müssen eingerichtet werden und ich darf das machen. Ein riesiges Projekt, welches mich zusammen mit meinem Blog in die Selbstständigkeit zwingt und mir wahnsinnigen Spaß macht. Dann ist ja immer auch noch der Haushalt zu schmeißen und meine Familie. Das ist ein großer Spagat und nicht immer leicht zu schaffen.

Du bloggst seit Mai 2014. Was hat dich dazu motiviert und inspiriert?
Schon länger hätte ich damit anfangen wollen, aber ganz banale Dinge hielten mich davon ab: Wie geht das? Muss ich das selbst programmieren? Wie soll ich mich nennen? Etc. Es hat bestimmt zwei Jahre gedauert, bis eben alles geklärt und ich und die Zeit dazu reif war. Da ich viele Blogs lese, hatte ich das Gefühl auch mal etwas zurück geben zu müssen, an Ideen und Inspirationen. Ohne Blogs wäre das Leben oder das Netz viel ärmer, denn Teilen ist eine Bereicherung für Alle.
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Nach welchen Kriterien suchst du die Wohnungen aus, die du auf deinem Blog vorstellst?
Die Wohnungen, die ich im Blog vorstelle müssen nicht meinem Geschmack entsprechen. Sie können und sind es auch, sehr unterschiedlich sein. Sie müssen mich in erster Linie ins Staunen versetzen und spannend sein. Wenn ich reinkomme muss ich denken: 'So kann man auch leben! Das möchte ich gerne meinen Lesern zeigen!' Es ist immer wieder toll, dass mir Menschen ihre Tür öffnen.

Wie erlebst du die Blogwelt? Was sind die größten Herausforderungen? Was die schönsten Seiten?
Die schönsten Seiten am Bloggen ist, dass ich nie weiß was als nächstes kommt. Es ist ein bischen wie eine Wundertüte. Manchmal habe ich Angst keine Ideen mehr zu haben, aber dann ergibt sich immer wieder etwas und eine andere Tür tut sich auf. Ich habe in der kurzen Zeit schon so viele nette Menschen kennengelernt und den meisten gefällt es, was ich mache. Das ist sehr schön!

Du wohnst in Fulda. Wie und wo?
Unser Zuhause liegt im zweiten Stock eines fast 500 Jahre alten Hauses. Im Erdgeschoß ist eine Bäckerei, die schon seit 150 Jahren in Familienbetrieb geführt wird. Über der Bäckerei lebt mein Schwiegervater und darüber wir. Unser Zuhause hat 124 qm und ist eine bunte Mischung verschiedenster Stile.

Was sind deine liebsten Orte in Fulda, die du mir für einen Besuch unbedingt ans Herz legst?
Auf jeden Fall den Altstadtkern (da wohnen wir auch), mit dem schönen Dom und dem Stadtschloß. Dann einfach einen Bummel durch die Fußgängerzone mit einem Abstecher im Museumscafe. Der Schloss- und der Dahliengarten sind feine Ziele im Sommer. Fulda ist sehr klein, hat aber überdurchschnittlich viele Cafés und Kneipen und alles ist zu Fuß zu erreichen.
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Wie gestaltest du die Adventszeit bei euch Zuhause? Hat jedes Kind einen (von dir selbst gemachten) Adventskalender?
Seit Jahren hängt bei uns im Flur der Weihnachtswichtel. Der muß es immer sein. Allerdings hänge ich keine 72 Päckchen dran, dass wäre viel zu viel. So sammle ich das ganze Jahr schon auf Flohmärkten Kleinigkeiten, damit jedes Kind acht Geschenke bekommt, also der einzelne nur jeden dritten Tag dran ist. Die beiden, die nicht mit Auspacken dran sind, sind trotzdem immer ganz aufgeregt, was es für die anderen gibt.

Ansonsten bleibt an den Adventssonntagen immer genügend Zeit um eine „Kerzenstunde“ zu genießen: am frühen Abend, wenn es schon dunkel ist, versammeln wir uns im Wohnzimmer, zünden ausschließlich Kerzen an, essen selbstgebackene Plätzchen und ich lese den Kindern eine Stunde vor. Das lieben alle!

Gibt es etwas, was du meinen Leser/innen noch mitteilen möchtest?
Kommt mich doch bitte alle ganz oft im virtuellen Leben besuchen, es gibt jeden Tag neue Ideen ☺
Danke, liebe Indre, für das Interview und das Interesse an meinen Ideen ☺
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M i MA zügelt: Wunschzettel No. 1

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Die Weihnachtszeit steht unmittelbar vor der Tür. Zeit für einen ersten Wunschzettel.


Im Uhrzeigersinn von oben links:

[1] Twister selected by HAY | [2] Baum.06 von bastisRIKE 
[3] Marmordose von Louise Roe 
[4] Sternendecke von Esprit | [5] Allas Kerzenständer von Iittala

KW 48 #NovemberistnichtmeinMonat

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Ein kleines Instagram-Highlight aus dieser Woche: Der Himmel über Berlin nach einem grauengrauengrauen Novembertag.



Der November ist fast vorbei. Traurig bin ich nicht. Denn obwohl ich diese strahlend leuchtend grauen, schmutzig feuchten Tage manchmal ganz wundervoll finde, ist es doch nicht mein Monat. Jetzt kommt Dezember. Weihnachtszeit. Und ich bin noch gar nicht angekommen... trotzdem oder gerade deshalb: einen schönen 1. Advent!

GESEHEN: Drei Farben Blau [immer noch und immer wieder wunderschön!]
GEHÖRT: 30jährige Pärchen/Reich mir mal den Rettich [So schön gemein! Und obwohl ich längst nicht mehr 30 bin, kann ich nicht behaupten, dass ich mich darin nicht ein bisschen wieder finde.] 
GELESEN: Liona Lix
GEFREUT: auf den Klang von echtem Eichenholz in unserer neuen Wohnung 
GEÄRGERT: dass der Einzugstermin noch weiter nach hinten verschoben wurde
GELACHT: über die 'Expedition ins Wartezimmer'
GEMACHT: gleich zweimal hintereinander, aber ganz moderat in der Viktoria Bar versackt
GEPLANT: mal wieder Tanzen
GESUCHT:'nen Tanzort, in dem ich den Altersdurchschnitt nicht gleich dramatisch anhebe [Ich kenn mich nicht mehr aus! Wo geht man denn mit 40+ in Berlin hin?]
GEWÜNSCHT: 'nen Aus-Knopf am Kopf
GEKLICKT: Frau Haessy

Ein Blick hinter Small Cabs – mit den herzlichen Geburtstagswünschen!

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Heute ist ein großer Tag für Small Caps, denn die Manufaktur für feine Drucke wird an diesem 1. Dezember fünf Jahre alt! Wenn das kein Anlass ist, einen Blick hinter die schöne Fassade in der Greifenhagener Straße 9 in Prenzlauer Berg zu werfen. Dahinter hat sich die studierte Grafikerin und meine Nachbarin in Spe, Sabrina Sundermann, 2009 einen großen Traum erfüllt und eine Druckwerkstatt mit Ladengeschäft eingerichtet. In unserem heutigen Montagsinterview erzählt sie, wie es dazu kam, wo die größten Herausforderungen als Kleinstunternehmerin liegen und was im neuen Jahr neben dem Umzug in meine künftige Nachbarschaft noch alles ansteht. Außerdem hat sie ein kleines Geburtstagsgeschenk für euch mitgebracht:

Hinterlasst bis zum kommenden Freitag, den 5. Dezember 0.00 Uhr einen Geburtstagsgruß und ihr könnt den Print c'est bon (A3) und das 5er-Tütenset Soul Food gewinnen. Viel Glück!

Hab' vielen lieben Dank, Sabrina, für das Gespräch. Ich freu mich auf unsere Nachbarschaft und wünsche allen einen guten Start in die erste Dezemberwoche!
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Wer bist du?
Ich bin Sabrina, 34 Jahre alt und wohne und arbeite in Berlin. Mich fasziniert alles rund um Schrift; ich sammle Buchstaben in jeglicher Form, alte Atlanten und alte Stadtpläne wegen ihrer schönen Typo, alte Geometriebücher wegen der Zeichnungen und Formeln und ich liebe Lineale und Winkelmesser.

Was ist Small Caps?
Als ich mich selbstständig gemacht habe, war ich auf der Suche nach einem Namen für meine Druckwerkstatt. Da ich dort vor allem mit alten Buchstaben arbeite, sollte es ein dazu passender Name sein. Small Caps ist mein Lieblingsschriftschnitt. Wörtlich übersetzt bedeutet Small Caps kleine Großbuchstaben und damit meint man die Kapitälchen. Man sieht sie häufig in Zwischenüberschriften oder als erstes Wort am Anfang eines Kapitels.
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Wie bist du auf die Idee gekommen, Small Caps zu gründen?
Ich habe während meines Studiums zur Grafikdesignerin ein Faible für Typo entwickelt. Ich fand alles mit Schrift toll und fing an vereinzelte Holzbuchstaben zu sammeln. Wir hatten in der FH auch eine Druckwerkstatt jedoch keine Bleisatzgasse. Nach dem Studium hab ich während der (Computer-)Arbeit als Grafikdesignerin das handwerkliche Arbeiten vermisst. Meine Buchstabensammlung wuchs und ich suchte eine Möglichkeit, die Buchstaben abzudrucken. Wer schon mal versucht hat, große Holzbuchstaben zu stempeln weiß, das das Ergebnis nicht so vielversprechend aussieht. Man braucht mehr Druck. Also habe ich mich über kleine handliche Pressen informiert. Es hat dann fast ein Jahr gedauert, bis ich meine erste Presse gekauft habe – das war im Sommer 2009.

Nach vielen mühsamen Druckversuchen war ich Ende 2009 so weit, eine Kartenserie umzusetzen und diese an Läden zu verkaufen. Mittlerweile sind noch drei Druckpressen und viele Buchstaben dazu gekommen.
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Was sind die größten Herausforderungen als Kleinstunternehmerin?
Hui, das wird eine lange Antwort. 

Zum Einen sind es eher die ungeahnten Dinge, die mich herausfordern. Wie bleibt man motiviert, wenn man im täglichen Tagesgeschäft steckt. Wie bleibt man kreativ und vor allem wann? Wie kann ich wachsen und in welche Richtung – welches ist denn die richtige Richtung? 

Die meisten Herausforderungen sind beängstigend und schön zugleich. Schön, weil man alle Freiheiten hat, seine Arbeit so zu gestalten wie man möchte. Ich stelle mir die meisten Aufgaben selbst und ich kann alles (naja fast) selbst entscheiden. Aber ich trage auch die ganze Verantwortung und alle Konsequenzen.

Zum Anderen sind es die bürokratischen und finanziellen Dinge, die mich herausfordern. Auch wenn sich mein Business klein anfühlt, bin ich rechtlich gesehen keine Kleinunternehmerin und muß genauso wie alle anderen in die Berufsgenossenschaft eintreten, Mitglied der IHK werden, mich Unfall versichern, eine Betriebshaftpflicht haben und Einkommens-, Umsatz- und Gewerbesteuer zahlen, meine helfenden Hände bei der Minijobzentrale anmelden und so weiter. 

Nächstes Jahr kommt aber die allergrößte Herausforderung auf mich zu: Wir kriegen Nachwuchs. Ob sich das Baby dann in die Druckwerkstatt mitnehmen lässt? Na, das wird lustig.
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Du wirst bald meine Nachbarin sein. Worauf freust du dich am meisten, wenn du an eure neue Wohnung in Friedrichshain denkst?
Ich freue mich tierisch auf den Fahrstuhl, auf die bessere Heizung und auf einen Hinterhof der kein Müllberg ist. Wir wohnen jetzt im 4. Stock ohne Fahrstuhl, und es hat uns bisher nicht so sehr gestört. Aber sich selbst, das Baby und die wöchentlichen Einkäufe hoch zu tragen ist nicht lustig. Da muß man eins von beiden unten lassen. ;-) 

Was magst du besonders an und in Friedrichshain?
Ich kenne unseren neuen Kiez schon ein bisschen und freue mich auf den netten Italiener in der Bänschstraße und das Flammkuchen-Restaurant an der Ecke. Ich mag den Wochenmarkt am Boxhagener Platz und die Nähe zur Spree und zum Treptower Park. Ich weiß allerdings von unserem letzten Umzug, das ich bestimmt ein dreiviertel Jahr brauchen werde, um dort meine Lieblingsecken zu finden und mich dort zu Hause zu fühlen.
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KW 49 #dezember

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Dezember. Das Jahr rast seinem Ende entgegen und ich ertappe mich dabei, wie ich wahlweise erste Bilanzen ziehe oder nach dem passenden Begriff für 2014 suche (turbulent trifft´s ganz gut). Doch für den Jahresrückblick ist es noch zu früh. Also für heute nur die obligatorische Wochenbilanz (hier ist zugegeben wenig passiert) und einen schönen 2. Advent!


Ralph Giordano im Brand Eins-Interview

Ein Blick hinter Jazzlounge

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Ich habe keine Ahnung mehr, über welch' verschlungene Wege ich zu ihm gelang. Aber irgendwann fand ich mich dort lesend wieder, auf der Jazzlounge, dem privaten Blog von Johannes Korten, seines Zeichens Markencoach und digitaler Ureinwohner, wohnhaft in Bochum. Ich mag seine unaufgeregte Art über 'all that tiny little Jazz' zu schreiben, manchmal bissig, bisweilen scharf, immer scharfsinnig und mit einer Prise Humor versehen. Grund genug, einen Blick hinter die Jazzlounge zu werfen. In unserem Montagsgespräch geht es um das gute Leben in der digitalen Welt, um Vertrauen, Respekt, Nähe und Bochum, der unterschätzten Stadt.

@Johannes: Hab' vielen lieben Dank für das schöne Gespräch!
@all: Einen gelungenen Start in die neue Woche!

Du wohnst in Bochum, bist Markencoach, digitaler Ureinwohner, Vater, Blogger und arbeitest bei der GLS Bank. Soviel konnte ich auf die Schnelle herausbekommen. Was habe ich übersehen?
Ich bin ein früher Vogel, Hausmusiker und Jazzfan, Gernefotografierer, Whiskyliebhaber und bekennender Anmirselbstzweifler. In meinem ersten Grundschulzeugnis stand schon, dass ich gern und viel rede. Das ist auch heute noch so. Auch wenn sich der Ort der Kommunikation mittlerweile stark ins Digitale verlagert hat.

Dein Blog heißt "Jazzlounge" und handelt von "all that tiny little daily jazz". Was ist all dieser kleine tägliche Jazz? Und warum "Jazz"?
Jazz war das ursprüngliche Thema meiner Bloggerei, die ich vor meinem eigenen Blog schon auf diversen anderen Plattformen betrieben habe. Seit meiner Jugend mache und höre ich Jazz, daher die Affinität. Der "tägliche kleine Jazz" sind Fragmente aus meinem Leben. Dinge aus der Familie, gesellschaftliche Themen, kulturelle Fragen. Das Blog ist ein Gemischtwarenladen. Mittlerweile tobe ich mich auch mit ersten fiktiven Formaten dort aus. Es ist meine kreative Spielwiese, wo ich mein Faible fürs Schreiben ausleben kann und zudem Fragestellungen, die mich beschäftigen, verarbeite.


Als Markencoach und digitaler Ureinwohner begleitest du Unternehmen und Initiativen auf ihrem Weg ins digitale Neuland. Was zeichnet dieses "digitale Neuland" aus? Was brauchen Organisationen, um dort gut zu leben? Und was braucht jeder Einzelne von uns?
Das digitale Neuland meint das interaktive Web als solches. Manche sagen Web 2.0, Mitmachweb oder auch Social Media. Da ich seit weit mehr als 10 Jahren blogge und in diesen Netzwerken unterwegs bin, bilde ich mir ein, Menschen als Ranger einen Weg durch dieses für sie noch "neue" Land zu begleiten. Das digitale Neuland lebt von der sozialen Interaktion von Menschen. Teilweise stehen hinter diesen Menschen Marken, Unternehmen, Intiativen oder Orte. Die Kommunikation und Interaktion folgt dabei bestimmten Gesetzmäßigkeiten und wandelt sich permanent. Es ist nicht einfach, mit dieser Entwicklung Schritt zu halten, sich mit ihr vertraut zu machen. Dabei möchte ich helfen.

Wichtig ist es, im Web Nähe zuzulassen, zuzuhören, neugierig zu sein, loslassen zu können und auf Augenhöhe zu kommunizieren. Ohne diese Bereitschaft werden sich die großartigen Potenziale dieser besonderen Interaktion nie erschließen lassen. Dazu bedarf es viel Vertrauen und Lust auf soziale Kontakte. Denn anders als von Offlinern gerne kolportiert wird, ist das Netz voller wunderbarer Menschen, die einander bereichern und helfen. Ich habe viele der virtuellen Kontakte mittlerweile auch im realen Leben kennengelernt und bin bislang nur selten enttäuscht worden. Mit ein bisschen Empathie entwickelt man ein gesundes Gespür, ob man eine gemeinsame "Welle" hat.


Es wird derzeit viel von der "Digitalisierung" geredet, die unser gewohntes Leben angeblich auf den Kopf stellt. Wie siehst du das? Wird alles anders durch die Digitalisierung? Was wird anders? Und ist das gut oder schlecht oder weder noch?
Die Digitalisierung stellt unser Leben nicht auf den Kopf. Sie verändert es punktuell. Und immer nur so weit, wie wir das selbst zulassen. Wichtig ist es, bewusst mit der Digitalisierung umzugehen. Wie und an welchen Stellen kann ich sie sinnvoll für mich einsetzen? Nicht jeden digitalen Trend muss man mitmachen. Allein aus beruflicher Neugier probiere ich fast alles aus. Manche Netzwerke oder Möglichkeiten infizieren mich, andere wiederum lasse ich irgendwann links liegen. Die Digitalisierung ist nicht per se gut oder schlecht. Jeder muss bewusst entscheiden, wie digital er unterwegs sein will. Was sind die Daten die ich wo oder wem gegenüber preis gebe? Entscheidend ist es, sich zu informieren und hin und wieder auch mal das Kleingedruckte der Anbieter zu lesen. Genauso wie ich mündiger Konsument im Lebensmittel- oder Textilbereich bin und hinterfrage, was ich kaufe, esse oder trage, so gilt das auch für die Nutzung digitaler Angebote.

Deine Leidenschaft gilt der nachhaltigen Kommunikation. Was ist eine nachhaltige Kommunikation? Und warum ist sie deines Erachtens der richtige Weg?
Nun, was ist nachhaltige Kommunikation? Schwierig. Nachhaltig ist Kommunikation immer dann, wenn sie wahrhaftig, menschlich und damit am Ende auch (Achtung Buzzword!) authentisch ist. Wenn man Menschen als solche ernst nimmt, dürfte es eigentlich keinen anderen Weg geben. Meine Arbeit in Marketing und Kommunikation ist stark von den bereits ziemlich alten Thesen des Cluetrain Manifests geprägt, das dazu aufruft, Menschen mit ihren Bedürfnissen und Anliegen endlich ernst zu nehmen und als Unternehmen/Marke eine wahrhaftige und belastbare Haltung zu den Dingen zu haben. Ich denke, dass es in den Zeiten digitaler und sozialer Netzwerke keine Alternative zu einer aufrichtigen und den Menschen respektierenden Kommunikation gibt, wenn man langfristig am Markt bestehen will.


Du lebst in Bochum. Das kenne ich nur aus dem Lied von Grönemeyer. Was macht die Stadt heute aus, wo der "Pulsschlag aus Stahl" verhallt ist? Und was sollte ich unbedingt besuchen, wenn es mich einmal dort verschlagen sollte?
Ja, ich lebe in Bochum. Und das sehr gern. Diese Stadt ist vollkommen unterschätzt und ich lade jeden und jede gern ein, hierhin zu kommen. Die Liste der Sehenswürdigkeiten ist lang und man sollte definitiv mindestens ein verlängertes Wochenende mitbringen, wenn man kommt. Ob es die vielen freien Theater oder das Schauspielhaus sind, das über die Grenzen hinaus bekannte Bermuda3eck in dem man abends herrlich versacken kann, das Bergbaumuseum, die Jahrhunderthalle mit dem Westpark, das Planetarium, die Uni, den Stadtpark oder das grün-idyllische Ruhrtal. Hier gibt es für jede und jeden etwas zu entdecken. Vor allem die sehr geerdeten, offenen und äußerst herzlichen Menschen, die jeden Besucher einfach integrieren. Worauf auch immer man Lust hat, ich biete gern an, individuelle Tipps zu geben oder Menschen auch an die Hand zu nehmen und ihnen die Stadt zu zeigen. Hier isses nämlich richtig nett und lebenswert!


M i MA zügelt: A Home for a Day

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Am Wochenende war ich wieder dort. Und am liebsten wäre ich noch viel länger dort geblieben. Es ist so schön da! Wo? In Marks und Udos Apartment 'Hier war Goethe nie' in Weimar. Bald erzähle ich mehr von meinen zwei Reisen in die Bauhaus- und Klassikstadt. Für heute müssen ein paar Impressionen genügen.
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Küchenbilder und blaues Bild (c) Hier war Goethe nie

KW 50 #GrossesKino

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Mit dem obligatorischen Blick zurück wünsche ich allen einen schönen dritten Advent.

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